{"id":1397,"date":"2014-08-01T08:35:28","date_gmt":"2014-08-01T06:35:28","guid":{"rendered":"http:\/\/www.wochenendrebell.de\/?p=1397"},"modified":"2023-07-15T13:18:16","modified_gmt":"2023-07-15T11:18:16","slug":"32-tscheypi-liebt-fortuna-duesseldorf","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/wochenendrebell.de\/32-tscheypi-liebt-fortuna-duesseldorf\/fankurve\/","title":{"rendered":"#32 TscheyPi liebt Fortuna D\u00fcsseldorf"},"content":{"rendered":"

Hallo Jay-Jay,<\/p>\n

ich habe davon gelesen, dass Du dich daf\u00fcr interessierst, wie und warum man zum Fan eines Vereins geworden ist.<\/p>\n

Also, dann m\u00f6chte ich Dir gerne mal meine Geschichte<\/a> erz\u00e4hlen.
\nMein erstes Spiel liegt nun schon einige Jahre zur\u00fcck. Ich habe 1979 in der Grundschule eine Freikarte f\u00fcr das Spiel Fortuna D\u00fcsseldorf gegen den
VfB Stuttgart<\/a> geschenkt bekommen.<\/p>\n

Es war ein – wie man damals sagte – Flutlichtspiel und damit etwas sehr besonderes. Mein Vater war nicht sehr begeistert, zumal er kein Fortuna-Fan war und auch bis heute auch nicht geworden ist. Nein, er findet Bayern M\u00fcnchen bis heute gut, aber Fan ist er nicht. Und ich fand meinen Vater damals eher peinlich. Fr\u00fcher waren auf Stehplatzkarten noch der genaue Stehplatz mit Reihe zugewiesen. Im Block R37 suchte mein Vater eben diesen Stehplatz, der auf der Karte stand. Der war aber nun schon besetzt. Mein Vater diskutierte dann mit dem Typen, der auf dem Stehplatz stand, ob er nicht falsch st\u00fcnde. Und das, obwohl damals die Spiele nicht so gut besucht wurden, wie heute und es noch viele freie Pl\u00e4tze gab. Au\u00dferdem stellten sich alle irgendwo mit ihren Freunden hin. Nur mein Vater musste diskutieren. Also richtig peinlich.<\/p>\n

Aber das Spiel hat mich von der ersten Sekunde an elektrisiert. Auf dem Rasen liefen die Spieler, die ich vorher nur in der Sportschau f\u00fcr ein paar Minuten sehen konnte. Schlie\u00dflich wurden damals nicht alle Spiele im Fernsehen gezeigt, und schon garnicht Live und in voller L\u00e4nge. Dazu kamen die Atmosph\u00e4re eines Abendspiels, der Mond am dunklen Himmel, das Flutlicht, die Fanges\u00e4nge, 90 Minuten Fussball am St\u00fcck, die Tatsache, dass ich erst sp\u00e4ter ins Bett musste, ein Sieg (2:0, ich wei\u00df es noch wie heute) und das unglaubliche Gef\u00fchl, einfach dabei gewesen zu sei.
\nNach diesem Abend und nach diesem Spiel stand f\u00fcr mich fest, dass ich Fan von
Fortuna D\u00fcsseldorf<\/a> sein m\u00f6chte. Ich m\u00f6chte sobald wie m\u00f6glich wieder zu einem Spiel, ich m\u00f6chte ein Trikot und ich m\u00f6chte Autogramme von Gerd Zimmermann, Wolfgang Seel und Klaus Allofs. Und am liebsten auch von allen anderen Spielern.
\nMeinen Entschluss habe ich dann meinen Eltern mitgeteilt. Meine Eltern beschlossen, dass es mit dem n\u00e4chsten Spiel noch etwas dauern w\u00fcrde, dass es kein Trikot geben w\u00fcrde, und dass ich das mit den Autogrammen wohl selber regeln m\u00fcsse. Ich war schwer entt\u00e4uscht. Eine Woche sp\u00e4ter bin ich heimlich am Nachmittag zum Trainingsgel\u00e4nde am Flinger Broich gefahren und wollte um Autogramme bitten. Und was soll ich erz\u00e4hlen, ich hatte weiche Knie. Als die Spieler das Training beendet hatten und vom Platz gelaufen kamen, nahm ich mein Herz in die Hand und habe Wolfgang Seel angesprochen. Und er meinte zu mir, dass er erst einmal duschen m\u00fcsste. Das Duschen dauerte allerdings zu lange, und ich musste unverrichteter Dinge nachhause fahren. Ich war so traurig. Voller Entt\u00e4uschung habe ich es dann ein paar Tage sp\u00e4ter meinen Eltern erz\u00e4hlt. Wieder ein paar Tage sp\u00e4ter bin ich dann mit meinem Vater noch einmal zum Training der Fortunen gefahren und habe Autogramme bekommen. Klaus Allofs har sogar ein Poster unterschrieben, welches von nun an \u00fcber meinem Bett hing.
\nMein Trikot war auch so eine Geschichte mit Gl\u00fcck und Pech zugleich: mit gespartem Taschengeld und einem Zuschuss von Oma bin ich losgezogen und habe ein rotes Trikot und einen Aufn\u00e4hwappen von Fortuna gekauft. Meine Mutter hat mir dann das F95-Emblem auf das rote Trikot gen\u00e4ht. Ich war stolz ohne Ende, auch, wenn es kein richtiges Vereinstrikot war. Zum Geburtstag habe ich dann noch eine passende rote Sporthose geschenkt bekommen. Allerdings habe ich mir die Hose eine Woche sp\u00e4ter zerrissen, als ich um einen Ball zu holen \u00fcber einen Gartenzaun bei einem Kumpel klettern wollte. Die Sporthose wurde dann von meiner Mutter gen\u00e4ht. Aber immer, wenn ich in meinem selbst gebastelten Trikot mit geflickter Hose Fussball gespielt habe, habe ich mir vorgestellt, ich w\u00e4re Spieler auf dem Rasen im Flutlicht im Rheinstadion wie bei meinem ersten Stadionbesuch gegen den VfB Stuttgart. Und wenn ich ein Tor geschossen habe, konnte ich in mir den Jubel im Stadion h\u00f6ren, der sich seit diesem Spiel im meinem Kopf befindet. Nur war ich leider kein besonders guter Fu\u00dfballer…<\/p>\n

Nun, dass alles liegt viele Jahre zur\u00fcck, aber der Zauber blieb mir immer erhalten. Viele Erlebnisse und Geschichten sind in der Zeit geschehen, gl\u00fcckliche, traurige, \u00e4rgerliche, berauschende, l\u00e4hmende….<\/p>\n

Wenn ich heute auf der Autobahn fahre, und ich sehe irgendwo ein F95-Emblem auf einem anderen Auto, freue ich mich. Ich denke dann immer: siehst du, du bist nicht allein. Wir sind viele. Im Urlaub in Amerika haben wir direkt einen Fortuna-Aufkleber auf den Mietwagen geklebt. Nur damit vielleicht einer erkennt, da ist noch ein Fortune…
\nSicherlich gab es Zeiten, in denen ich seltener zum Spiel gegangen bin. Aber es gab seit dem ersten Spiel keine Saison, in der ich kein Spiel der Fortuna Live im Stadion gesehen habe. Heute habe ich eine Dauerkarte und besuche viele Heimspiele und einige Ausw\u00e4rtsspiele pro Saison. Der Spieltag l\u00e4uft nach festgelegten Ritualen ab: meine Frau und ich treffen uns mit Freunden und wir fahren gemeinsam mit dem Rad zum Stadion. Immer der selbe Weg. Wir nehmen immer die selbe Einlassschlange. Wir gehen immer auf gleichem Weg zu unseren Pl\u00e4tzen und treffen dabei viele Freunde und Bekannte. Erst beim letzten Heimspiel gegen St. Pauli habe ich zuf\u00e4llig einen Schulfreund wieder gesehen, mit dem ich mich zuletzt vor \u00fcber zwanzig Jahren unterhalten habe. Es ist wie eine gro\u00dfe Familie. Und auch, wenn man als Fortune Niederlagen h\u00e4ufiger erlebt, als als Fan des FC Bayern, ich komme von Fortuna nicht mehr los. Es ist f\u00fcr mich unvorstellbar, den Verein meines Herzens zu wechseln. Eben so, wie die Familie, die man hat. Und es ist f\u00fcr mich wirklich ein St\u00fcck Heimat. Genauso wie das Gef\u00fchl, dass ich habe, wenn ich auf dem Weg nachhause den Rhein \u00fcberquere und auf D\u00fcsseldorf blicke, genauso f\u00fchle ich mich, wenn die Mannschaften zum Ansto\u00df auf das Feld kommen.<\/p>\n

Also, Jay-Jay, jetzt kennst Du meine Geschichte.
\nIch werde Deinen Blog verfolgen und ich bin sehr gespannt darauf, ob Du Dich f\u00fcr einen Verein entscheiden willst.
\nTscheyPi<\/p>\n

Vielen Dank, es war mir ein Vergn\u00fcgen, die Geschichte mal aufzuschreiben. Erz\u00e4hlt habe ich sie hier und da schon \u00f6fters.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Hallo Jay-Jay, ich habe davon gelesen, dass Du dich daf\u00fcr interessierst, wie und warum man zum Fan eines Vereins geworden ist. Also, dann m\u00f6chte ich Dir gerne mal meine Geschichte erz\u00e4hlen. Mein erstes Spiel liegt nun schon einige Jahre zur\u00fcck. Ich habe 1979 in der Grundschule eine Freikarte f\u00fcr das Spiel Fortuna D\u00fcsseldorf gegen den VfB Stuttgart geschenkt bekommen.<\/p>\n","protected":false},"author":225,"featured_media":0,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[267],"tags":[4222],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/1397"}],"collection":[{"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/225"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=1397"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/1397\/revisions"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=1397"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=1397"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=1397"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}