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Die Drake-Gleichung und ausgefallenere Erklärungen für das Fermi-Paradoxon

Die Drake-Gleichung und ihre Lösung(en)

Mit der Drake-Gleichung lässt sich die Anzahl außerirdischer Zivilisationen in unserer Galaxis abschätzen. Das Ergebnis: Die Milchstraße könnte ein kosmischer Zoo sein. Doch das steht in Widerspruch zu unseren Beobachtungen, denn wir haben bis jetzt noch kein Kontakt aufgenommen. Wo sind sie also alle? Liegt die Drake-Gleichung falsch?

Die längste Zeit über – lange vor der Drake-Gleichung, dachte man eigentlich, dass überall außerirdisches Leben existiert. Wieso, fragte man sich, sollte Gott schließlich einen Planeten erschaffen, der dann von niemandem bewohnt wird? So hielt man den Mond, die Planeten und sogar die Sonne für bewohnt. Auf dem Mars vermutete man Moose und Flechten bis in die 70er, als die ersten Raumsonden dort landeten.

Zu diesem Zeitpunkt wusste man jedoch, wie unglaublich unwahrscheinlich es doch ist, dass auf einem zufälligen Himmelskörper intelligente Spezies wie wir leben. Doch bei so vielen Sternen und Planeten muss es dort draußen selbst bei einer verschwindend geringen Wahrscheinlichkeit einige Spezies geben, mit denen wir theoretisch Kontakt aufnehmen könnten. Ein Lotto-Gewinn ist schließlich auch unwahrscheinlich und doch gewinnt fast jede Woche jemand den Jackpot.

Doch wie viele sind es nun? Das fragte man sich im Jahr 1961 und präsentierte auf einer internationalen Konferenz von Wissenschaftlern im US-amerikanischen Green Bank die sogenannte Drake-Gleichung, auch Green-Bank-Formel oder SETI-Gleichung genannt. Entwickelt wurde sie von Frank Drake, als die ersten Botschaften ins All gesendet wurden und riesige Radioteleskope den Himmel abhorchten, fragte er sich, wie groß denn die Erfolgschancen wären – die Geburtsstunde der Drake-Gleichung.

Wie funktioniert die Drake-Gleichung?

Nun ja, diese Frage setzt erst mal voraus, dass die Drake-Gleichung denn funktioniert. Sie sieht so aus:

Astronomie und Raumfahrt | Die Drake-Gleichung und ausgefallenere Erklärungen für das Fermi-Paradoxon | die drake gleichung und ihre loesungen

Das sieht nun sehr kompliziert aus, aber das ist es eigentlich gar nicht. Ich möchte hier einmal genau erklären, was die einzelnen Faktoren der Drake-Gleichung überhaupt bedeuten.

N: Kontaktwillige und -fähige Zivilisationen in der Milchstraße

Schon hier gibt es zahlreiche falsche Berichte. Die Drake-Gleichung berechnet nicht die Anzahl der intelligenten Zivilisationen. Zunächst berechnet sie die Anzahl der Zivilisationen, mit denen wir Kontakt treten können. Das beinhaltet natürlich nur Zivilisationen innerhalb der Milchstraße, denn über intergalaktische Entfernungen brauchen Signale viele Millionen Jahre.

Zudem legt es die Definition einer intelligenten Zivilisation sehr eng aus, sie muss in der Lage sein Signale ins All zu schicken und zu empfangen. Wir Menschen wären demnach also erst seit 50 Jahren eine intelligente Zivilisation im Sinne der Drake-Gleichung.

R*: Jährliche Sternenentstehungsrate der Milchstraße

Diese Zahl beschreibt die Anzahl der neu entstandenen Sterne in der Milchstraße pro Jahr. Auch da ist natürlich ein Problem, denn nicht jeder Stern, der neu entsteht, muss für Leben geeignet sein. So gibt es zum Beispiel die Überriesen, das sind Sterne, die viel massereicher sind als die Sonne. Sie strahlen allerdings nur wenige hunderttausende oder Millionen Jahre und legen dann schnell stark an Leuchtkraft zu.

Ein bewohnbarer Planet wäre hier also nur sehr kurz bewohnbar, viel zu kurz für die Entstehung von Leben. Zum Glück sind nur fünf Prozent der Sterne deutlich massereicher als die Sonne.

Aber auch zu kleine Sterne sind schwierig, denn sogenannte Rote Zwerge strahlen zwar Billionen Jahre, sind allerdings sehr aktiv und setzen ihre Planeten tödlichen Mengen Strahlung aus. Rote Zwerge machen ganze 80% der Sterne der Milchstraße aus, die Menge der bewohnbaren Planeten hängt also ganz entscheidend von der Bewohnbarkeit der Planeten Roter Zwerge ab.

Zudem sind über die Hälfte der Sterne Doppel- oder Mehrfachsterne, einige umkreisen sich so eng, dass ein Planet nur beide Sterne umkreisen kann wie etwa Kepler-34b. Solche zirkumbinären Planeten haben vielleicht aber gar keinen stabilen Orbit. Wir sehen, hier sind noch viele Unbekannte. Aber letztlich fließen diese Faktoren alle in die Anzahl der bewohnbaren Planeten pro Stern ein.

fp: Sterne mit Planeten

Zum Zeitpunkt der Vorstellung der Drake-Gleichung war dieser Faktor völlig unbekannt, man wusste noch gar nicht sicher, ob andere Sterne überhaupt Planeten haben. Seit der ersten offiziellen Entdeckung eines Exoplaneten, also eines Planeten außerhalb des Sonnensystems, im Jahre 1995 wurden jedoch tausende weitere entdeckt. Mittlerweile geht man davon aus, dass fast jeder Stern von Planeten umkreist wird.

ne: Planeten pro Stern in der bewohnbaren Zone

Natürlich kann aber nicht auf jedem Planeten Leben entstehen, er muss zum Beispiel in der sogenannten bewohnbaren Zone kreisen. Dort können die Temperaturen flüssiges Wasser ermöglichen, Planeten, die zu weit entfernt sind, sind zu kalt, Planeten, die zu nahe sind, sind zu heiß.

Tatsächlich sind schon einige Planeten in der bewohnbaren Zone entdeckt worden, man vermutet, dass etwa jeder sechste Stern in der Milchstraße einen Gesteinsplaneten in der bewohnbaren Zone haben könnte.

fl: Planeten, auf denen Leben existiert

Jetzt geht´s ans Eingemachte: Nicht alle Planeten in der bewohnbaren Zone können Leben ermöglichen. In unserem Sonnensystem liegen nach der weiteren Definition die Venus, die Erde und der Mars in der bewohnbaren Zone. Wirklich bewohnbar ist aber wohl nur die Erde. Ein Planet muss eben auch die richtige Atmosphäre, ein Magnetfeld, die richtige Größe und einiges mehr mitbringen. Die bewohnbare Zone ist nur ein Kriterium.

Und selbst, wenn die Bedingungen für Leben gegeben sind, muss es dann unbedingt entstehen? Das wissen wir einfach nicht, denn wir kennen ja nur die Erde und hier ist es kein Wunder, dass Leben entstanden ist: Wäre es das nicht, könnten wir uns die Frage nicht stellen.

Allerdings ist auf der Erde das Leben sehr schnell entstanden, eigentlich direkt nachdem die Bedingungen dafür gegeben waren. Das kann Zufall sein, deutet jedoch eher darauf hin, dass die Entstehung von Leben kein besonderer Zufall ist, sondern eigentlich früher oder später passiert, wenn die Bedingungen passen.

fi: Planeten mit intelligentem Leben

Auch das ist ein kritischer Punkt. Wie wahrscheinlich ist die Entwicklung intelligenten Lebens? Entsteht Intelligenz immer, wenn das Leben nur genug Zeit hat oder ist es etwas Besonderes? Die Erde hat im Laufe ihrer Existenz etwa 50 Milliarden Arten hervorgebracht, von ihnen hat jedoch nur eine Intelligenz entwickelt und selbst die lässt zu wünschen übrig. Der Übergang von komplexen zu technischen Lebensformen könnte somit eine große Herausforderung sein.

fc: Intelligente Spezies mit Interesse an Kontaktaufnahme

Nun wird die Drake-Gleichung noch hypothetischer: Wie verhalten sich außerirdische Zivilisationen? Schon auf der Erde gibt es völlig verschiedene Kulturen, eine außerirdische Spezies könnte uns vollkommen fremd sein und ein ganz anderes Wertesystem haben. So gab es etwa Inuitstämme, bei denen es üblich war, seine eigenen Eltern zu töten, sobald sie eine Last für die Gruppe darstellen.

Wir – und auch ich – empfinden das als abstoßend, doch wer sagt, dass wir Recht haben? Moral ist kulturell bedingt und lässt sich nicht bewerten, zu meinen, dass unsere Kultur die einzig mögliche im Universum ist, scheint eine der arroganten Annahmen zu sein, die sich in der Wissenschaftsgeschichte meist als falsch herausstellten.

Wir haben den Trieb, das Universum zu erforschen und nach anderen Lebensformen zu suchen. Doch vielleicht kommen Außerirdische gar nicht auf die Idee, dass es noch andere gibt oder sie interessieren sich gar nicht für uns. Die Drake-Gleichung muss das berücksichtigen.

L: Lebensdauer einer intelligenten Zivilisation

Eine Zivilisation, die nicht mehr existiert, steht natürlich auch nicht für eine Kontaktaufnahme zu Verfügung. Und über die Stabilität einer Zivilisation können wir wohl ein Lied singen. Wir senden erst seit 50 Jahren Signale ins All. Und jetzt denkt an All die Grausamkeiten, die wir in dieser Zeit fabriziert haben, an Pandemien, die Klimakrise und Atomwaffen. Vielleicht haben die meisten Zivilisationen ihre beste Zeit hinter sich.

Zudem haben auch Sterne eine begrenzte Lebensdauer und auch Naturkatastrophen könnten die Lebensdauer einer Zivilisation begrenzen. Das würde unsere Chance zur Kontaktaufnahme natürlich drastisch senken.

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Letztlich hat es Sheldon Cooper in The Big Bang Theory also recht gut ausgedrückt: Die Drake-Gleichung multipliziert immer kleine werdene Faktoren.

Das Ergebnis

Die Formel an sich scheint also durchaus solide zu sein. Doch eine Berechnung zu finden ist das eine, sie durchzuführen das andere. Denn natürlich braucht man auch Zahlen, die man für die Faktoren einsetzen kann. Und da sieht es schwierig aus.

Die Sternenentstehungsrate ist mittlerweile recht gut bekannt, in der Milchstraße entstehen pro Jahr zwischen vier und 19 Sterne. Spätestens bei der Anzahl bewohnter Planeten haben wir jedoch schlicht und einfach keine Zahlen. Doch hier können Simulationen nachhelfen, die der Gesetzmäßigkeit der Drake-Gleichung unterliegen.

Dabei simulierte man eine Galaxie wie unsere und gab verschiedene Wahrscheinlichkeiten für die Entstehung von Leben an. Das machte man sehr häufig und mittelte dann das Ergebnis, also die Anzahl außerirdischer Zivilisationen. Geht man davon aus, dass erdähnliche Planeten häufig sind (was Daten von Weltraumteleskopen wie Kepler nahelegen) und dass die Entwicklung von komplexen Leben eine Hürde ist (was die irdische Evolution nahelegt), dann kommt man trotz dessen noch auf ganze 31.573,52 technische Zivilisationen in der Milchstraße, ±20 Zivilisationen.

Natürlich muss man mit solchen Zahlen extrem vorsichtig sein, doch letztlich ist die genaue Zahl der Zivilisationen auch irrelevant, solange sie größer als eins ist, führt sie so oder so zu einem Problem.

Kolonisieren Zivilisationen die Galaxis?

Völlig egal, ob es nun zehn, 30.000 oder vier Millionen Zivilisationen in der Milchstraße gibt (was auch mögliche Lösungen der Drake-Gleichung sind), einige von ihnen sind sicher deutlich älter als die Menschheit und dementsprechend weiter entwickelt. Schließlich ist unsere Milchstraße zehn Milliarden Jahre alt.

Diese Zeit genügt einer intelligenten Zivilisation, um die Galaxis vollständig zu kolonisieren. Selbst mit für die Menschheit in den nächsten Jahrzehnten erreichbaren Antrieben würde eine Durchquerung der Milchstraße nur zehn Millionen Jahre dauern, also nur ein Tausendstel ihrer Existenz.

Wieso haben wir also noch keine außerirdische Zivilisation gefunden, welche die Galaxis kolonisiert hat? Selbst bei nur einer Zivilisation müsste das doch nach so langer Zeit gegeben sein. Wo sind die Aliens?

Wo sind die Aliens?

Schon der Physiker Enrico Fermi stellte beim Mittagessen die Frage:

„Where is anybody?“

Enrico Fermi

Damit meinte er nicht seine Kolleg*innen, sondern tatsächlich außerirdische Lebensformen. Seitdem ist der oben geschilderte Widerspruch den meisten Wissenschaftler*innen als das Fermi-Paradoxon bekannt. Irgendeine Annahme, von der wir bisher ausgehen, die wir also voraussetzen, muss falsch sein. Entweder gibt es keine intelligenten Zivilisationen oder sie kolonisieren nicht die Milchstraße oder wir sehen sie aus unerfindlichen Gründen nicht. Für jede der drei Optionen gibt es verschiedene mögliche und mehr oder minder wahrscheinliche Gründe – widerlegt oder bewiesen werden konnte bisher jedoch keiner.

Die Seltene-Erde-Theorie

Die Seltene-Erde-Theorie verfolgt den Ansatz, dass wir in unserer Milchstraße die einzige intelligente Zivilisation sind. Wenn Leben so selten ist, sind wir halt einfach die ersten und deshalb hat auch noch niemand die Galaxis kolonisiert – so weit, so logisch. Diese Theorie geht davon aus, dass die für die Entstehung intelligenter Lebewesen benötigten Bedingungen noch viel, viel komplexer sind als wir denken. Statt anzunehmen, dass Leben sofort entsteht, sobald ein Planet flüssiges Wasser und eine lebensfreundliche Atmosphäre beherbergt, werden zusätzliche Bedingungen postuliert ohne deren Erfüllung die Entstehung Leben oder intelligentem Leben von unmöglich sei. So meint man etwa, weitere Bedingungen wären:

  • Das Vorhandensein eines großen Mondes, der die Rotationsachse stabilisiert. Die Entstehung eines solchen bei der Erde war durch eine Kollision bedingt und somit reiner Zufall.
  • Die Existenz eines großen Gasplaneten in unmittelbarer Nachbarschaft, der Asteroiden und Kometen durch seine Gravitation abwendet.
  • Die Lage in einem Spiralarm außerhalb von Kugelsternhaufen und dem galaktischen Zentrum mit zu hoher Sterndichte und Kollisionswahrscheinlichkeit.
  • Genügend Masse für ein dauerhaft geschmolzenes Inneres und eine Plattentektonik.
  • Keine zu tiefen Ozeane und einen Kohlenstoffkreislauf. Zu tiefe Ozeane würden amorphes Eis bilden, welches den Austausch von Stoffen zwischen Wasser und Meeresboden behindert.
  • Ausbleiben von großen planetaren Katastrophen über Milliarden von Jahren.
  • Entwicklung von Kommunikation, Schrift und eines Greifmechanismus.

All diese Bedingungen sind so komplex und unwahrscheinlich, dass es laut der Seltene-Erde-Theorie bisher nur eine intelligente Zivilisation in der Milchstraße gibt. Eine Drake-Gleichung, welche dies alles berücksichtigt und als elementar notwendig annimmt, resultiert natürlich in nur einer technischen Spezies in der Galaxis.

Letztlich ist das alles aber auch nur eine willkürliche Annahme, es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass intelligente Lebensformen zwangsläufig so sein müssen wie wir – eine der klassisch menschenzentrierten Aussagen, die sich wissenschaftshistorisch meist als falsch herausstellten. Vielleicht kommen andere Zivilisationen ohne Schrift klar, vielleicht leben sie ja auf Monden oder im Wasser – vielleicht bestehen sie nichtmal aus Kohlenstoff. Wir wissen es nicht, aber die Seltene-Erde-Theorie gilt aufgrund der hohen Anzahl willkürlicher Annahmen häufig kritisiert.

Ist galaktische Kolonisierung unmöglich?

Wenn es also doch mehrere intelligente Zivilisationen gibt, vielleicht gibt es bei der Kolonisierung der Galaxis ein grundlegendes Problem, welches wir noch nicht kennen und somit nicht in die Drake-Gleichung eingebaut haben.

Einige behaupten etwa, dass interstellares Reisen grundsätzlich unmöglich ist. Nach unserem derzeitigen Wissensstand gibt es dafür keinen Grund, wir haben diverse Konzepte für interstellares Reisen entwickelt. Eine Spezies, die viele Millionen Jahre lebt, entwickelt aus unserer Perspektive sicherlich die Fähigkeit zum interstellaren Reisen. Aber sicher ist sich da natürlich niemand. Die Drake-Gleichung könnte vollkommen korrekt sein, die Zivilisationen wären halt einfach zu weit entfernt, um sich je zu treffen, da kaum jemand interstellares Reisen beherrscht.

Als möglichen Grund dafür führen einige das sogenannte Energiedilemma an: Je intelligenter eine Zivilisation ist, desto mehr Energie benötigt sie, um sich überhaupt am Leben zu halten. Eine zu interstellaren Reisen fähige Zivilisation müsste sehr komplex sein und unglaubliche Mengen an Energie benötigen, nur um zu bestehen. Für Luxusprojekte wie interstellares Reisen wäre nichts mehr übrig. So könnte niemand je die notwendige Energie für interstellare Raumflüge aufbringen.

Alles in einem erscheint das dennoch nicht besonders wahrscheinlich, wenn selbst wir Machbarkeitsstudien für interstellare Raumflüge aufstellen können, was können dann Spezies, die uns um Jahrmillionen voraus sind und Energie vielleicht auch einfach ganz anders nutzen können als wir? Spezies des Typs II oder III auf der Kardashow-Skala stünden quasi unbegrenzte Energiereserven zur Verfügung.

Eine realistischere Möglichkeit wäre jedoch, dass galaktische Kolonisation nur in einem gewissen Rahmen machbar ist, demnach würden bei der Kolonisation des Weltalls unterschiedliche Kolonien ganz unterschiedliche Wege gehen und abgeschottet voneinander leben. Für jede Kolonie bestünde eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass sie stagniert oder dass sie weiter expandiert. Liegt diese Wahrscheinlichkeit nahe einem gewissen Wert, sind manche Regionen der Galaxis kolonisiert, manche bleiben jedoch für immer leer. In einer solchen Region könnten wir leben.

Der Große Filter – we´re rare, we´re first or we´re fucked.

Oder aber es ist ganz anders: Es gibt eine große Hürde auf dem Weg zu einer Zivilisation, die galaktische Kolonisation betreiben kann. Diese hypothetische Hürde wird der Große Filter genannt, denn er würde den Großteil der Zivilisationen ausscheiden lassen bevor sie diese Entwicklungsstufe erreichen – vielleicht sogar alle. Eine Variante ist die sogenannte Ungeziefertheorie, demnach würde eine zu weit fortgeschrittene und aggressive Zivilisation sich durch einen Atomkrieg oder eine andere Katastrophe selbst vernichten, bevor sie die Stufe der interstellaren Raumfahrt erreicht. Es wird davon ausgegangen, dass intelligente Lebewesen grundsätzlich böse sind und die Steigerung von Intelligenz somit nicht von Vorteil für die Art. Schauen wir einmal auf uns, wird klar: Nicht die unwahrscheinlichste Option.

Bild einer Atombomben-Explosion

Ein weiterer Großer Filter könnte das sogenannte Kessler-Syndrom sein, durch zu viel Weltraumschrott im Orbit würde ein Teufelskreis in Gang gesetzt, der den erdnahen Weltraum zu einer undurchdringlichen Barriere machen würde – die Raumfahrt fände ein jähes Ende. Eine Zivilisation, die am Großen Filter scheitert, kann die Galaxis nicht kolonisieren. Die Seltene-Erde-Theorie geht im Grunde ebenfalls von einem Großen Filter aus, allerdings von einem Filter, den wir schon hinter uns haben (die Entstehung komplexen Lebens).

Doch wir könnten ihn auch noch vor uns haben: Die Klimakrise, moderne Kriegsführung oder gefährliche Technologien. Die Drake-Gleichung berücksichtigt keinen Großen Filter, unsere Chance zur Kontaktaufnahme fielen um Größenordnungen geringer aus, würden sich fast alle Spezies selbst vernichten.

Uns bleiben also drei Möglichkeiten: Entweder wir haben das Unmögliche möglich gemacht, indem wir durch einen einmaligen Zufall den Großen Filter durchbrochen haben oder wird sind zumindest die ersten, die diese Entwicklungsstufe erreicht haben – oder aber wir sind nur eine von Milliarden Spezies, die vor uns kamen, und sich auf dieselbe Weise wir wir selbst von der kosmischen Landkarte entfernt haben. We´re rare, we´re first or we´re fucked.

Tödliche Raumsonden

Vielleicht sind Außerirdische aber auch genau so kolossale Arschlöcher wie wir. Sie könnten Schwärme sich selbst replizierender Sonden bauen und die Galaxis von etwaigen Konkurrenten säubern, sogenannte Von-Neumann-Sonden. Wenn sie sich alle 100 Jahre replizieren, gäbe es nach 10.000 Jahren ganze 1,268·1030 Sonden, das entspricht über einer Quintillionen.

Solche Sonden könnten eingesetzt werden, um andere Zivilisationen zu vernichten, womöglich noch bevor sie technische Intelligenz entwickeln. Die Aliens könnten sich somit der Konkurrenz um Ressourcen entledigen. Das würde erklären, wieso wir niemanden finden, Wir hätten allerdings großes Glück, keiner der Sonden begegnet zu sein. Unsere Galaxis müsste voll davon sein.

Womöglich rotten Aliens andere Aliens auch unabsichtlich als eine Art „Nebeneffekt“ aus, wenn sie Planeten terraformen, also für sich bewohnbar machen. Die vorherige Biosphäre würde dadurch vernichtet. Nicht umsonst sterilisieren wir alle unsere Raumsonden, die wir beispielsweise zum Mars oder zu den Jupitermonden schicken – mögliche Außerirdische wären irdischen Krankheitserregern schutzlos ausgeliefert.

Die absichtliche Vernichtung mag unwahrscheinlich klingen, doch niemand von euch wird wohl versichern können, dass wir Menschen sowas nicht täten, wenn es um Ressourcen und Geld geht. Die Drake-Gleichung berücksichtigt allerdings nicht, dass eine einzige Zivilisation vielleicht alle anderen ausrotten könnte und die Chance zur Kontaktaufnahme somit sinkt.

Der Dunkle Wald

Eine Galaxis voller Todessonden klingt sehr gefährlich. Vielleicht wäre es der beste Weg, dafür zu sorgen, dass man tunlichst nicht entdeckt wird. Es könnte viele Zivilisationen in der Milchstraße geben, die sich aber einfach tarnen, um von potentiellen aggressiven Außerirdischen nicht gesehen zu werden. Jede Zivilisation würde sich möglichst ruhig verhalten, denn niemand weiß, was die anderen wollen und niemand weiß, ob sie einem selbst vielleicht überlegen sind. Und herausfinden möchte es auch niemand.

Demnach wären wir Menschen kosmische Amateure, denn wir zeigen uns der Galaxis regelrecht nackt: Wir schicken Botschaften ins All, auf denen Außerirdische die Position der Erde, die menschliche Anatomie, die Ressourcen unseres Planeten, aber auch die komplette menschliche Technologie sehen könnten. Wir zeigen ihnen also geradezu, wo sie suchen müssen. Kein Witz, auf der Voyager Golden Record, die mit den Voyager-Sonden zu fernen Sternen fliegt, ist sogar folgender Satz verewigt:

„Freunde im Weltraum, wie geht es Euch allen? Habt Ihr schon gegessen? Kommt und besucht uns, wenn Ihr Zeit habt.“

von der Voyager Golden Record

Dem folgt die Position der Sonne im Verhältnis zu 14 Pulsaren und die Anleitung zum Bau eines Abspielgeräts. Es ist praktisch unmöglich, dass diese Platte wirklich mal von jemandem abgespielt wird, aber vielleicht ist es keine gute Idee, solche Dinge über Radiowellen zu versenden.

Die Theorie des Dunklen Walds entspringt übrigens zum Teil der Science Fiction, im Roman „Der Dunkle Wald“ wird das Universum von zahlreichen Zivilisationen bevölkert, die nicht nur Gutes vorhaben. Doch weil jede Spezies weiß, dass die anderen eines Tages dasselbe versuchen könnten, verhält man sich generell ruhig. Die Erde wird von den außerirdischen Trisolariern bedroht, die uns weit voraus sind, doch durch die Drohung, ihre Position ins All zu senden, zwingen wir sie zu Friedensverhandlungen.

Tatsächlich gibt es Überlegungen, uns selbst im Dunklen Wald zu tarnen. Immer, wenn die Erde von einem fernen Stern aus betrachtet vor der Sonne vorbeizieht, bedeckt sie einen Teil des Lichtes der Sonne, so entdecken wir Exoplaneten. Leistungsstarke Laser könnten dies ausgleichen, so wäre die Erde für außerirdische Astronom*innen praktisch unsichtbar. Eine solch geringe Bereitschaft zur interstellaren Kommunikation beinhaltet die Drake-Gleichung nicht. Vielleicht ist es der beste Beweis für die Intelligenz Außerirdischer, dass sie keinen Kontakt mit uns aufnehmen.

Die Sommerschlaf-Hypothese

Sehr weit fortgeschrittene Zivilisationen könnten derzeit Sommerschlaf halten. Gehen wir davon aus, dass eine Zivilisation stark von Informationsverarbeitung abhängig ist, könnten sie erkennen, dass sie in einem ungünstigen kosmischen Zeitalter leben. Informationsverarbeitung wird deutlich günstiger, wenn der Computer kälter ist.

Das Universum ist noch nicht besonders alt, 13,4 Milliarden Jahre nach dem Urknall hat es insgesamt noch eine Temperatur von über drei Kelvin. Doch da sich das Universum immer schneller ausdehnt, wird es in Zukunft auch immer weiter abkühlen, die Energiedichte nimmt ab.

In vielen Billionen oder Billiarden Jahren könnte Informationsverarbeitung um Größenordnungen effizienter sein. In etwa 100 Billionen Jahren beginnt die Ära der Degeneration, dann endet die Bildung von Sternen, Galaxien werden zerfallen, Schwarze Löcher werden die Überhand gewinnen. Extrem weit entwickelte Aliens könnten sich daher in den Sommerschlaf begeben, wohl wissend, dass sie zu diesem Zeitpunkt viel effizienter rechnen können, etwa um einen Faktor von 1.030.

Sie könnten ihre Besitztümer an replizierende Roboter übergeben und schlafend besseren Zeiten entgegensehen. Vermutlich würden diese Roboter jegliche Spezies auslöschen, die versuchen, sich in der Zwischenzeit auszubreiten.

Aliens im Sommerschlaf könnten momentan natürlich nicht entdeckt werden, für uns würde das aber ähnlich wie auch im Falle eines Dunklen Walds große Gefahr bedeuten. Die Drake-Gleichung hingegen geht davon aus, dass jede existente hochentwickelte Spezies auch grundsätzlich zu entdecken ist.

Der kosmische Zoo

Oder aber, Aliens sind tatsächlich nicht so aggressiv wie wir, ganz einfach, weil es sie sonst nicht lange gäbe. Womöglich gibt es in der Milchstraße tatsächlich eine große Föderation von Zivilisationen, die miteinander Kontakt aufgenommen haben wie in Star Trek.

Und womöglich sind wir noch nicht reif dafür, so könnte es etwa ein Nichteinmischungsgebot geben. Unterhalb einer gewissen Entwicklungsstufe ist die Einmischung verboten. Dann wäre die gesamte Drake-Gleichung natürlich ungültig, denn dann können wir momentan gar kein Kontakt aufnehmen.

Seit etwa 100 Jahren nutzen wir hier auf der Erde Radiowellen, dementsprechend werden auch alle Radio- und TV-Sendungen ins Weltall übertragen. Außerirdische, die das Dschungelcamp und Der Bachelor empfangen, haben uns vermutlich einfach nicht mehr viel zu sagen. Womöglich haben wir uns längst zu den Deppen der Galaxis gemacht.

Wir würden demnach wie in einem Zoo beobachtet, dann würden sich unsere Zoowärter erst offenbaren, wenn wir eine gewisse Entwicklungsstufe erreicht haben, etwa interstellares Reisen. Vielleicht ist unser Universum aber auch etwas wie eine schlecht organisierte Firma: Alle denken, dass die anderen senden und sie nur lauschen müssen und letztlich passiert gar nichts. Die Drake-Gleichung geht davon aus, dass jede an Kommunikation interessierte Spezies auch sendet.

Suchen wir an der falschen Stelle?

Womöglich betrachten wie das ganze aber auch viel zu eng, vielleicht würden wir außerirdisches Leben nicht einmal erkennen, wenn wir es sähen. Es könnte vielleicht mikroskopisch klein oder gar nicht aus Fleisch und Blut sein, es könnte sich um reine Informationswesen ohne physischen Körper handeln.

Zudem ist es vielleicht recht unwahrscheinlich, dass Aliens ihre Nachrichten als altmodische Radiowellen versenden. Die Drake-Gleichung nimmt im wesentlichen an, dass außerirdische Zivilisationen der Menschheit gleichen, nur eben wesentlich weiter entwickelt.

Die mathematisch einfachste Art, sich bemerkbar zu machen, ist die einfache Sinuskurve, daher versenden wir Menschen unsere Nachrichten so. Sehr komprimierte Signale würden schlicht an uns vorbeigehen. Die Drake-Gleichung könnte auf der falschen Annahme basieren, dass ein Kommunikationsversuch für uns offensichtlich wäre.

Die Wahrheit ist, wir wissen nicht, wie viele Aliens es gibt, die Drake-Gleichung ist nicht viel mehr als eine Schätzung und es ist auch möglich, dass wir die einzige intelligente Zivilisation der Milchstraße sind. Weitgehend klar ist jedoch, dass wir nicht die einzigen im Universum sind. Selbst bei einer Zivilisation pro Galaxie wird unser Universum noch von Billionen Zivilisationen bevölkert. Es gibt mehrere intelligente Zivilisation und vermutlich hunderte Millionen von bewohnten Himmelskörpern in der Milchstraße.

Es wimmelt nur so vor Leben im Universum und eines Tages werden wir es entdecken. Ich persönlich denke, dass es keine 50 Jahre mehr dauern wird. Vielleicht liegt sie ja gar nicht so falsch mit ihren Ergebnissen, die Drake-Gleichung

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1 Comment

  • Steffen Marciniak
    Steffen Marciniak

    Wenn man sich diesem Thema widmet,egal wer handelt sich es um reine Spekulationen.Leider werden viele Fakten bei den Berechnungen nicht berücksichtigt. Wer als renommierter anerkannter Wissenschaftler von der allgemein gültigen Mainstream Meinung abweicht ,bringt sich schnell ins Abseits.Dieverse Ufo Sichtungen mit physikalischen Beweisen ,werden entweder gar nicht erst erwähnt,oder als erklärbar Phänomene dargestellt.Nach meiner Meinung muß es Umfeld von 100 Lichtjahren einige Zivilisationen geben.Der Grund meiner Annahme, liegt im hohen Alter unserer Galaxie und auf die unvorstellbar große Anzahl an Sternen.Jeder zehnte ist in etwa so wie unsere Sonne. Ich glaube deshalb das es in der bewohnbaren Zone unserer Galaxie ,zwischen 30000 bis 100000 Zivilisationen geben kann.

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