{"id":1468,"date":"2014-05-08T09:04:33","date_gmt":"2014-05-08T07:04:33","guid":{"rendered":"http:\/\/www.wochenendrebell.de\/?p=1468"},"modified":"2021-11-20T21:50:10","modified_gmt":"2021-11-20T20:50:10","slug":"25-uwe-liebt-hansa-rostock","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/wochenendrebell.de\/25-uwe-liebt-hansa-rostock\/fankurve\/","title":{"rendered":"#25 Uwe liebt Hansa Rostock"},"content":{"rendered":"

Lieber Jay-Jay,
\nich hei\u00dfe Uwe, bin 50 Jahre alt und mein Fu\u00dfballherz schl\u00e4gt f\u00fcr den F.C. Hansa Rostock.<\/p>\n

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Seit etwa 15 Jahren besuche ich Spiele dieses Vereins, zun\u00e4chst nur ab und zu im Rostocker Ostseestadion, bald aber schon mit einer Jahreskarte. Es folgten erste Ausw\u00e4rtsspiele, auch hier wurde es von Jahr zu Jahr mehr, bis ich in der Saison 2008\/09 meinen ersten \u201eVierunddrei\u00dfiger\u201c geschafft habe, also bei allen Ligaspielen innerhalb einer Spielzeit dabei war, und seither auch weiterhin, so oft es mir m\u00f6glich ist, Hansa hinterher reise. Seit etwa acht Jahren berichte ich regelm\u00e4\u00dfig f\u00fcr das Online-Fanzine hansafans.de von den Spielen der Hanseaten, wobei meistens die Erlebnisse mit Freunden bei den gemeinsamen Reisen zu den Spielen und das Geschehen in den Fanbl\u00f6cken im Mittelpunkt stehen. Au\u00dferdem habe ich auch noch ein Blog: hanseator.wordpress.com.
\nHast du schon von Hansa Rostock geh\u00f6rt? Unser Verein durchlebt schwere Zeiten. Sportlich geht es seit einigen Jahren abw\u00e4rts, inzwischen ist der langj\u00e4hrige Bundesligist in der dritten Liga gelandet, wo die Entwicklung \u2013 freundlich ausgedr\u00fcckt \u2013 stagniert. Auch wirtschaftlich steht Hansa mit dem R\u00fccken zur Wand und ringt um sein \u00dcberleben. Vor eineinhalb Jahren mussten die Stadt Rostock und das Land Mecklenburg-Vorpommern einem Ma\u00dfnahmenpaket zur Rettung des Vereins vor der Insolvenz zustimmen. Das waren aufregende Tage, in denen Menschen im ganzen Land und weit dar\u00fcber hinaus ihre Unterst\u00fctzung bekundeten und \u201eJa zum FCH!\u201c sagten.
\nZur\u00fcck zu mir: 50 Jahre und erst seit 15 Jahren bei Spielen des F.C. Hansa \u2013 wahrscheinlich fragst du dich jetzt: Was hat der Typ denn vorher die ganze Zeit gemacht? Nun \u2013 ich bin kein geb\u00fcrtiger Mecklenburger. Meine Kindheit und Jugend verbrachte ich in Altenburg, einer ostth\u00fcringischen Kreisstadt, die bis 1990 zum damaligen Bezirk Leipzig geh\u00f6rte. Wie viele meiner Schulkameraden dr\u00fcckte ich Mitte der 70er Jahre dem 1. FC Lokomotive Leipzig die Daumen. In dessen Stadion sah ich dann 1977 auch mein erstes Oberliga-Spiel, es war ein 3:3 gegen den 1. FC Magdeburg.
\nMit Lok erlebte ich tolle Zeiten. Zwar gelang nie der ganz gro\u00dfe Wurf, sprich: Meistertitel, aber drei erfolgreiche Pokalendspiele (1981, 1986, 1987) und eine Erfolgsserie im Europapokal der Pokalsieger 1986\/87 mit meinem pers\u00f6nlichen H\u00f6hepunkt, dem Sieg im Halbfinalr\u00fcckspiel gegen Girondins Bordeaux im Elfmeterschie\u00dfen, k\u00f6nnen sich durchaus auch sehen lassen. Heute spielt der Club nach Umbenennung in VfB Leipzig, sp\u00e4terer Insolvenz und Neugr\u00fcndung unter altem Namen in der Regionalliga und ich verfolge das Geschehen aus der Ferne.
\nSeit 1988 lebe ich n\u00e4mlich in Mecklenburg, zun\u00e4chst in Wismar und seit 10 Jahren nun in der Landeshauptstadt Schwerin. Bis Ende der 90er Jahre bin ich nur noch sehr selten bis \u00fcberhaupt nicht zu Fu\u00dfballspielen gefahren. Nat\u00fcrlich hatte ich das Interesse am Fu\u00dfball nicht verloren, aber daf\u00fcr mussten Fernseh\u00fcbertragungen erst mal reichen.
\nWie ich anfangs schon sagte, begann ich dann Ende der 90er Jahre ab und an zu Bundesligaspielen nach Rostock zu fahren. Was mich dort von Anfang an beeindruckte, waren der Zusammenhalt und die Geschlossenheit, mit der die Mecklenburger und Vorpommern wie ein Mann hinter ihrem FC Hansa standen. Das war auch eine der ersten Lektionen, die ich nach meiner Ankunft im Norden lernte: Zuerst kommt Hansa und dann eine ganze Weile nichts. Das kannte ich aus meiner Jugendzeit anders, als im Umkreis von 50 Kilometern von Altenburg zeitweise bis zu sechs Oberligisten zur Auswahl standen.
\nNoch mehr als der Fanatismus des Publikums im Ostseestadion hat mich jedoch fasziniert, wie viele Hansafans alle zwei Wochen bei Ausw\u00e4rtsspielen die G\u00e4stebl\u00f6cke der Bundesliga f\u00fcllten. Es war ein unglaublich erhebendes Gef\u00fchl, die Fahrzeugkolonnen auf den Autobahnen quer durchs Land zu sehen und an den Rastst\u00e4tten auf etliche Gleichgesinnte zu treffen.
\nHansa stand und steht nur selten f\u00fcr attraktiven und erfolgreichen Fu\u00dfball, aber es gab in der Geschichte<\/a> des Vereins Mannschaften, die mit Herz und gro\u00dfem Kampf dem einen oder anderen Favoriten mal ein Bein stellen konnten. Zehn Jahre lang konnte sich die Mannschaft in der Bundesliga behaupten, aber selbst der beste Motor l\u00e4uft sich irgendwann fest, wenn er nur mit hoher Drehzahl gefahren wird.
\nEiner der gr\u00f6\u00dften sportlichen Momente in der Hansa-Historie ereignete sich am 29. Mai 1999. Es war einer dieser Tage, von denen dir jeder Hansafan heute noch sagen kann, wie er ihn verbracht hat. An diesem Tag, es war der letzte Bundesligaspieltag, drehte die Mannschaft in Bochum in den letzten 15 Minuten einen 1:2-R\u00fcckstand noch in einen 3:2-Sieg und rettete sich im letzten Moment vor dem Abstieg. Ich war damals leider nicht in Bochum dabei, irgendwie hat mich die stille Reue wohl nach und nach unbewusst zum heutigen (Fast)-Allesfahrer gemacht.
\nUnd nun fahre ich weiter Woche f\u00fcr Woche quer durch die Republik meinen Hanseaten hinterher. Bei manchen Touren kommen an einem Tag weit \u00fcber 1000 Kilometer zusammen. Dann stehst du in irgendeinem G\u00e4steblock, siehst dabei zu, wie deine Mannschaft sechs Gegentore eingeschenkt bekommt und fragst dich, warum du dir das eigentlich antust. Und dann siehst du links und rechts von dir deine Freunde, die genau das gleiche denken, und wei\u00dft genau: N\u00e4chste Woche stehen wir wieder zusammen in irgendeinem anderen Stadion. Aber dann sind wir endlich mal dran mit einem Sieg.
\nLieber Jay-Jay,
\nich bin mir nicht sicher, ob dein Papsi damit richtig liegt, wenn er glaubt, dass es m\u00f6glich ist, sich durch das Lesen pers\u00f6nlicher Erinnerungen mehr oder weniger fremder Menschen in deren bevorzugten Fu\u00dfballverein zu verlieben. Ich vertrete den Standpunkt, dass das Stadionerlebnis entscheidenden Einfluss darauf hat, welche Farbe(n) das Blut hat, dass vom Fu\u00dfballherz durch den K\u00f6rper gepumpt wird.
\nUnd auch dein Herz wird eines Tages seine Entscheidung treffen. Und ich verspreche dir, es wird die richtige sein. Du kannst da nichts falsch machen. Denn: \u201eDu suchst Dir nicht Deinen Verein aus, sondern Dein Verein sucht sich Dich aus.\u201c Kannst Nick Hornby fragen. Du wirst in irgendeinem Stadion stehen und pl\u00f6tzlich merken: Das ist es, hier geh\u00f6re ich hin.
\nOder \u2013 wie Goethe einst sagte: Hier bin ich Mensch, hier darf ich\u2019s sein.
\nMach\u2019s gut, gr\u00fc\u00df deinen Papa. Vielleicht lernen wir uns ja irgendwann mal kennen.<\/p>\n

Viele Gr\u00fc\u00dfe
\nUwe<\/p>\n

Vielen Dank an Uwe der den ersten Brief f\u00fcr Hansa Rostock verfasst hat. Ein Stadion, welches uns ja aktuell auch noch fehlt. Also vielleicht bis demn\u00e4chst.<\/p>\n

Uwe findet ihr sowohl auf Twitter<\/a> als auch hier in seinem Blog<\/a>….*<\/p>\n

*…mit einem ziemlich geilen Bericht \u00fcber eine Schottlandtour.<\/p>\n

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