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Zusammenfassung der ESA-Ministerratskonferenz 12.019 HE

Columbus-Weltraumlabor der ESA

Alle drei Jahre treffen sich die für Raumfahrt zuständigen Minister*innen Europas und entwerfen Pläne für die Zukunft der europäischen Raumfahrt, koordiniert durch die Europäische Raumfahrtbehörde ESA. Im November 12.019 HE in Sevilla war es wieder so weit und die Ministerratskonferenz arbeitete ihre Pläne aus. Herausgekommen sind:

  • Rekordetar von 14,4 Milliarden Euro
  • Beteiligung an einer Mission zur Umlenkung eines Asteroiden
  • 541 Millionen Euro für Sicherheitsmaßnahmen gegen Sonnenstürme und Weltraumschrott
  • Entwicklung eines eigenen wiederverwendbaren Raumfrachters
  • Beteiligung an der neuen internationalen Mondstation Lunar Gateway

Ich fasse die Ergebnisse der Konferenz in diesem Beitrag einmal zusammen.

Rekordsumme für die ESA

Grundsätzlich war es eine recht erfolgreiche Konferenz, so werden die Staaten Europas in den nächsten Jahren mehr für Raumfahrt ausgeben als je zuvor, nämlich 14,4 Milliarden Euro. Doch es gibt bei der ESA auch grundsätzliche Probleme, die sich nicht mit Geld lösen lassen, etwa Konflikte zwischen den einzelnen Nationen.

Das Paradebeispiel ist die Ariane 6, die neueste Rakete der ESA, die derzeit im Bau ist. Jedes Land möchte die Rakete so gestalten, dass die heimische Raumfahrtindustrie am meisten profitiert. Frankreich bevorzugte eine Flüssigkeitsrakete, denn der Großteil der französischen Raumfahrtindustrie ist dort gelagert. Deutschland, dessen Schwerpunkt auf Wasserstoffantrieben liegt, sah das selbstverständlich ganz anders.

Die Ariane 6 wurde schließlich ein teurer Kompromiss mit einer Mischung aus Wasserstoff- und Flüssigkeitsantrieb: Absolut chancenlos gegen die Falcon-Raketen von SpaceX, die in Zwischenzeit den Markt übernommen haben. Ende 12.020 HE soll die Ariane 6 nun zum ersten Mal starten. Das einzig wirklich Neue: Große Teile der Rakete werden im 3D-Drucker gefertigt, was die Kosten im Vergleich zum Vorgänger senken wird, aber nicht weit genug, um mit SpaceX konkurrieren zu können.

160 Millionen für Asteroidenabwehr

In der interplanetaren Raumfahrt sieht es etwas besser aus. Die ESA beteiligt sich mit stolzen 550 Millionen Euro an einer robotischen Mission zum Mars, die Proben von dort zurück zur Erde bringen soll. Ich habe hier detaillierter über die Mission geschrieben. Aufgesammelt werden sollen die Proben schon nächstes Jahr vom Mars 2020 Rover, über den ich hier schrieb.

Ebenfalls bewilligt wurde Hera, auch eine Mission in internationaler Kooperation. 2021 will die NASA eine Sonde zum erdnahen Asteroiden (65803) Didymos starten, der in 1,1 Kilometern Entfernung von einem kleinen Mond namens Didymoon umkreist wird. Diese Raumsonde soll dann als Projektil in Didymoon einschlagen.

Plan ist, dass dieser Einschlag die Bahn von Didymoon um (65803) Didymos verändert und dadurch auch die Bahn von (65803) Didymos um die Sonne verändert wird. 2024 soll dann der europäische Part, Hera, starten und untersuchen, ob sich die Bahn des Asteroiden tatsächlich verändert hat.

Dadurch soll bewiesen werden, dass die Menschheit im Zweifelsfall in der Lage wäre, die Bahn eines gefährlichen Asteroiden so zu verändern, dass er nicht mit der Erde kollidiert. 160 Millionen Euro wurden zunächst dafür bewilligt.

Weltraumschrott und Sonnenstürme

541 Millionen Euro, also 4,3% des Etats, wird die ESA für Sicherheitsmaßnahmen im All ausgeben. Darunter sind 90 Millionen für einen Frühwarnsatelliten für Sonnenstürme, die gefährlich für Astronauten und Kommunikationssatelliten werden könnten. Dies reicht zunächst jedoch nur für die Instrumente, daher geht man von einem Start nicht vor 12.026 HE aus.

Eine weitere Gefahr für Kommunikationssatelliten ist Weltraumschrott, wogegen die ESA die Mission Adrios plant, einen Satelliten, der Weltraumschrott mit einem Roboterarm aufsammeln und zurück auf die Erde bringen soll. Weitere Missionen, die mehrere Trümmer auf einmal aufsammeln können, sollen folgen.

65 Millionen wurden für Adrios genehmigt, weitere 38 Millionen müssen folgen. Insgesamt ist das weniger, als sich die ESA-Spitze für Sicherheitsprojekte erhofft hatte, daher werden alle diese Projekte erst in der zweiten Hälfte des nächsten Jahrzehnts starten können. Aber immerhin rührt sich langsam etwas.

Eigener wiederverwendbarer Raumfrachter

Zudem soll Europa schon bald einen eigenen kostengünstigen Zugang zum Erdorbit haben, um dort unbemannt wissenschaftliche Experimente durchzuführen. Das Weltraumflugzeug RIDER weist Ähnlichkeiten mit dem Space Shuttle der NASA auf, ist jedoch kleiner, unbemannt und günstiger. Es soll an Firmen vermietet werden, die Experimente im All durchführen wollen und mindestens sechs Mal wiederverwendet werden können.

Es sieht so aus, als würde der RIDER diesmal nicht scheitern wie alle vorherigen Versuche, einen europäischen Raumgleiter zu entwerfen, denn die Minister*innen haben beschlossen, schon 12.020 HE mit der Serienproduktion zu beginnen. Ich weiß ja nicht, aber ich finde, RIDER erinnert sehr an die Ranger-Schiffe aus Interstellar

Beteiligung am Lunar Gateway

Die größte Frage war in Sevilla aber eine andere. Gespannt wartete die Wissenschaftswelt darauf, ob und in welchem Umfang sich die ESA am Mondprogramm Artemis beteiligt, welches zum Ziel hat, Astronauten 12.024 HE am Südpol des Mondes zu landen. Hier gibt es Positives zu vermelden.

Zum einen konstruierte die ESA bereits das Servicemodul des Orion-Raumschiffs, also den Antrieb und die Lebenserhaltungssysteme des Raumschiffes, welches die Menschen von der Erde zum Mond bringen soll. Im Gegenzug sollen dann auch Plätze für europäische Astronaut*innen reserviert sein.

Ein weiteres Element ist das Lunar Gateway, eine Raumstation, die den Mond umkreist und in der vier Astronauten etwa drei Monate lang leben und arbeiten sollen. Für diese wird die ESA zwei Module entwickeln, wofür mehrere hundert Millionen Euro eingeplant sind. Eines davon ist ein Wohnmodul, also ein Habitat für die Astronauten zum Leben und eines das ESPRIT-Modul, welches eine Möglichkeit zum Auftanken der Station bieten soll.

Denn obwohl der Orbit der Station um den Mond sehr stabil ist, muss dennoch hin und wieder nachgebessert werden, damit die Station auf Kurs bleibt. Dafür könnten dann auch europäische Astronauten in der Raumstation leben. Für die Landung auf dem Mond setzt die ESA auf ein eigenes Projekt: Mit 150 Millionen Euro wird ein Projekt gestartet, um eine Raumfähre zu entwerfen, die Fracht vom Lunar Gateway auf die Mondoberfläche bringen soll.

Noch in diesem Jahrzehnt werden also Europäer*innen im Mondstaub waten und letztlich ist es somit auch eine gute Nachricht für Wissenschaftler*innen in ganz Europa, die jetzt an der Kolonisierung des Weltraums mitarbeiten können – und einige von ihnen werden wohl selbst dabei sein.

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