{"id":1532,"date":"2014-05-18T08:50:27","date_gmt":"2014-05-18T06:50:27","guid":{"rendered":"http:\/\/www.wochenendrebell.de\/?p=1532"},"modified":"2020-12-05T18:07:28","modified_gmt":"2020-12-05T17:07:28","slug":"s-c-fortuna-koeln","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/wochenendrebell.de\/s-c-fortuna-koeln\/suche-lieblingsfussballverein\/","title":{"rendered":"S.C. Fortuna K\u00f6ln"},"content":{"rendered":"\n

S.C. Fortuna K\u00f6n – FC Bayern M\u00fcnchen Amateure, 28.05.2014<\/p>\n\n\n

Der Saisonabschluss der Wochenendrebellen ist kaum absolviert, da zerbombt mir der Sohn meinen Hinweis auf die Sommerpause mit einem dezenten Fingerzeig gen S\u00fcdamerika \u2013 und dass Nationalmannschaften ja auch ganz nett sein k\u00f6nnten. Quasi projektgeeignet.<\/p>\n

Mit dem Relegationsspiel des S.C. Fortuna K\u00f6ln gegen die U23 des FC Bayern war gl\u00fccklicherweise schnell ein suchtstillendes Spiel gefunden. Dank des darauf folgenden Feiertags kamen wir also in den Genuss eines Abendspiels, das sich entspannt und ohne gr\u00f6\u00dfere Reisehektik absolvieren lassen sollte. Es ist schon erstaunlich, welche obskure Entwicklung unsere Abenteuer manchmal nehmen. W\u00e4hrend ich Anbetracht des maroden S\u00fcdstadions schnell Sorge um den Halbzeit-Toilettengang des Sohnes hatte, dieser mich aber mit einer l\u00e4ssigen, selbst\u00e4ndigen Erledigung seines Gesch\u00e4fts an einer dieser Pinkelrinnen \u00fcberraschte \u2013 sorgte mich \u00fcber den Tag verteilt mein Haarausfall.<\/p>\n

Es begann kurz nach der Abfahrt in der Regionalbahn, sp\u00e4ter im ICE und auch bei Ankunft im Hotel. Immer wieder fand ich kleine B\u00fcschel oder eine ungew\u00f6hnliche hohe Zahl an Einzelhaaren an meiner Jacke, an meiner Hose und auch im Bistro auf der Bank.\u00a0Trotz intensiver Begutachtung im Spiegel des ICE-WCs und dem Zupftest an unterschiedlichsten behaarten Stellen (Kopf!), war nichts ungew\u00f6hnliches festzustellen.\u00a0Aber wenigstens pinkelte er pl\u00f6tzlich. Alleine. Ohne Hilfe. Ohne Probleme. An einer Rinne.\u00a0Ich fragte ihn auf der R\u00fcckfahrt, wie es dazu kam, ob er sich freue, und dass ich sehr stolz auf ihn sei.<\/p>\n

Er blickte mich an, als w\u00e4re ich soeben Holz hackend aus einer dieser Rinnen entstiegen:
\u201ePapsi, ich habe gepinkelt. Mehr nicht.\u201c<\/p>\n

Wo er Recht hat, hat er Recht. Bis zum Tippen dieser Zeilen lie\u00df sich der Unterschied, den er\u00a0 zwischen den Rinnen auf St.Pauli und hier bei der Fortuna aus K\u00f6ln sah, nicht erkl\u00e4ren. Zumindest nicht so, dass ich es verstand.<\/p>\n

Aber diese Haare sorgten mich. Sie klebten \u00fcberall. Nie viele, aber farblich und bez\u00fcglich der L\u00e4nge einwandfrei mir zuzuordnen.<\/p>\n

Die Geschichte<\/a> des Spiels ist objektiv schnell erz\u00e4hlt. In der ersten Halbzeit war der Gastgeber relativ klar Herr im Haus. Zumindest, was das Geschehen auf dem Rasen anging. Die Amateure aus M\u00fcnchen hatten sichtlich Schwierigkeiten mit der robusten Spielweise der K\u00f6lner und fanden sich diverse Male liegend auf dem Gr\u00fcn wieder.<\/p>\n

Lange, hohe B\u00e4lle, meist auf Aydogmus geschlagen, er\u00f6ffnete den K\u00f6lnern die ein oder andere Chance. In Halbzeit zwei wurde der bullige St\u00fcrmer zunehmend m\u00fcder, w\u00e4hrend die Bayern nun mehr Stabilit\u00e4t und Ballsicherheit in ihr Spiel bekamen. Zur einzig wirklich gef\u00e4hrlichen Torchance f\u00fcr die Amateure kam es allerdings erst nach einem Fauxpas der K\u00f6lner Abwehr gegen Ende der zweiten Halbzeit.\u00a0Das Tor kurz vor Ende des Spiels fiel dann auch eher gl\u00fccklich, aber meines Erachtens nicht unverdient. Eine teils dargestellte dr\u00fcckende \u00dcberlegenheit der Bayern-Amateure habe ich genau so wenig gesehen, wie die st\u00e4ndig schauspielernden Bayern-Amateure, und auch wenn ich Fortuna K\u00f6ln deutlich st\u00e4rker erwartet h\u00e4tte, geht der knappe Sieg durchaus in Ordnung.<\/p>\n

Zwei sehr objektive Spielberichte zum Hinspiel k\u00f6nnen Sie auch hier lesen:
Der
k\u00f6lsch-objektive<\/a> Bericht.
Der
bayrisch-objektive<\/a> Bericht.<\/p>\n

F\u00fcr mich erstaunlich war die Pr\u00e4senz und Lautst\u00e4rke des bajuwarischen Anhangs. Ja, sicherlich stammten f\u00fcnfundsiebzig Prozent des Bayernblocks aus dem Umland, und ja, sicherlich boten sie einen nicht zu untersch\u00e4tzenden Anteil der aktiven Bayern-Szene auf, und ja, freilich durfte ich mich bereits davon \u00fcberzeugen, dass der Support der Amateure nicht von schlechten Eltern ist, aber in Anbetracht dessen, dass wir uns bem\u00fchten, Karten im und am Mob der Fortunen aus K\u00f6ln zu bekommen, war der Sohn dann doch ein wenig entt\u00e4uscht ob der \u201eLeistung\u201c, die dort von den K\u00f6lner R\u00e4ngen geboten wurde. Eine Verbindung vom Versagen zum EFFZEH lie\u00df sich leider trotz intensiver Bem\u00fchingen meinerseits nicht schaffen.<\/p>\n

Ich hatte dieses Thema ja neulich bereits erw\u00e4hnt, aber trotz des teils monotonen Singsangs beeindruckte mich der Suppor,t und auch jetzt, einige Tage sp\u00e4ter, wei\u00df ich nicht, ob es am schwachen Fortuna-Support lag, dass die FCB-Kurve so pr\u00e4gnant laut wa,r oder ob ich genau so wie viele um uns herum stehende Fortuna-Anh\u00e4nger einfach von einer sehr intensiven Unterst\u00fctzung bet\u00f6rt (verzeiht das bescheuerte Wort, mir f\u00e4llt kein brauchbareres ein) wurde. Vielleicht kam auch beides ein wenig zusammen. Ausserdem sorgten mich meine Haare.<\/p>\n

Und nun habe ich also einen vom FC Bayern Anhang beeindruckten Sohn. Da beh\u00e4lt man den kinderfangenden gro\u00dfen FC Bayern im Auge, damit der Sohn nicht in die falschen Klauen ger\u00e4t, und die schicken einem die teils recht sympathischen Amateure samt Anhang heimlich durch die Hintert\u00fcr.<\/p>\n

Ausgleichenderweise wurden die Rahmenbedingungen des Hinspiels k\u00f6lsch gepr\u00e4gt. Das Treffen am Vereinsheim des SC Fortuna K\u00f6ln offenbarte eine kleine, heile Welt des Fu\u00dfballs. Unprofessionell organisierter Getre\u00e4nkeverkauf gepaart mit einem panischem Wurstverk\u00e4ufer, dem viel zu fr\u00fch die Ware ausging. Aber im Ernst: Andreas Fettig stand hier ganz entspannt inmitten von Bierganituren und einem optischen Potpourri aus Garagenverkauf, Kuttentr\u00e4gern und K\u00f6lns versammelter Elite. Dies meine ich gar nicht despektierlich , sondern ausnahmsweise im Zusammenhang mit der Stadt ohne Bier einmal aufrichtig ehrlich. Mir f\u00e4llt wirklich spontan keine weitere Stadt ein, in der man so viele Trikots des Stadtrivalen in vorfreudiger und angenehmer Atmosph\u00e4re sehen kann. Effzehler, die gemeinsam mit Fortuna-Fans sich f\u00fcr ihre Stadt freuen. Mal weg von dem „59+1 Kindergarten-Gedisse“, sondern eine Stadt, die sich \u00fcber die Farben hinweg gemeinsam freuen kann. Das hatte wirklich Flair.<\/p>\n

So. Genug Bauchpinselei. Tod und Hass meinem Haarausfall.<\/p>\n

Es war Donnerstag, als ich die Planung dann entsprechend anpassen durfte. Termine vorverlegen, da ich am Spiel-Sonntag eigentlich bez\u00fcglich diverser Monatsabschl\u00fcsse unterwegs sein sollte, und Tickets organisieren, was dank tatkr\u00e4ftiger Unterst\u00fctzung klappte.<\/p>\n

Der Sohn war hei\u00df auf das R\u00fcckspiel, und dies g\u00e4nzlich ohne Sympathien f\u00fcr eine der Mannschaften erkennen zu lassen. Er mochte, glaube ich, den Gedanken, dass es rein theoretisch auch Elfmeterschie\u00dfen geben k\u00f6nnte, er mochte das Gr\u00fcnwalder Stadion, und es reizte ihn, dort nun auch vor ausverkauftem Haus zwei Teams um den Einzug in die Dritte Liga fighten zu sehen.<\/p>\n

Am Samstag gegen 15:00 Uhr war dann soweit angerichtet. Wir hatten Tickets, Papsi hatte Zeit, und Mami konnte damit leben, am Sonntag auf unsere Anwesenheit zu verzichten. Und doch kam es wieder anders.<\/p>\n

Am Sonntag fand zu wiederholtem Male eines der Spiele \u201eseiner\u201c Mannschaft statt. Die Spielvereinigung \u2013 einen Beitritt zieht er in deren Beitritt er in Erw\u00e4gung, hat ihn aber noch nicht vollzogen \u2013 hatte ein Freundschaftsspiel gegen die eigenen Bambinis, und obwohl er bei den letzten Serienspielen jeweils die Anreise ablehnte, entschied er sich dieses Mal, vermutlich in Anbetracht des schlagbaren Gegners, daf\u00fcr, mitzukicken.<\/p>\n

Trotz des niederen Wertes des Spiels war dies einer der wenig zu akzeptierenden Gr\u00fcnde, nun doch nicht mehr nach M\u00fcnchen zu fahren und wieder alles umzuschmei\u00dfen. So wohnten wir am Sonntag dann dem stets ungef\u00e4hrdeten 6:0 gegen die Bambinis der JSG bei.<\/p>\n

Ein sch\u00f6ner Moment, ihn nun auch draussen im Trikot gemeinsam mit anderen spielen zu sehen \u2013 auch wenn er spielerisch sich nur dreckig und ellenbogenausfahrend gegen ein Meter kleinere Wuselzwerge durchzusetzen wusste. Im Abschlussspiel mit dann durchgemischten Teams schoss er dann noch das \u201eentscheidende\u201c Tor zum 2:2-Unentschieden. Alles erreicht. Riecht nach Karriereende.<\/p>\n

Wir werden sehen, wie es weitergeht. Der Trainer lie\u00df die Jungs vorm Spiel wieder einen Kreis bilden, was dem Sohnemann missfiel, aber diesmal lie\u00df er es zu. Er nahm zwar niemanden in den Arm, schubste aber auch keinen seinen Mannschaftskollegen beiseite, weil die ihren Arm um seine Schulter legten.<\/p>\n

Der Einmarsch wiederum \u2013 stilecht zur Championsleague-Hymne \u2013 gefiel ihm, und dass die komplette Mannschaftsaufstellung durchgegeben wurde, fand ebenfalls positiven Anklang. Der Sohnemann, erfahren und bescheiden wie er ist, lie\u00df es sich nicht nehmen, sich bei Aufruf seines Namens in beide Richtungen zu drehen \u2013 auch wenn sich auf der einen Seite des \u201eStadions\u201c niemand befand.Wie das die Profis nunmal auch im Stadion machen. Allerdings winkte er nicht.<\/p>\n

Ihm gefielen das Spiel, das Drumherum und nat\u00fcrlich auch das Ergebnis sehr, er lie\u00df sich sogar erstmals beraten, was er besser machen k\u00f6nnte, nachdem er ausf\u00fchrlich geschildert bekommen hatte, was er sehr gut gemacht hatet. Ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals Kritik so offen angenommen hat. Ein Monsterfortschritt. Er will nur eben trotzdem nicht wieder hin. Es sei denn, der Trainer gibt ihm das hundertprozentige Versprechen, dass dieser Kreis nicht mehr gemacht wird.\u201eDie Entscheidung d\u00fcrfte ihm ja nun leicht fallen. Nach diesem Tor. Oder, Papsi?\u201c<\/p>\n

Haarige Sache.<\/p>\n

Das R\u00fcckspiel der FC Bayern Amateure genossen wir dann am Ticker und verpassten einen H\u00f6hepunkt an Emotionswechselb\u00e4dern, wie es heftiger wohl kaum kommen kann.<\/p>\n

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