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Koalitionsausschuss | IPCC-Synthesebericht | Bivalenter Impfstoff

IPCC-Synthesebericht, Koalitionsausschuss

Die letzten beiden Wochen waren katastrophal. Für uns alle, auch wenn einige es vielleicht noch nicht wissen. Der sechste Berichtszyklus des Weltklimarats ging mit der Veröffentlichung des Syntheseberichts zu Ende, der aus den letzten erschienen Berichten zusammenfassend unsere verschiedenen Handlungsoptionen und deren Konsequenzen schlussfolgert. Der Koalitionsausschuss hat ihn völlig ignoriert. Ich kann wirklich nicht mehr. Aber ich habe meine letzte Kraft zusammengenommen, um darüber aufzuklären, was genau dort passiert ist.

Bivalenter Impfstoff

Ich bin in dieser Episode noch etwas angeschlagen, da ich vor zwei Tagen meine auf die Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 angepasste Impfung erhalten habe. Ich glücklich und dankbar für diesen Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf – und, einer kürzlich erschienenen großen Metaanalyse aus den Daten von über 860.000 Menschen zufolge auch vor Long Covid: Geimpfte erkranken nur halb so häufig wie Ungeimpfte. Das ist doch mal was. Aber das war´s auch an guten Neuigkeiten.

IPCC-Synthesebericht

Die bisherigen Berichte des sechsten Berichtszyklus waren bereits kein besonders angenehmes Leseerlebnis. Zwar wurde die grundsätzliche physikalische Erreichbarkeit des 1,5°-Ziels mit hoher Wahrscheinlichkeit bestätigt, allerdings erwies sich das Klima mit einer Gleichgewichtssensitivität (= Erhöhung der globalen Mitteltemperatur bei Verdopplung der atmosphärischen CO2-Konzentration) von 3°C als instabiler und sensibler als in vorherigen Berichten erhofft. Was ganz

Im Synthesebericht geht es allerdings weniger um Zahlen und Schätzungen als um allgemeinere Aussagen zum Klimaschutz. Dabei werden die verschiedenen Handlungsoptionen aufgezeigt und ihre faktischen Konsequenzen für uns erklärt – ohne dass sie dabei bewertet werden oder eine Handlungsempfehlung ausgesprochen wird. Das ist nicht Job des IPCC.

Eine der Kernaussagen des Berichts zum Gelingen von Klimaschutzmaßnahmen ist die Folgende:

„Klare Ziele, Koordination über vielfältige Politikbereiche hinweg und inklusive Governance-Prozesse erleichtern wirksame Klimamaßnahmen.“

Synthesebericht zum Sechsten IPCC-Sachstandsbericht (SPM), C.6

Das bedeutet, die Festlegung eines Prozesses anhand verbindlicher Zwischenziele und die kontinuierliche Überwachung der Einhaltung und Umsetzung sind wichtig, damit Klimaschutz gelingt.

Koalitionsausschuss

Also genau das, was die Ampelkoalition durch die Ergebnisse des Koalitionsausschusses massiv aufgeweicht hat. Nur noch die sektorübergreifende Gesamtbilanz soll überprüft werden, die verbindliche Verantwortung der einzelnen Sektoren wird abgeschafft – was wichtigen Druck rausnimmt und eine Reaktion erheblich erschweren wird. In erster Linie soll das Versagen des FDP-Verkehrsministers Volker Wissing kaschiert werden, denn der Verkehrssektor scheitern brutal an der Emissionsreduktion. Nun ja, was will man von einer Partei erwarten, die es für eine gute Idee hält, aus elektrischem Strom Treibstoff zu synthetisieren und den dann zu verbrennen. Ich würde einigen Beteiligten ja gerne alleine meine Thermodynamik-Bücher um die Ohren hauen.

Ein definitiv unterschätzter Clusterfuck ist die Änderung des Naturschutzrechtes. Künftig soll für den Verlust von Naturflächen nicht mehr zwingend eine Realkompensation, also die Renaturierung einer anderen Fläche, zu leisten sein. Stattdessen können auch Geldleistungen erbracht werden. Sportlich, sowas mitten im größten Massensterben seit dem Ende der Dinosaurier zu beschließen, wenn die Aussterberate etwa 1.000- bis 10.000-fach gegenüber dem evolutionären Normalfall erhöht ist. Denn Geld alleine wird das Artensterben nicht stoppen, es braucht Fläche – wir verlieren aktuell nämlich nicht nur einzelne seltene Arten, die man aufwendig retten kann, sondern wirklich den großen Anteil der Biomasse.

Bei den Heizungen blickt nun exakt niemand mehr durch, was die FDP dafür genutzt hat, Forderungen der Grünen nach einem Zwangsaustausch einfach zu erfinden. Und das war so erfolgreich, dass kaum jemand darüber spricht, dass neu eingebaute Heizungen ab nächstem Jahr zwar möglichst – steht dort wirklich – zu 65% mit Erneuerbaren Energien betrieben werden sollen, aber Ausnahmen Menschen Ü80 und für sogenannte „H2-ready Heizungen“ gelten sollen.

Das sind Gasheizungen, die irgendwann theoretisch auch mit Wasserstoff betrieben werden können. Dies soll dann laut Koalitionsausschuss nicht nur grüner, sondern auch blauer Wasserstoff sein, dabei wird der Wasserstoff mittels Erdgas erzeugt und das entstehende CO2 unterirdisch endgelagert. In der Produktion klimaneutral, aber die fossile Infrastruktur bleibt erhalten. Und aufgrund der geringeren Effizienz braucht es dann sogar mehr Erdgas als in heutigen Gasheizungen.

Am Freitag war ich daher in Berlin, um gegen die Ergebnisse des Koalitionsausschusses zu demonstrieren.

Links

Synthesebericht zum Sechsten IPCC-Sachstandsbericht (AR6)

Große Metaanalyse zu Long Covid

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