In Episode 27 unseres Podcast Radiorebell sprechen wir über den Grimme Online Award und den sehr ereignisreichen Freitag. Wir lernen etwas über die Sprache der Māori, eines neuseeländischen Volkes, da in deren Sprache ein besonderes Wort für Autismus existiert, „Takiwātanga“. Wir sprechen auch kurz über ein neues Wort, welches ich einmal erfunden habe. Spekuliert wird darüber, wie wir heißen würden, wenn wir Indigene wären – geeinigt haben wir uns natürlich nicht. Außerdem podcasten wir an einem besonderen Ort, was man hoffentlich nicht allzu stark am Sound merkt.
Aber natürlich halten wir uns auch ein kleines bisschen an das Thema. Am Freitag flog meine Schwester aus dem Kindergarten, aber aus einem erfreulichen Grund… Zudem bekam ich mein Zeugnis, welches so viele Einsen beinhaltet wie Papsi innerhalb seiner ganze Schulzeit nicht hatte. Wir klären, was die drei schlimmsten Dinge sind, die im Zug passieren können, von dinierenden Kegelclubs, zu mürrischen Personen, die sich über fünf Minuten Verspätung leidenschaftlich aufregen können…
Takiwātanga – ihre eigene Zeit und Raum
Die maorische Sprache ist bedroht, vermutlich gibt es nicht einmal mehr 60.000 Sprecher*innen – das ist tragisch in Anbetracht der vielen schönen Worte dieser Sprache. Eines davon ist „Takiwātanga“, es wurde vom Dolmetscher Keri Opai für das Te Pou o te Whakaaro Nui entwickelt, eine neuseeländische Einrichtung, die sich wissenschaftlich mit Behinderungen und mentaler Gesundheit beschäftigt. Sie hat ein Glossar namens Te Reo Hāpai in Auftrag gegeben, welches etwa 200 Vokabeln rund um das Thema Behinderung in der maorischen Sprache interpretiert. Es bedeutet „die Sprache der Bereicherung“.
„Meiner Erfahrung nach neigen Menschen mit Autismus dazu, ein eigenes Timing, eine eigene Vorstellung von Distanz, Tempo und damit einen ganz eigenen Lebensrhythmus zu haben. Deshalb habe ich Autismus in Te Reo als ‚takiwatanga‘ – ’seine oder ihre eigene Zeit und Raum‘ interpretiert.“
Keri Opai
Die Wortschöpfung „Takiwātanga“ ist laut Keri Opai in Zusammenarbeit mit neuseeländischen Autist*innen entstanden, er hat auch einen englischen Artikel über deren Entstehungsgeschichte geschrieben. Sie kommt keineswegs der häufig gehörten und offensichtlich falschen Floskel nach, Autist*innen würden „in ihrer eigenen Welt leben“, sondern bezieht sich viel mehr auf ein eigenes, anderes Timing, eigene Wahrnehmungen von Abstand und Tempo – einen anderen Lebensrhythmus.
Malzbier auf dem Grimme Online Award
Das aufregendste, was an diesem spannenden Tag passierte ist, war allerdings der Grimme Online Award. Nachdem wir mit dem Regionalexpress nach Köln zur Gala gefahren und dort empfangen worden waren, konnten wir noch etwas den botanischen Garten aufnehmen, bevor dann die Verleihung begann. Abgesehen davon sprachen wir ziemlich durcheinander über das aufregende Drumherum, von der Rückfahrt mitten in der Nacht und allem was danach noch so passierte. Als die Preisverleihung zu Ende war, wartete Klaas nämlich mit eiskaltem Malzbier auf uns.
Er ist nicht die einzige Person, der wir danken möchten. Da ich dies aber nicht tue, soll ich Personen aufzählen, denen ich danken würde und Papsi dankt denjenigen dann – etwas kompliziert, aber eine gute Lösung für die Zukunft.
Außerdem dürft ihr erleben wie Papsi mir die Viele-Welten-Interpretation der Quantenmechanik durch ein äußerst bildliches Beispiel zunichte macht als wir uns die verrücktesten Parallelwelten ausmalten. Ich werde mich möglicherweise nach einer neuen Interpretation umschauen müssen. Vielleicht kehre ich auch zur Kopenhagener Deutung zurück. Mal schauen…
Meine wissenschaftliche Blogpost-Empfehlung der Woche, falls euch interessiert welche Struktur Antimaterie hat…
Viel Spaß beim Hören
Jason
Warum wir auf Steady aktiv sind?
Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, für Zeit mit meinem Sohn bezahlt werden zu wollen. Erst recht nicht, dass der ein oder andere Moralapostel mir vorwerfen kann, ich würde aus dem Leid meines Sohnes, welches nicht einmal vorhanden ist, Kapital schlagen wollen. Wir sind nicht reich und nicht arm und das Mittagessen wird unabhängig von einer Unterstützung nicht größer oder kleiner als zuvor. Wir werden auch in dreißig Jahren noch mehr zu Essen haben als viel zu viele Menschen auf der Welt deutlich zu wenig haben. Trotzdem haben wir uns dafür entschieden, dass man uns über eine Crowdfundingplattform unterstützen kann. Das Equipment gab es nicht geschenkt, und für die eine oder andere Podcastfolge werden vielleicht ein paar Randkosten entstehen.
Steady funktioniert unter anderem, indem zusätzlicher exklusiver Inhalt an eine regelmäßig zahlende Supporter*innen-Gruppe freigegeben wird. So sehr ich den Gedanken der nachhaltigen Unterstützung schätze, umso mehr widerstrebt es mir aber auch, die Mitleser*innen und Mithörer*innen in unterschiedliche Klassen zu unterteilen. Daher wird einer*einem Steady/Patreon-Unterstützer*in nicht einmal etwas besonderes geboten. Als treue*r Feed-Begleiter oder Blogabonnent*in bekommt man also die identischen Inhalte. Sinnlos? Nein. Rebellisch, vielleicht. Fair? Ich denke, ja. Eine unserer Mitgliedschaften trägt übrigens den Namen „Takiwātanga“.
Wenn also die*der ein oder andere Mitleid hat mit der armen Familie mit dem autistischen Sohn, dann sucht Euch eine lokale Hilfsorganisation Eures Vertrauens und gebt dort ein paar Euro aus. Es gibt unzählig viele Menschen, die es dringender brauchen und Mitleid ist bei uns nicht vonnöten. Wir haben den besten Sohn der Welt. Über Unterstützung freuen wir uns aber trotzdem, und Kommentare, Belehrungen, Be- und Verurteilungen nehme ich gerne per Mail unter radiorebell@wochenendrebell.de entgegen. Mit Antwortgarantie. Über Rezensionen oder Blogkommentare freuen wir uns auch.