Lieber JayJay,
was für ein großartiges Projekt Ihr da habt! Wahrscheinlich hast Du DEINEN Verein schon lange gefunden, sagst es aber dem Papsi nicht, damit Euer Projekt weitergeht 😉 Schlauer Schachzug. So würd ich es auch machen.
Ich lehne mich mal ganz weit aus dem Fenster und sage: Es kann natürlich nur einen Verein geben. Und das ist die wunderbare Fortuna aus Düsseldorf 😉
Den Satz “Man kann sich seinen Verein nicht aussuchen!” hast Du sicher schon öfter gehört. Ist natürlich völliger Quatsch. Aber bei mir – und meinem aktuell 13 Jahre alten Sohn – war es so. In meinem Pass steht unter Geburtsort “Düsseldorf”. Ich habe da zwar nie gewohnt, aber immer in unmittelbarem Umkreis davon.
Ich mag Düsseldorf einfach. Und daher wohl dann auch die Fortuna. In Deinem Alter wurde ich immer mal mitgenommen zu Fortunaspielen aber so richtig fussballbegeistert war in meiner Familie und im Freundeskreis niemand so wirklich. Aber verfolgt habe ich die Fortuna immer. Eine Zeit lang habe ich Georg Koch immer in der Bahn getroffen. Er fuhr zum Training, ich kam aus der Berufsschule.
Nunja. Kommen wir zurück zu “Wie findet man seinen Verein”.
Im Jahr 2000 kam dann mein Sohn zur Welt. Er war sehr schnell sehr fussballbegeistert. Kickte in jeder freien Minute in Schule, Verein und Freizeit. Und er sammelte leidenschaftlich gerne Match Attax Karten. Jede Saison. Er kannte jeden Bundesliga-Spieler. Mit seinem Match Attax Wissen hätte er es locker zu “Wetten, Dass…?” geschafft. Er konnte Spieler besser auswendig lernen als Vokabeln. Soviel ist sicher.
Schnell war mir klar, dass ich was tuen musste. Sein fussballerisches Umfeld war gerprägt von Gladbach- und Bayernfans. Ich kriegte Panik. “Nicht, dass das Kind noch Gladbachfan wird” dachte ich mir.
Okay. Er war schon lange alt genug für den ersten Stadionbesuch. “Auf zur Fortuna!”. Rasen riechen. Stadionluft schnuppern. Alles mitnehmen. Ich suchte also ein möglichst harmloses Spiel aus dem Spielplan und so saßen wir am 06.10.2007 zum ersten Mal gemeinsam im Familienblock der LTU-Arena. Um uns rum 10.698 andere Fortunafans. Puuh. Willkommen im grauen Regionalliga-Alltag. Ob meinen Sohn das überzeugen wird? Damals ging es gegen Rot-Weiss Ahlen und Fortuna lag auf einem aussichtsreichen 4ten Tabellenplatz – hinter Kickers Emden und dem Wuppertaler SV. Man teilte sich diese Regionalliga Nord mit Vereinen wie dem VfB Lübeck, Verl oder Babelsberg. Aber auch langjährige Weggefährten wie Eintracht Braunschweig oder Union Berlin waren damals schon dabei.
Interessant beim Spiel gegen Ahlen war übrigens die Tatsache, dass Ahlen in Minute 79 einen gewissen Marco Reuss einwechselte und Kevin Großkreutz in der Startelf Ahlens stand. Aber das nur am Rande. In Minute 55 schoss Marco Christ das Führungstor für unsere Fortuna. Und von da an war es um meinen Sohn geschehen. Das Spiel endete 1:1 und am Saisonende stiegen Ahlen und Oberhausen auf. Fortuna blieb der undankbare 3te Platz und ein weiteres Jahr in den Untiefen des deutschen Fussballs.
Von diesem Spiel an gingen wir regelmäßig zur Fortuna und sahen gemeinsam viele schlimme Spiele mit teilweise vierstelligen Zuschauerzahlen fernab von der glänzenden Bundesligawelt. Teilweise fragte ich mich, warum ich meinem Sohn all das antue. Aber es waren auch sehr viele wunderbare Momente dabei. Unvergessen das Aufstiegsspiel in die zweite Liga gegen die zweite Mannschaft von Werder Bremen. Wieder war Marco Christ beteiligt, der zu diesem Zeitpunkt bereits lange der Lieblingsspieler meines Sohnes war.
Mein Sohn hätte sich sicher auch fussballerisch attraktivere Vereine aussuchen können, aber wir blieben – zum Glück – immer der Fortuna treu. Egal in welcher Liga sie auch spielte. Egal wie grottig der Fussball war. Wir sahen Gruselfussball im Niederrheinpokal (Die Finalniederlage gegen Rot-Weiß Essen verarbeite ich heute noch) aber auch DFB-Pokal-Krimis gegen den BVB. Und natürlich wollen wir auch die ganzen traumhaften Erstrundenbegegnungen im XXX-Pokal nicht vergessen! Regionalliga, 3te Liga, 2te Liga, Bundesliga – alles war dabei. Eine Achterbahnfahrt. Keines dieser Spiele wollen wir missen (ok – hier hab ich wohl ein wenig geflunkert). Mein Sohn musste dafür zwar immer viel Häme und Spott einstecken, trug aber unbeirrt und stolz sein Fortunatrikot. Egal wie schlecht es dem Patient Fortuna ging. “Fortuanfan sein” heisst halt auch “leidensfähig sein”. In vielerlei Hinsicht. 🙂
Und sind wir mal ehrlich: Fast nichts ist schöner als ein Aufstieg. Ein Bayernfan wird diese Freude nie erleben. Daher warten wir nun unbeirrt auf unsere dritten Aufstieg. Hoffentlich diesmal ohne Drama. Einfach nur aufsteigen. Aber bei Fortuna ist das wohl undenkbar. Und auch dafür lieben wir halt diesen Verein.
So wurde mein Sohn also Fortunafan. Ich hatte mir das schwerer vorgestellt, aber ab und an sagt er: “In meinem Pass steht bei Geburtsort halt Düsseldorf”
(Gerne erzähle ich hier die Geschichte, wie ich seine Mutter extra noch über den Rhein fuhr, damit mein Sohn ein Düsseldorfer wird. Aber das führt hier jetzt sicher zu weit ;-))
Welcher Verein auch immer bei Dir am Ende rauskommt … ich wünsche Dir viel viel Spaß bei der Suche und freue mich schon jetzt auf Eure nächste Geschichte.
Rot-weiße Grüße,
Dirk
Dirk findet ihr übrigens hier auf Twitter. Vielen Dank!