{"id":15179,"date":"2020-09-21T17:24:17","date_gmt":"2020-09-21T15:24:17","guid":{"rendered":"http:\/\/wochenendrebell.de\/?p=15179"},"modified":"2021-07-11T09:00:53","modified_gmt":"2021-07-11T07:00:53","slug":"wolfang-pauli","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wolfang-pauli\/beruehmte-wissenschaftlerinnen\/","title":{"rendered":"Wolfgang Pauli"},"content":{"rendered":"\n
Wolfgang Pauli<\/em> ist eine kontroverse Pers\u00f6nlichkeit. Namhafte Physiker wie Werner Heisenberg<\/a> <\/em>lie\u00dfen ihn Arbeiten lesen, bevor sie publizierten, da Wolfgang Pauli bekannt f\u00fcr seine ehrliche, direkte und teils auch ziemlich respektlos formulierte Kritik war – selbst bei seinen Vorgesetzten oder Fachautorit\u00e4ten wie Albert Einstein<\/em>. Er selbst schaffte es nicht zu solch gro\u00dfer Ber\u00fchmtheit, was wohl daran lag, dass Wolfgang Pauli sich mit extrem komplexen und schwer fassbaren Dingen besch\u00e4ftigte. Dennoch finde ich, viel mehr Menschen sollten diesen gro\u00dfen Physiker kennen.<\/p>\n\n\n\n Vollst\u00e4ndiger Name:<\/strong> Wolfgang Ernst Friedrich Pauli<\/p>\n\n\n\n Geboren: <\/strong>25. April 1900 in Wien<\/p>\n\n\n\n Gestorben: <\/strong>15. Dezember 1958 in Z\u00fcrich<\/p>\n\n\n\n Berufsfeld: <\/strong>Theoretische Physik<\/a><\/p>\n\n\n\n Werke: <\/strong>Pauli Lectures on Physics<\/em>; Atom and archetype<\/em>; Optics and the Theory of Electrons<\/em>; Electrodynamics<\/em>; Writings on Physics and Philosophy<\/em>; Selected Topics in Field Quantization<\/em>; Exclusion principle and quantum mechanics<\/em>; Wave Mechanics: Volume 5 of Pauli Lectures on Physics<\/em>; The Interpretation of Nature and the Psyche<\/em>; Statistical Mechanics<\/em>; Relativit\u00e4tstheorie<\/em>; Meson Theory of Nuclear Forces<\/em>; Collected Scientific Papers<\/em>; Wissenschaftlicher Briefwechsel mit Bohr, Einstein, Heisenberg u.a. Band II: 1930\u20131939 \/ Scientific Correspondence with Bohr, Einstein, Heisenberg a.o. Volume II: 1930\u20131939<\/em>; Standing Together in Troubled Times<\/em>; Physik und Erkenntnistheorie<\/em>;<\/p>\n\n\n\n Fisica e conoscenza<\/em>; Psiche e natura<\/em>; Physique moderne et philosophie<\/em>; Le Cas<\/em> Kepler<\/em>; Jung e Pauli. Il carteggio originale: l’incontro tra psiche e materia<\/em>; Die allgemeinen Prinzipien der Wellenmechanik<\/em>; Wissenschaftsgeschichte: Wolfgang Pauli: Ein Portrait<\/em>; Aufs\u00e4tze und Vortr\u00e4ge \u00fcber Physik und Erkenntnistheorie<\/em>; Wissenschaftlicher Briefwechsel mit Bohr, Einstein, Heisenberg u.a. \/ Scientific Correspondence with Bohr, Einstein, Heisenberg a.o.: Band\/Volume IV Teil\/Part IV: 1957-1958<\/em>; Wissenschaftlicher Briefwechsel mit Bohr, Einstein, Heisenberg u.a. Band IV, Teil I: 1950\u20131952 \/ Scientific Correspondence with Bohr, Einstein, Heisenberg a.o. Volume IV, Part I: 1950\u20131952<\/em>;<\/p>\n\n\n\n Thermodynamics and the Kinetic Theory of Gases<\/em>; Wissenschaftlicher Briefwechsel mit Bohr, Einstein, Heisenberg u.a. Band IV, Teil III: 1955\u20131956. Scientific Correspondence with Bohr, Einstein, Heisenberg, a.o. Volume IV, Part III: 1955\u20131956<\/em>; Physical Chemistry<\/em>; Wissenschaftlicher Briefwechsel mit Bohr, Einstein, Heisenberg u.a.: Band 1: 1919\u20131929<\/em>; Vierpoltheorie und ihre Anwendung auf elektronische Schaltungen<\/em>; F\u00fcnf Arbeiten zum Ausschliessungsprinzip und zum Neutrino<\/em>; Lehrbuch der Physik: Lehre von der strahlenden Energie Zweiter Band<\/em>; Wissenschaftlicher Briefwechsel mit Bohr, Einstein, Heisenberg u.a. \/ Scientific Correspondence with Bohr, Einstein, Heisenberg a.o.: Band IV, Teil II: 1953\u20131954 \/ Volume IV, Part II: 1953\u20131954 <\/em>und \u00fcber 2.000 wissenschaftliche Briefe an ausgew\u00e4hlte Fachkollegen<\/p>\n\n\n\n Ehrungen: <\/strong>Lorentz-Medaille<\/em>; Nobelpreis f\u00fcr Physik<\/em>; Vortrag auf dem Internationalen Mathematikerkongress<\/em>; Mitglied der American Academy of Arts and Sciences<\/em>; Max-Planck-Medaille<\/em>; Wolfgang-Pauli-Vorlesungen <\/em>an der Eidgen\u00f6ssischen Technische Hochschule Z\u00fcrich<\/em>; Stra\u00dfennamen in Wien und Z\u00fcrich; Benennung des Mondkraters Pauli<\/em>; Benennung des H\u00f6rsaals der Physikalischen Institute <\/em>an der Universit\u00e4t Hamburg<\/em><\/p>\n\n\n\n 1900:<\/strong> Geburt in Wien<\/p>\n\n\n\n 1918:<\/strong> Ver\u00f6ffentlichung von Wolfgang Paulis erster Arbeit direkt nach seiner Matura<\/p>\n\n\n\n 1919:<\/strong> Beginn seines Physikstudiums an der Ludwig-Maximilians-Universit\u00e4t<\/em> in M\u00fcnchen<\/p>\n\n\n\n 1921: <\/strong>Promotion mit einer Arbeit \u00fcber das Wasserstoffmolek\u00fcl und Beginn als Assistent Max Borns<\/em><\/a><\/p>\n\n\n\n 1922:<\/strong> Ende als Assistent Max Borns und Umzug nach Kopenhagen zu Niels Bohr<\/em><\/p>\n\n\n\n 1923: <\/strong>Beginn als Professor in Hamburg<\/p>\n\n\n\n 1925:<\/strong> Formulierung des Pauli-Prinzips<\/em><\/p>\n\n\n\n 1928: <\/strong>Wechsel an die Eidgen\u00f6ssische Technische Hochschule Z\u00fcrich<\/p>\n\n\n\n 1930:<\/strong> Erstmalige Postulation des Neutrinos<\/em><\/p>\n\n\n\n 1935: <\/strong>Wechsel in die USA, wo Wolfgang Pauli unter anderem am Institute for Advanced Study <\/em>forscht<\/p>\n\n\n\n 1938: <\/strong>Anschluss \u00d6sterreichs an Nazi-Deutschland, womit Wolfgang Pauli deutscher Staatsb\u00fcrger wird und einen Einb\u00fcrgerungsantrag in der Schweiz<\/a> stellt<\/p>\n\n\n\n 1940: <\/strong>Flucht vor der Nazis in die USA<\/p>\n\n\n\n 1942: <\/strong>Gastprofessor an der Purdue University<\/em><\/p>\n\n\n\n 1946: <\/strong>Erhalt der US-amerikanischen Staatsb\u00fcrgerschaft und R\u00fcckkehr nach an die Eidgen\u00f6ssische Technische Hochschule Z\u00fcrich<\/p>\n\n\n\n 1949: <\/strong>Erhalt der schweizerischen Staatsb\u00fcrgerschaft<\/p>\n\n\n\n 1956:<\/strong> Nachweis des Neutrinos am Cowan-Reines-Neutrinoexperiment<\/em><\/p>\n\n\n\n 1958: <\/strong>Tod Wolfgang Paulis an Bauchspeicheldr\u00fcsenkrebs, und zwar im Krankenhauszimmer 137 (1\/137 ist exakt der Wert der Feinstrukturkonstante<\/em>, was Wolfgang Pauli als schlechtes Omen deutet.)<\/p>\n\n\n\n „Meine pers\u00f6nliche Ansicht ist die, da\u00df in einer zuk\u00fcnftigen Wissenschaft die Realit\u00e4t weder „psychisch“ noch „physisch“ sein wird, sondern irgendwie beides und irgendwie keines von Beiden.“<\/p>Wolfgang Pauli<\/cite><\/blockquote>\n\n\n\n \u201eAls Physiker kann man davon ausgehen, dass ein Elektron wie das andere ist, w\u00e4hrend Sozialwissenschaftler auf diesen Luxus verzichten m\u00fcssen.<\/p>Wolfang Paul<\/cite><\/blockquote>\n\n\n\n „Das beste, was die meisten von uns in der Physik erreichen k\u00f6nnen, ist Unverst\u00e4ndnis auf einer tieferen Ebene.“<\/p>Wolfgang Pauli<\/cite><\/blockquote>\n\n\n\n Wenn die bedeutendsten Physiker des 20.Jahrhunderts dich das „Gewissen der Physik“ nennen, dann hast du es in jedem Fall weit gebracht. Wenn sie das tun, obwohl (oder vielleicht gerade weil) du nach exzessivem Alkoholkonsum in den Kneipen St. Paulis morgens bei Vortr\u00e4gen ber\u00fchmter Physiker nicht selten unansprechbar bist, \u00fcber die Arbeiten deiner eigenen jungen Studenten kopfsch\u00fcttelnd sagst: „Das ist nicht nur nicht richtig. Das ist nicht einmal falsch.<\/em>“ und die Forscher*innen der Physikalischen Gesellschaft<\/a> mit „Liebe Radioaktive Damen und Herren…<\/em>“ anschreibst, dann musst du dir echt gro\u00dfen Respekt erarbeitet haben. <\/p>\n\n\n\n Ich spreche hier vom theoretischen Physiker Wolfgang Pauli. Wie bereits leicht an den genannten Anekdoten zu erkennen ist, war mit „Gewissen“ wohl nicht unbedingt sein gewissenhafter Umgang gemeint. Doch wer Wolfgang Pauli seine Arbeit zeigte, konnte mit einer g\u00e4nzlich ehrlichen und vor allem ungesch\u00f6nten Meinung rechnen, viele Wissenschaftler*innen sch\u00e4tzten gerade diese bedingungslose Direktheit, so sagte der Physiker Victor Weisskopf<\/em>, der eine Zeit lang als Assistent f\u00fcr Wolfgang Pauli arbeitete, \u00fcber ihn Folgendes:<\/p>\n\n\n\n „Es war absolut gro\u00dfartig, f\u00fcr Wolfgang Pauli zu arbeiten. Du k\u00f6nntest ihn alles fragen. Es gab keine Sorge, dass er eine bestimmte Frage f\u00fcr dumm halten w\u00fcrde, da er alle Fragen f\u00fcr dumm hielt.“<\/p>Victor Weisskopf<\/cite><\/blockquote>\n\n\n\n Andere Kolleg*innen waren nicht unbedingt so begeistert, so kursierten viele Witze \u00fcber Wolfgang Pauli, vor allem unter seinen Kollegen und guten Freunden Otto Stern<\/em>, Walter Baade<\/em> und Erich Hecke <\/em>(mit denen er auch die zahlreichen Lokalit\u00e4ten Hamburgs besuchte). Besonders hartn\u00e4ckig hielt sich folgender:<\/p>\n\n\n\n Nach Paulis Tod gew\u00e4hrte Gott ihm eine Audienz. Pauli fragte Gott, warum die Feinstrukturkonstante genau den Wert 1\/137 habe. Gott nickte, ging zur Tafel und begann, Gleichung nach Gleichung in rasender Geschwindigkeit abzuleiten. Pauli sah zun\u00e4chst mit gro\u00dfer Genugtuung zu, aber bald schon begann er heftig und entschieden, seinen Kopf zu sch\u00fctteln\u2026<\/p><\/blockquote>\n\n\n\n Gott kritisierte Wolfgang Pauli zwar nicht, daf\u00fcr aber Albert Einstein, und zwar ziemlich heftig. Zu diesem Zeitpunkt versuchten sich viele Physiker*innen daran, eine Theorie zu entwickeln, welche die Gesetze der Quantenmechanik, die auf extrem kleinen Skalen gelten, mit denen der Relativit\u00e4tstheorie, die auf extrem gro\u00dfen Skalen gelten, unter einen Hut zu bekommen.<\/p>\n\n\n\n Alle Kr\u00e4fte und zugeh\u00f6rigen Felder im Universum sollen dabei in einer sogenannten einheitlichen Feldtheorie<\/em> durch ein einziges Feld dargestellt werden, denn man vermutet, dass genau dieser Zustand bei extrem hohen Energien vorliegt – bei hohen Energien, wie es sie direkt nach dem Urknall gab. Albert Einstein, der zu diesem Zeitpunkt als Urheber der Relativit\u00e4tstheorie bereits enorme Anerkennung in der physikalischen Gemeinschaft hatte, verbrachte viele Jahre damit – erfolglos, wor\u00fcber sich Wolfgang Pauli offenbar lustig machte:<\/p>\n\n\n\n „Es ist schon eine k\u00fchne Tat der Redaktion, ein Referat \u00fcber eine neue Feldtheorie Einsteins unter die Ergebnisse der exakten Naturwissenschaften aufzunehmen. Beschert uns doch seine nie versagende Erfindungsgabe sowie seine hartn\u00e4ckige Energie beim Verfolgen eines bestimmten Zieles in letzter Zeit durchschnittlich etwa eine solche Theorie pro Jahr \u2013 wobei es psychologisch interessant ist, dass die jeweilige Theorie vom Autor gew\u00f6hnlich eine Zeitlang als die \u201adefinitive L\u00f6sung\u2018 betrachtet wird.“<\/p>Wolfgang Pauli<\/cite><\/blockquote>\n\n\n\n Doch so klar und deutlich Wolfgang Pauli seine Kritik auch formulierte, fast immer hatte er Recht mit seinen Einsch\u00e4tzungen, welche Gedankeng\u00e4nge sich als vielversprechend erweisen sollten und welche „furchbarer Quatsch<\/em>“ (auch zu Einstein) waren. Wenn Wolfgang Pauli einen Ansatz lobte, wie etwa bei seinem Freund und Kollegen Paul Ehrenfest<\/em>, der wie er einen Artikel in der Encyklop\u00e4die der mathematischen Wissenschaften mit Einschlu\u00df ihrer Anwendungen <\/em>ver\u00f6ffentlichen durfte, dann klang das so:<\/p>\n\n\n\n Ehrenfest: „Herr Pauli, Ihr Enzyklop\u00e4dieartikel gef\u00e4llt mir besser als Sie selbst!“<\/p><\/blockquote>\n\n\n\n Pauli: „Das ist doch komisch, mir geht es mit Ihnen gerade umgekehrt!“<\/p><\/blockquote>\n\n\n\n Selbst seine Assistent*innen nahm er nicht aus, so witzelte er etwa \u00fcber Rudolf Peierls<\/em>, der als Atomphysiker vor allem eindringlich vor den Fortschritten der Nazis bei der Atomforschung warnte und f\u00fcr eine Zeit auch als Wolfgang Paulis Assistent arbeitete:<\/p>\n\n\n\n „Der Peierls, der spricht so schnell; bis man verstanden hat, was er sagt, behauptet er schon das Gegenteil!“<\/p>Wolfgang Pauli<\/cite><\/blockquote>\n\n\n\n \u00dcber den Physiker Paul Dirac<\/em>, der die Quantenmechanik mitbegr\u00fcndet, die Grundlage f\u00fcr den Nachweis von Antimaterie gelegt hat und zudem \u00fcberzeugter Atheist war, behauptete Wolfgang Pauli:<\/p>\n\n\n\n „Unser Freund Dirac hat eine Religion; und der Leitsatz dieser Religion lautet: ‚Es gibt keinen Gott und Dirac ist sein Prophet.“<\/p>Wolfgang Pauli<\/cite><\/blockquote>\n\n\n\n Wie Albert Einstein befasste sich auch Wolfgang Pauli mit dem Aufstellen einer einheitlichen Feldtheorie und zwar gemeinsam mit Werner Heisenberg. Letzterer war ein unbelehrbarer Optimist, er war voller \u00dcberzeugung, dass er die einheitliche Feldtheorie, in den Medien h\u00e4ufig Weltformel <\/em>genannt, finden w\u00fcrde. Wolfgang Pauli war dort sp\u00e4ter deutlich vorsichtiger, er gew\u00f6hnte sich laut eigenen Aussagen an den Gedanken, dass er das Aufstellen einer einheitlichen Feldtheorie nicht mehr erleben w\u00fcrde und distanzierte sich zunehmend von Heisenbergs Forschungen.<\/p>\n\n\n\nSteckbrief<\/h2>\n\n\n\n
Lebenslauf<\/h2>\n\n\n\n
Zitate<\/h2>\n\n\n\n
Lebenswerk<\/h2>\n\n\n\n