Wir blicken auf ein ereignisreiches Wochenende in Düsseldorf zurück, an dem ich nach einem ableistischen Vorfall in der Bahn im Neanderthal Museum mein Menschenbild überdachte und von der Frage nach dem Guten im Menschen dann recht schnell in eine begeisterte Erzählung über die menschliche Evolution abschweife. Schließlich landen wir aber doch wieder bei Marie-Agnes Strack-Zimmermanns ableistischer Aussage und der Frage, was wäre, wenn Olaf Scholz Autist wäre.
„Nach drei Jahren stelle ich fest, dass er geradezu autistische Züge hat, sowohl was seine sozialen Kontakte in die Politik betrifft als auch sein Unvermögen, den Bürgern sein Handeln zu erklären.“
Marie-Agnes Strack-Zimmermann
Autismus wird hier als negativ konnotierte Metapher verwendet, indem es mit Eigenschaften assoziiert wird, die objektiv nichts mit Autismus zutun haben: mangelnde Empathie, ungenügende Kommunikation. Die Berichterstattung darüber beschränkte sich häufig leider auf bloße Reproduktion ohne Einordnung der Problematik oder geschah sogar selbst mit problematischen Formulierungen.
Auch die Reaktionen aus der SPD sind vielsagend.
„Wer keine Argumente mehr hat, der würdigt den politischen Mitbewerber verbal herab.“
Kevin Kühnert
„Autistische Züge“ — an sich schon ein selten unsinniger Begriff, man ist Autist*in oder ist es nicht — wird als Herabwürdigung verstanden. So zu sein, wie wir, ist eine Beleidigung. Nur geringfügig unterscheidet sich dies vom klassischen „Bist du behindert?“ auf dem Schulhof.
Die Empörung gebührt hauptsächlich der „Anschuldigung“, selbst durch diesen Vergleich herabgewürdigt worden zu sein, nicht dem dahinter stehenden Ableismus. Doch diejenigen, die hier tatsächlich herabgewürdigt werden, sind Autist*innen.
Links zur Folge
Ableismus, die Neandertaler und die Frage nach dem Guten im Menschen
Artikel über Marie-Agnes Strack-Zimmermanns ableistische Formulierung (TW: Ableismus):
Julian A.
Ich finde die Idee voll cool