Lieber Jay-Jay,<\/p>\n
ich bin auf euer Projekt<\/a> \u00fcber Twitter aufmerksam geworden. Irgendwann lag ich morgens im Bett und ich dachte mir \u201eSchau doch mal auf der Seite der beiden vorbei\u201c. Schnell suchte ich dann nach einem eurer Spielberichte, in dem mein Lieblingsverein Hannover 96 vorkommt. Auch wenn Freiburg damals gewann und die beiden lallenden Pappnasen sicherlich nicht die besten Markenbotschafter waren<\/a>(*h\u00fcstel*), m\u00f6chte ich nichts unversucht lassen, dich f\u00fcr die Roten mit den schwarz-wei\u00df-gr\u00fcnen Vereinsfarben zu begeistern.<\/p>\n <\/p>\n Wenn ich ehrlich bin, stand ich zu Beginn meiner Fankarriere vor einem ganz \u00e4hnlichen Problem wie du. Ich liebte es, mit meinem Onkel zusammen am Radio die Schlusskonferenz der Samstagspiele zu h\u00f6ren. Das war immer sehr, sehr spannend, wenn sich pl\u00f6tzlich ein aufgeregter Reporter mit einem langgezogenen \u201eTooor in Bochum\u201c meldete. Damals spielte ich immer mit einem HSV-Teddy herum, ich war wohl so f\u00fcnf oder sechs Jahre alt. Irgendwann durfte ich mir auch das kicker-Sonderheft zum Saisonstart kaufen. Ich war vom ersten Augenblick fasziniert von den Mannschaftsfotos, den Wappen und auch den Schriftz\u00fcgen auf den Trikots (ich lernte gerade lesen). Schnell mochte ich recht viele Vereine: den HSV (wegen dem Teddy), Werder (wegen dem Wappen) und auch Bayern (wegen der Commodore-Werbung). Wenn wir nun Samstags am Radio sa\u00dfen, war das eine recht komfortable Sache f\u00fcr mich, denn irgendwie konnte ich mich ja immer freuen, egal, wer gegen wen spielte, gewann oder verlor. Ungewollt auf Spur gebracht hat mich dann aber mein Vater, der eines Tages zu mir sagte: \u201eAls Norddeutscher muss man Fan eines Vereins aus der Region sein. Hannover 96 spielt auch in der 1. Bundesliga\u201c.<\/p>\n Wie es der Zufall so wollte, kickte der Bruder meiner angeheirateten Tante<\/a> f\u00fcr die Roten als Libero in der 1. Bundesliga. Danach folgte alles irgendwie einem ausgekl\u00fcgelten Plan, obwohl meine Eltern alles andere als Fu\u00dfballfans waren. Zu Weihnachten \u00fcberraschte mich dann eben jener Gro\u00dfonkel mit einer 96-Fahne und einem kratzigen Schal in schwarz-wei\u00df-gr\u00fcn, den ich auch immer noch habe. Wie du selbst wei\u00dft, ist man aber erst richtig Fan eines Vereins, wenn man sein k\u00fcnftiges Lieblingsteam live im Stadion gesehen hat. Bei mir ist das bald 30 Jahre her, denn am 9.11.1985 spielte Hannover 96 gegen den VfL Bochum<\/a>. Wenige Minuten vor Spielende rissen mich meine Eltern \u00fcbrigens von den Sitzen und sagten mit zornig-rotem Gesicht \u201eMit dir gehen wir nie wieder ins Stadion! H\u00f6rst du? NIE WIEDER!\u201c. Was war passiert?<\/p>\n Quasi \u00fcber Nacht hatte ich eine ungemeine Loyalit\u00e4t f\u00fcr das Team meines Gro\u00dfkonkels entwickelt. Als jener nun auch noch ein Gegentor verschuldete und die Menschen um mich herum begannen, zu schimpfen und zu fluchen, war es um mich geschehen. Mit meinem damals noch eingeschr\u00e4nkten Wortschatz und einer arg limitierenden Sprachausgabe jaulte und schnauzte und schniefte ich beleidigt herum. Als dann der Schiedsrichter zu Ungunsten von 96 ins Spiel eingriff, sprang ich \u2013 so erz\u00e4hlt man sich \u2013 puterrot zwei Meter in die Luft und rief bei vollstem Lungenumfang \u201eSchwarze Sau\u201c (Ende des 20. Jahrhunderts \u00fcbliche Beleidigungsformel f\u00fcr Spielleiter). Klar, 96 verlor das Spiel ungl\u00fccklich mit 1:2 und das war\u2019s dann erst mal mit Fu\u00dfball f\u00fcr mich. Ich wollte aber unbedingt wieder hin, denn das Niedersachsenstadion \u00fcbte eine ungemeine Faszination auf mich aus. Noch nie hatte ich so viele Menschen auf einem Haufen gesehen. Die Westtrib\u00fcne wirkte mit knapp 1,50m K\u00f6rpergr\u00f6\u00dfe damals noch bombastischer als heute auf mich. Und dann erst die Ges\u00e4nge, die Fahnen in schwarz-wei\u00df-gr\u00fcn, die Stimmung, als der Anschlusstreffer fiel \u2013 der helle Wahnsinn f\u00fcr einen damals Siebenj\u00e4hrigen. Am Ende habe ich es dann doch noch geschafft, meine Eltern zu einem neuen Besuch zu \u00fcberreden. Als meine Mutter damals noch vor der Halbzeit auf Toilette ging, fiel postwendend das erste Tor f\u00fcr 96. Fluchend kam sie wieder zur\u00fcck, nicht ahnend, dass Karlsruhe in der zweiten H\u00e4lfte noch weitere sieben Tore kassieren sollte<\/a>.<\/p>\n Aber ich wollte eigentlich nicht von meinen ersten Spielen schreiben. Warum bin ich damals Fan von 96 geblieben oder geworden? Ehrlich gesagt, wei\u00df ich es gar nicht genau. Nat\u00fcrlich hatte ich \u00fcber meine Familie eine besondere Bindung, schnell auch Mannschaftsposter \u00fcber dem Bett h\u00e4ngen<\/a>. In der Klasse war ich auch der einzige 96-Fan. Mir hat es dann auch nichts ausgemacht, als sie aus der 1. Liga abstiegen und jahrelang nur noch unterklassig kickten. Selbst in der 3. Liga bin ich dann erstmals zu Ausw\u00e4rtsspielen gefahren oder habe sp\u00e4ter beim legend\u00e4ren Fanzine \u201eNotbremse\u201c mitgemacht. Dabei habe ich viele tolle Menschen kennengelernt und teilweise lustige, traurige und auch triumphale Momente erlebt \u2013 so wie das Leben eigentlich immer ist. Vieles davon habe ich in meinem Buch \u201cVorw\u00e4rts nach weit<\/a>\u201c \u00fcber die letzten zehn Jahre von 96 in der 1. Liga aufgeschrieben.<\/p>\n Wenn ich es recht \u00fcberlege, verliebe ich mich immer nach diesem Muster. Auch bei meiner Frau hatte ich nicht gleich den Gedanken \u201eDie heirate ich mal\u201c, sondern das hat sich so entwickelt, bis es immer intensiver wurde \u2013 wie eben bei 96. Und es ist einfach toll, weil man fast jeden Tag neue Seiten entdecken kann wie: \u201eHey, die k\u00f6nnen international!\u201c oder \u201eWir gewinnen selbst als Zweitligist Titel!\u201c, aber auch \u201eBoah, ist der Pr\u00e4sident mal wieder bl\u00f6d<\/a>\u201c. Wenn ich dir einen Tipp geben darf: H\u00f6r nicht darauf, was die anderen sagen, folge deinem Herzen. Vielleicht findest du es spannend, die Auf- und Abs eines Vereins mitzuerleben (dann sind Siege gegen Rivalen n\u00e4mlich noch viel, viel besser), als einfach ein fertiges Produkt (immer echt lieblich und erfolgreich) wie im Supermarkt zu kaufen. Also, vielleicht schaust du dir die Mannschaft mit dem coolsten Logo \u00fcberhaupt ja noch mal genauer an\u2026 Ich w\u00fcrde mich freuen!<\/p>\n Vielen Dank an Jan, der uns einen tollen Brief und auch einen neuen Verein n\u00e4her gebracht hat. Ihr findet Jan hier<\/a> auf Twitter, sowie diesen als auch weitere interessante Texte in seinem Blog<\/a>.<\/em><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Lieber Jay-Jay, ich bin auf euer Projekt \u00fcber Twitter aufmerksam geworden. Irgendwann lag ich morgens im Bett und ich dachte mir \u201eSchau doch mal auf der Seite der beiden vorbei\u201c. Schnell suchte ich dann nach einem eurer Spielberichte, in dem mein Lieblingsverein Hannover 96 vorkommt. 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