{"id":1194,"date":"2018-08-29T08:00:49","date_gmt":"2018-08-29T06:00:49","guid":{"rendered":"http:\/\/spektrograph.com\/?p=1194"},"modified":"2022-11-05T12:37:26","modified_gmt":"2022-11-05T11:37:26","slug":"erinnerungen-loeschen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/wochenendrebell.de\/erinnerungen-loeschen\/gesellschaft\/","title":{"rendered":"Forscher*innen k\u00f6nnen Erinnerungen l\u00f6schen"},"content":{"rendered":"

Ged\u00e4chtnismanipulation, unliebsame Erinnerungen l\u00f6schen oder falsche Erinnerungen einf\u00fcgen, die es nie gegeben hat – das klingt nach Science Fiction. Doch genau das ist Forscher*innen nun erstmals in kleinem Umfang gelungen. K\u00f6nnte dies eines Tages auch bei Menschen funktionieren und welche Ver\u00e4nderungen br\u00e4chte das mit sich?<\/strong><\/p>\n

Ein Forscher hat eine Methode entwickelt, unliebsame Erinnerungen f\u00fcr immer aus dem Gehirn von Menschen l\u00f6schen zu k\u00f6nnen und so nehmen zwei Verliebte, die miteinander kein Gl\u00fcck finden k\u00f6nnen, den Dienst in Anspruch. Doch als sie im Tiefschlaf w\u00e4hrend des L\u00f6schens ihre gesamte Geschichte noch einmal durchleben, erkennen sie, wie wertvoll die Erinnerungen eigentlich sind – da ist es allerdings schon zu sp\u00e4t.<\/p>\n

Dieses Szenario ist nat\u00fcrlich nicht real, es ist die Handlung des Dramas Vergiss mein nicht!<\/em><\/a>. Doch technologisch sind wir von einer solchen Stufe vermutlich gar nicht mehr so weit entfernt, denn erstmals haben es Forscher*innen geschafft, Erinnerungen im Gehirn zu lokalisieren und mit eines Lasers gezielt auszul\u00f6schen.<\/p>\n

Aber nicht nur das, di konnten im Nachhinein sogar ebenso gezielt wieder angeschaltet werden – quasi per Knopfdruck und mit Fernbedienung. Das ist schon eine sehr faszinierende Vorstellung…<\/p>\n

Lokalisierung und Manipulation<\/h2>\n

Die Gedankenmanipulation fand nat\u00fcrlich nicht bei Menschen statt, daf\u00fcr aber bei M\u00e4usen. Ihre Biologie ist der unseren \u00fcberraschend \u00e4hnlich und es handelt sich ebenfalls um S\u00e4ugetiere. Das macht die Gedankenmanipulation schon bei M\u00e4usen zu einem gigantischen Schritt f\u00fcr die Wissenschaft.<\/p>\n

Aber es zeigt auch mal wieder eindr\u00fccklich, dass Gedanken etwas Materielles sind. Lange hielt man den menschlichen Geist f\u00fcr etwas Abstraktes oder gar G\u00f6ttliches, man erkl\u00e4rte ihn durch eine nicht existente Seele. Doch seit einigen Jahren k\u00f6nnen wir Gedanken im Gehirn lokalisieren, sie haben also einen Ort und sind im Grunde genommen nichts Anderes als eine spezielle Anordnung an Neuronen.<\/p>\n

Von dieser Erkenntnis und der F\u00e4higkeit, die Gedanken im Gehirn zu lokalisieren, ist es nicht mehr weit bis Kontrolle und auch zum gezielten L\u00f6schen von Gedanken und Erinnerungen.<\/p>\n

Erinnerungen l\u00f6schen – wie funktioniert das?<\/h2>\n

Diese F\u00e4higkeit zur Lokalisierung von Gedanken ist auch die Basis der Technologie, mit der wir nun Erinnerungen l\u00f6schen k\u00f6nnen. Wenn Zellen im Gehirn aktiv werden, leuchten sie auf, wodurch sich feststellen l\u00e4sst, welche Erinnerungen in welchen Hirnregionen sitzen.<\/p>\n

Erm\u00f6glicht wird die Ged\u00e4chtnismanipulation durch erhebliche Fortschritte in der Physik<\/a> und der Biologie in den letzten Jahren. Der Mechanismus funktioniert \u00fcber ein Laser, der von einem Computerprogramm gesteuert wird, welches mittels Holographie arbeitet. Dieses holographische Programm fokussiert den Laser auf eine eng umrissene Gruppe von Neuronen, die dadurch samt aller in ihnen steckenden Erinnerungen deaktiviert werden.<\/p>\n

Dank des geb\u00fcndelten Lasers beeinflusst die Methode keine umliegenden Neuronen, sondern nur die wirklich fokussierten. Andernfalls k\u00f6nnten auch andere Teile des Gehirns deaktiviert werden, was nicht vorhersehbare Folgen haben k\u00f6nnte.<\/p>\n

Eine vielversprechende Technologie<\/h2>\n

Habt ihr vielleicht eine Erinnerung, die ihr unbedingt loswerden wollt, die euch an nichts Anderes mehr denken l\u00e4sst oder heftig traumatisiert hat? Dann tr\u00e4umt ihr vielleicht auch davon, dass die Gedankenmanipulation auf Menschen angewandt werden kann.<\/p>\n

Perspektivisch ist das sogar m\u00f6glich, in einigen Jahren oder Jahrzehnten k\u00f6nnte es eventuell Dienstleister wie in „Vergiss mein nicht!“ geben, bzw. spricht wissenschaftlich nichts Grundlegendes dagegen. Doch bevor dies geschieht, m\u00fcssen noch einige H\u00fcrden \u00fcberwunden werden.<\/p>\n

Derzeit muss f\u00fcr das Verfahren zum Beispiel die Sch\u00e4deldecke ge\u00f6ffnet werden, ein sehr sch\u00e4dliches und riskantes Unterfangen – das wird wohl kaum jemand freiwillig f\u00fcr einen nicht lebensnotwendigen Eingriff machen.<\/p>\n

Zudem ist das menschliche Gehirn deutlich gr\u00f6\u00dfer als das einer Maus, das bedeutet einige Neuronen sind deutlich weiter vom Laser entfernt. \u00dcber diese Distanzen w\u00fcrde der Laser vermutlich streuen und das genaue Zielen w\u00e4re nicht mehr m\u00f6glich. Daher k\u00f6nnte man Neuronen in den inneren Bereichen des Gehirns wohl nicht manipulieren – zumindest noch nicht.<\/p>\n

Radikal andere Gesellschaft<\/h2>\n

Ged\u00e4chtnismanipulation katapultiert die Neurobiologie in ein neues Zeitalter, die Technik hat sicherlich bahnbrechendes Potential. Doch es gibt auch noch ethische H\u00fcrden, die uns mit der Frage konfrontieren, ob es \u00fcberhaupt erstrebenswert ist, wenn auch Menschen Erinnerungen l\u00f6schen k\u00f6nnen.<\/p>\n

Eine Gesellschaft<\/a>, in der jede*r einfach und schnell Erinnerungen l\u00f6schen kann, w\u00e4re eine radikal andere. Man m\u00fcsste Ereignisse nicht mehr verarbeiten, sondern k\u00f6nnte einfach die entsprechenden Erinnerungen l\u00f6schen – das k\u00f6nnte eine ganz andere Weltanschauung hervorrufen und auch unseren Stil zu leben ver\u00e4ndern, vielleicht nicht nur positiv.<\/p>\n

Noch schwieriger wird es, wenn man in Erw\u00e4gung zieht, dass die Technik vielleicht auch von schlechten Menschen zwangsweise angewandt werden k\u00f6nnte, um unliebsame Gedanken aus dem Kopf der Opfer zu entfernen – oder wenn es eines Tages sogar gelingt, Gedanken einzupflanzen, die sich so in Wahrheit nie ereignet haben.<\/p>\n

Wenn pl\u00f6tzlich gedanklich gewisse Lebensabschnitte fehlen, k\u00f6nnte das auch sehr verwirrend sein. Wir wissen beispielsweise noch nichts \u00fcber die Langzeitfolgen der Behandlung. Erinnerungen l\u00f6schen k\u00f6nnte eine verst\u00f6rende Erfahrung sein. Was passiert etwa, wenn die behandelte Person von Anderen auf eine Zeitspanne angesprochen wird, zu der sie keine Erinnerungen mehr hat?<\/p>\n

All diese Fragen liegen nat\u00fcrlich noch in weiter Ferne, aber man sollte sie kl\u00e4ren, bevor es soweit ist, denn wie wir alle wissen, geht technische Entwicklung oft schneller als man denkt – und auch schneller als eine Gesellschaft n\u00fcchtern abw\u00e4gen und diskutieren kann.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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