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Die Cheops-Pyramide weist einige unerklärliche Eigenschaften auf. Eine mögliche Lösung wäre, dass es sich vielleicht um ein astronomisches Bauwerk handelt, natürlich nicht von Außerirdischen, wie auch einige behaupten, sondern von den alten Ägyptern selbst. Darauf gibt es vielversprechende Hinweise, die uns unsere Einschätzung des Wissensstands der Ägypter überdanken lassen müssten – wenn sie denn wahr sind.
Genaue Ausrichtung in Richtung Norden
Die Pyramiden von Gizeh, besonders die Cheops-Pyramide, sind schon so sehr beeindruckend, letztere war über 1.250 Jahre lang das höchste Gebäude der Welt, als sie gebaut wurde, wandelten noch Mammuts auf der Erde. Doch noch interessanter und auch beeindruckender wird sie, wenn man sie sich mal etwas genauer ansieht.
Die Cheops-Pyramide ist nämlich fast exakt Richtung Norden ausgerichtet, die Abweichung beträgt gerade einmal drei Bogenminuten, das sind 0,05° und nur etwa ein Zehntel des scheinbaren Durchmessers des Mondes oder in etwa die Ausmaße des Hubble Deep Fields. Das ist also wirklich sehr genau.
So genau, dass wir nicht wissen, wie bereits die alten Ägypter zu einer so exakten Ausrichtung fähig waren. Noch rätselhafter ist, dass alle acht Pyramiden, die auf dem Plateau von Gizeh gebaut sind, sehr genau nach Norden ausgerichtet sind, wenn auch nicht ganz so genau wie die Cheops-Pyramide.
Unerklärliche Abweichungen
Es wird jedoch noch rätselhafter. Die Abweichungen von der nördlichen Ausrichtung ist nicht immer gleich, sondern variiert. Zudem weichen die früher gebauten Pyramiden leicht in Richtung Osten von der Nord-Süd-Achse ab, die jüngere Pyramiden hingegen in Richtung Westen.
Das kann dann wirklich kein Zufall sein, beziehungsweise es ist wirklich extrem unwahrscheinlich, dass es sich dabei um Zufall handelt. Daraus folgt, dass sich auch die Ägypter schon in irgendeiner Form mit Astronomie und Himmelskunde beschäftigt haben müssen, denn nur so hätten die die Himmelsrichtungen so exakt bestimmen können.
Bisher ging man davon aus, dass sie die Bewegung der großen Gestirne am Himmel genutzt hätten, etwa den Sonnenaufgang, denn der ist immer gleich und findet im Osten statt. Kennt man Osten und Westen, so kann man auch leicht Norden und Süden herausfinden.
Doch die unterschiedlichen Abweichungen widersprechen dem eindeutig, bei etwas Periodischem wie dem Sonnen- oder Mondaufgang müsste der Fehler immer gleich groß sein. Auch die unterschiedliche Ausrichtung älterer und jüngerer Pyramiden lässt sich dadurch nicht erklären.
Als der Nordstern noch kein Nordstern war…
Bleibt noch der Polarstern, an dem immerhin auch Seefahrer die Himmelsrichtungen bestimmt haben. Er ist sehr genau auf den Himmelsnordpol ausgerichtet, die Erdachse zeigt also sehr genau auf ihn. Dreht sich die Erde um diese Achse, scheint der Polarstern daher still zu stehen, während alle anderen Sterne ihn umkreisen.
Doch auch Sterne bewegen sich langsam, ein Polarstern ist demnach nicht auf ewig ein Polarstern, irgendwann driftet er ab und vielleicht kommt dann der nächste Polarstern. Aktuell meinen wir den Stern α Ursae Minoris, wenn wir vom Polarstern sprechen, wir nennen ihn auch Polaris. Er besteht aus insgesamt drei Komponenten und ist recht hell, in den letzten paar Jahrzehnten und Jahrhunderten war er ziemlich genau auf die Erdachse ausgerichtet.
Doch rechnet man weiter in die Vergangenheit oder auch in die Zukunft, dann wird α Ursae Minoris nicht immer unser Polarstern sein und war es auch nicht immer. Ab dem Jahr 2102 wird er sich etwa wieder vom Himmelsnordpol entfernen und zur Zeit der Ägypter und des Baus der Cheops-Pyramide stand er noch gar nicht in dieser Region.
Präzession als Hilfsmittel
Doch auch damals gab es wohl Sterne, mit denen man den Norden hätte bestimmen können, wenn auch keinen richtigen Polarstern. Das liegt allerdings nicht an der Eigenbewegung der Sterne, sondern tatsächlich an der Erde, denn auch die Erdachse ist nicht unveränderlich – sie taumelt wie ein Kreisel, dieser Zyklus nennt sich Präzession und dauert 26.000 Jahre.
Dies führt dazu, dass sich im Jahre 2476 v. Chr. zwei Sterne so gegenüber standen, dass der Himmelsnordpol genau auf ihrer Verbindungslinie stand. Dabei handelt es sich zum einen Roten Riesen namens Kochab, er war zur Zeit der arabischen Astronomie Polarstern und rückte dann ebenfalls aufgrund der Präzession von diesem Punkt ab.
Der andere Stern, also der Stern, dem Kochab gegenüber stand, heißt Mizar. Mizar ist vermutlich ein Doppelstern und für sich schon sehr interessant, so ist etwa ungeklärt, ob ein weiterer Stern namens Alkor nur zufällig in der Nähe von Mizar steht oder an ihn gebunden ist. Mizar leuchtet aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung weiß-bläulich und war damals ebenfalls gut zu beobachten.
Ein ägyptischer Sternforscher hätte anhand von Kochab und Mizar also den Himmelsnordpol bestimmen können, indem er einfach den unsichtbaren Punkt festlegt, den Kochab und Mizar gemeinsam umkreisen. Mit dieser Methode hätte man den Himmelsnordpol mit genügender Genauigkeit bestimmen können.
Mehrere Probleme gelöst
Diese Betrachtung würde mehrere Probleme lösen, denn die langfristige scheinbare Veränderung der Position von Mizar und Kochab würden erklären, warum die Ägypter den Himmelsnordpol später etwas anders gemessen hätten als früher und dem entsprechend die alten Pyramiden in entgegengesetzte Richtung abweichen wie die neuen.
Es würde natürlich ebenfalls erklären, wie die Cheops-Pyramide und auch die anderen Pyramiden von Gizeh überhaupt so genau auf den Himmelsnordpol ausgerichtet werden konnten. Doch sollten die Ägypter tatsächlich auf diese Weise den Himmelsnordpol bestimmt haben, dann wussten sie nicht nur viel mehr über Astronomie, als wir denken.
Durch diese Konstellation ließe sich auch der Bau der Cheops-Pyramide genauer datieren, bisher ist die Chronologie der damaligen Hochkultur sehr lückenhaft und vor allem ungenau, teils schwanken die Zeitangaben um über 100 Jahre – mit der neuen These sind es nur noch fünf Jahre. Dies ermöglicht eine Präzisierung der gesamten Geschichte des Mittelmeerraums.
Beweis der These schwierig
Das klingt schon sehr bedeutend und ist es natürlich auch. Doch diese These dürfte schwierig zu beweisen sein, denn es sind kaum Schriften überliefert. Man vermutet, dass es Zeremonien gab, in denen der noch amtierende Pharao seine spätere Grabstätte einweihte. Dabei wäre auch die Position der Pyramide berücksichtigt worden.
Würde man Aufzeichnungen solcher Zeremonien, vielleicht sogar für die Cheops-Pyramide, finden, so könnte man nach dort auch nach Angaben zur Bestimmung der Position suchen – dort könnte man den Beweis dafür finden, dass die Ägypter schon ausgeprägte Astronomie betrieben haben.
Einige Forscher gehen sogar noch weiter. Die Anordnung der Pyramiden entspricht in etwa dem Sternbild Orion – sie könnten eine Abbildung des himmlischen Orion auf Erden sein. Die Cheops-Pyramide stünde dabei für einen Gürtelstern des Sternbildes. Das gilt jedoch noch mindestens als umstritten. Es gibt also noch viele Rätsel rund um die Cheops-Pyramide.