{"id":1326,"date":"2014-10-13T09:31:16","date_gmt":"2014-10-13T07:31:16","guid":{"rendered":"http:\/\/www.wochenendrebell.de\/?p=1326"},"modified":"2021-11-20T21:42:59","modified_gmt":"2021-11-20T20:42:59","slug":"42-mathias-liebt-den-fc-bayern-muenchen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/wochenendrebell.de\/42-mathias-liebt-den-fc-bayern-muenchen\/fankurve\/","title":{"rendered":"#42 Mathias liebt den FC Bayern M\u00fcnchen"},"content":{"rendered":"

Dies ist ein Brief f\u00fcr meinen Sohn. \u00dcber f\u00fcnfzig nette Menschen haben sich\u00a0mittlerweile die Zeit genommen um Jay-Jay ein paar Zeilen zu schreiben und ihm Details zur Findung ihrer Fu\u00dfballliebe zu verraten. In dieser Woche ver\u00f6ffentlichen wir wieder jeden Tag um 09:31 Uhr eines der gro\u00dfartigen Werke unterschiedlichster Autoren. Innerhalb weniger Monate ist vielleicht sogar mit einer Antwort des Sohnes zu rechnen. Alle Briefe und Antworten<\/a> findet man dann hier. Den ein oder anderen Posteingang k\u00f6nnten wir \u00fcbrigens noch vertragen. Vor Brief Nummer 1895 werde ich nicht aufh\u00f6ren, es sei denn der Sohn hat seinen Verein gefunden, was mittlerweile unwahrscheinlicher wird. Was es mit dieser ganzen Briefaktion \u00fcberhaupt auf sich hat, kann man hier nachlesen<\/a>. Wir sind \u00fcbrigens noch aktiv auf der Suche nach Briefen von Fans der SpVgg F\u00fcrth, VfL Bochum, FC Ingolstadt, Karlsruher SC<\/a>, SV Sandhausen, Eintracht Braunschweig, 1.FC Heidenheim, 1860 M\u00fcnchen, VfR Aalen, FSV Frankfurt, Erzgebirge Aue<\/a>, FSV Mainz 05, SC Paderborn, Bayer Leverkusen, FC Augsburg und vom SC Freiburg. Wir nehmen aber auch noch Briefe von Fans kleinerer, unbekannterer Vereine auf. Wie zum Beispiel bei dem Brief von Mathias, dessen Brief genau so anfangen muss wie der Brief eines Fan des FC Bayern anfangen muss. \ud83d\ude09 Viel Spa\u00df!<\/em><\/p>\n

\u201cWie kannst du eigentlich?\u201d\u00a0 In der Stimme des Kollegen schwang ein Unterton mit, der zwischen aufrichtiger Emp\u00f6rung und ehrlichem Unverst\u00e4ndnis hin und her pendelte. \u201cDu bist doch sonst so f\u00fcr die Kleinen.\u201d<\/p>\n

\"FC-Bayern-M\u00fcnchen-Logo\"Mit den Kleinen meinte der hochgesch\u00e4tzte Kollege nicht die einstmals von Berti Vogts so titulierten L\u00e4nderauswahlen schw\u00e4cherer Nation, sondern den FC St. Pauli. Und nat\u00fcrlich auch den 1. FC Wundervoll, von dem hier ab und zu schon mal die Rede war.<\/p>\n

Mit letzterem besch\u00e4ftige ich mich ja seit ein paar Jahren. Genauer gesagt seit etwas mehr als einer Dekade. Und wenn man da so tut \u2013 und bei mir ist das ja auch hauptberuflich \u2013 bleiben dir nur zwei M\u00f6glichkeiten offen: Du hasst ihn. Oder du f\u00e4ngst an, dich zu verlieben. Und zwar so, wie es Altmeister Nick Hornby<\/a> einst formulierte: \u201cIch verliebte mich in den Fu\u00dfball, wie ich mich <\/a> sp\u00e4ter in Frauen verlieben sollte: pl\u00f6tzlich, unerkl\u00e4rlich, unkritisch und ohne einen Gedanken an den Schmerz und die Zerrissenheit zu verschwenden, die damit verbunden sein w\u00fcrden.\u201d<\/p>\n

Aber dies heute ist ja nicht eine Geschichte<\/a> \u00fcber den FC Wundervoll. Sondern es geht um was anderes. Um jemanden ganz anderen. Um den FC Bayern M\u00fcnchen. Ja, ich bin Bayern-Fan. Doch das kommt nicht von ungef\u00e4hr.\u00a0 Ich wurde pl\u00f6tzlich und unvermittelt zum Fan des deutschen Rekordmeisters. Ich verliebte mich ohne Vorwarnung in meiner Jugend unbeschwerten Tage. Und sollte damals nicht ahnen, dass eine Menge Schmerz auf mich zukam. Ja, richtig gelesen. Schmerz! Pl\u00f6tzlich, unerkl\u00e4rlich, unkritisch und ohne einen Gedanken. Denn ich, und damit schlie\u00dft sich der Kreis zu den Kleinen, bin ein Misserfolgsfan. Ein Misserfolgsfan des FC Bayern. Geht nicht, sagen sie. Und ob das geht!<\/p>\n

Denn meine erste bewusste Wahrnehmung des deutschen Vorzeigeklubs war unsch\u00f6n. Mein Altvorderer war ob seiner Jugendzeit und des mehrfach genossenen Anblickes der Herren Seeler (Uwe und Dieter), der D\u00f6rfels & Co. HSV-Fan geworden. Ich sympathisierte mehr mit St. Pauli. Was weniger einer Kenntnis des Kicks noch kindischem Trotz geschuldet war, als vielmehr der Freundschaft zu einem im nahen Hamburg lebenden, ein Jahr \u00e4lteren Freund. Der Michi spielte damals n\u00e4mlich in der Jugend des Kiezklubs. Und ich, voller Bewunderung f\u00fcr den \u00c4ltern und am Ball so Geschickten, war Feuer und Flamme f\u00fcr die Jungs vom Millerntor.<\/p>\n

Doch dann eines Tages, so kurz nach der WM 1974, die ich eher so semi-m\u00e4\u00dfg mitverfolgt hatte (ich wei\u00df bis heute nicht, ob ich das Finale wirklich am Fernseher gesehen habe oder nicht), sa\u00df ich nach dem samst\u00e4glichen Bade mit meinem Vater vor der Sportschau<\/a>. Es st\u00f6rte noch kein \u201cGuten Nabend allerseits\u201d<\/a>, der pure Ball rollte kompakt \u00fcber die Mattscheibe. Und ich verfolgte fassungslos das Ergebnis des ersten Spieltages: Es lautete Kickers Ofenbach 6, der Gegner 0!<\/a> Mitleid erfasste mich mit diesem Team, das da eben so brutal verpr\u00fcgelt worden war. Was wusste ich schon von Sch\u00e4fers Winnie, von Siggi, \u201cdem\u201d Held-igen, oder gar Erwin Kostedde, der der erste dunkelh\u00e4utige deutsche Nationalspieler<\/a>werden sollte. Ich hielt ehrlichen Herzens zu den Unterlegenen. Zu dem Klub, von dem ich noch wochenlang im Brustton der \u00dcberzeugung sagen w\u00fcrde, es w\u00e4re der FC Bayern M\u00f6nchengladbach gewesen, der da so eine Abreibung verpasst bekommen hatte.<\/p>\n

Das der FC ruhmreich zu M\u00fcnchen gerade einen Dreifachtriumph in der Bundesliga hinter sich hatte, dass er als erster deutscher Klub den EC I, aka Europapokal der Landesmeister, nach Deutschland geholt hatte, war mir unbekannt. Dass sie ihn sich im Laufe der Spielzeit 74\/75 noch ein weiteres Mal sichern w\u00fcrden, bekam ich kaum mit. Mein ehrenwerter alter Herr, ein preu\u00dfisch-korrekter Beamter, stopfte mich des Abends immer zeitig ins Bett. Und so bekam ich die Spiele \u2013 so sie denn \u00fcberhaupt im TV zu bewundern \u2013 nicht wirklich mit.<\/p>\n

Ich war aber begeistert vom Fu\u00dfball, \u00fcbte ihn all jener Leidenschaft aus, zu der ein unbedarfter 8-J\u00e4hriger halt f\u00e4hig war. Ich war viel zu klein f\u00fcr d\u00f6rfliche Landjugend, technisch unbegabt, kurz ich konnte nicht kicken. So wurde beim Spiel mit den Stra\u00dfenjungs immer als Letzter gew\u00e4hlt (wof\u00fcr ich aber immer live den Radiokommentator geben musste. Darauf bestanden sie alle. Und es war vielleicht schon ein Fingerzeig f\u00fcr meinen sp\u00e4teren Berufswerdegang). Wenn ich nicht drau\u00dfen voll Inbrunst dem runden Leder nachkommentierte, spielte ich mit meinem Subboteo<\/a> ganze Meisterschaften nach. Ich bastelte Tabellen und f\u00fcllte sie freudvoll und mit einer Akribie aus, derer mein Klavierlehrer froh gewesen w\u00e4re. Und was f\u00fcr tolle Mannschaften tobten bei mir durch die Bundesliga. Tennis Borussia Berlin, RW Oberhausen. Der Wuppertaler SV. Ja sogar\u00a0 Barmbek-Uhlenhorst! (Dass ich mit denen sp\u00e4ter noch mal eine Begegnung im RL haben sollte, ist eine andere Geschichte und soll ein ander Mal erz\u00e4hlt werden). Und nat\u00fcrlich spielte auch der FC Bayern mit. Muss noch erw\u00e4hnt werden, dass er die zahlreichen Schlachten stets f\u00fcr sich entscheiden konnte?<\/p>\n

Und dies ganz im Gegensatz zu den realen M\u00fcnchnern. Die d\u00fcmpelten in der Liga vor sich hin, lagen zur Halbserie kurz vor einem Abstiegsplat<\/a>z. Es war wahrlich kein Vergn\u00fcgen, den Kicker zu studieren, um den ich mich, kaum aus der Schule nach Hause geeilt, zwei Mal die Woche mit meinem Altvorderen balgte, wer ihn denn zuerst lesen d\u00fcrfte. Es ging ein sp\u00e4terer Altmeister<\/a>, der heute beim DSF seinen Rotwein<\/a> verdient, es kam ein Napoleon<\/a>.<\/p>\n

Was nicht kam, war der Erfolg. Kein Trost f\u00fcr meine Tr\u00e4nen. Rang 10 zum Abschlus<\/a>s, alles andere als ein Ruhmesblatt. Das dieser Tiefpunkt drei Spielzeiten sp\u00e4ter noch locker zu unterbieten war, hielt mich nicht davon ab, dem Klub weiter die Treue zu halten. Mir doch egal, wenn all die anderen Jungs von den M\u00f6nchengladbachern schw\u00e4rmten, deren Vorname, dass wusste ich jetzt dann doch, Borussia lautete und nicht Bayern. Ich liebte und ich litt. Lange, lange Jahre. Der Kaiser fl\u00fcchtete nach New York. Der Uli Hoene\u00df bekam seine Knie nicht mehr in Ordnung und nebenbei eine Glatze. Gerd M\u00fcller trank lieber bei den Fort Lauderdale Strikers. Peinlich Pokalpleiten zu Hause gegen Osnabr\u00fcck (4:5 am 23.09.1978) ersch\u00fctterten mich nicht. Ich blieb im Glauben fest. Und wurde dann doch endlich, endlich belohnt. 1980 war es dann soweit. Nach sechs Jahren der Titelabstinenz ging die Salatsch\u00fcssel<\/a> endlich mal wieder nach M\u00fcnchen. Meine schier ewig andauernde Leidenszeit war vorbei. sechs Jahre waren f\u00fcr einen kleinen Jungen ein verdammt lange Zeit. Ich bin ein Bayern-Fan. Bis heute. Aus tiefster \u00dcberzeugung. Aber geboren wurde ich im Kummer, lange wandelnd am Rande des Abgrunds. Und stets \u00fcbergossen mit dem Spott derer, die den Fohlen huldigten oder es nordisch by nature mit dem HSV und Kevin Keagen hatten.<\/p>\n

Ihr findet Mathias hier<\/a> auf Twitter und k\u00f6nnt hier<\/a> diesen sowie auch einige Andere Artikel in seinem Blog lesen.<\/em><\/p>\n

Wir freuen uns weiterhin \u00fcber Zuschriften an: \u00a0jay-jay@wochenendrebell.de<\/em><\/p>\n

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