{"id":1604,"date":"2014-09-09T09:09:39","date_gmt":"2014-09-09T07:09:39","guid":{"rendered":"http:\/\/www.wochenendrebell.de\/?p=1604"},"modified":"2021-11-20T21:46:50","modified_gmt":"2021-11-20T20:46:50","slug":"35-fabian-liebt-den-vfb-stuttgart","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/wochenendrebell.de\/35-fabian-liebt-den-vfb-stuttgart\/fankurve\/","title":{"rendered":"#34 Fabian liebt den VfB Stuttgart"},"content":{"rendered":"

Dies ist ein Brief f\u00fcr meinen\u00a0Sohn mit dem ich im\u00a0Rahmen unseres Projekts<\/a> alle Stadien der ersten,\u00a0zweiten und dritten Fussballliga bereise. Eine Vielzahl netter Menschen hat sich die Zeit genommen um Jay-Jay ein paar Zeilen nieder zu schreiben und ihm Details zur Findung ihrer Fu\u00dfballliebe zu verraten. Nach und nach ver\u00f6ffentlichen wir eines der gro\u00dfartigen Werke unterschiedlichster Autoren. Innerhalb weniger Monate ist sogar mit einer Antwort des Sohnes zu rechnen. Den ein oder anderen Posteingang k\u00f6nnten wir \u00fcbrigens noch vertragen. So, nun lauschen wir dem\u00a0Briefkasten-Nesth\u00e4kchen. \u00a0\ud83d\ude09<\/em><\/p>\n

Den Fabian, bei dem ich mich auch f\u00fcr die netten Worte im Anschreiben bedanken m\u00f6chte, findet Ihr hier\u00a0auf Twitter.<\/em><\/p>\n

Hallo Jay-Jay,<\/p>\n

im Gegensatz zu vielen anderen, die dir geschrieben haben, bin ich mit meinen 17 Jahren wahrscheinlich gar nicht so viel \u00e4lter, als du es bist. Ich kann dir also versprechen, dass ich dir nichts von Fu\u00dfballern erz\u00e4hlen werde, die so viel \u00e4lter sind, als dass unsere Generation sie noch h\u00e4tte live spielen sehen d\u00fcrfen.<\/p>\n

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Aber vorweg erstmal ein paar Worte zu mir: Ich hei\u00dfe Fabian, bin in Stuttgart geboren und lebe seitdem einige Kilometer au\u00dferhalb in einer schw\u00e4bischen Kleinstadt.
\nAn meinen ersten Stadionbesuch kann ich mich leider nicht mehr genau erinnern, so sehr ich es mir auch w\u00fcnsche. Ich glaube, es war im Jahr 2004 und der
VfB Stuttgart<\/a> hat zuhause gegen den Hamburger SV mit 2:0 gewonnen.
\nAuf dem Platz standen damals mit Timo Hildebrandt, Philipp Lahm, Cacau und Kevin Kuranyi Spieler, die auch heute noch aktiv sind. Ich war gerade 7 Jahre alt und mein Interesse an Fu\u00dfball hatte sich, vielleicht aufgrund dessen, dass ich selbst fu\u00dfballerisch \u00fcberhaupt nicht begabt bin und schon damals (wie heute) selbst nur Handball gespielt habe, stark in Grenzen.
\nWenn zuhause Fu\u00dfball im Fernsehen kam, war ich, egal ob es die Deutsche Nationalelf, der FC Bayern oder irgendeine andere Mannschaft war, der, der auf die Frage \u201eF\u00fcr wen bist du denn?\u201c stets mit der Gegenfrage \u201eWer f\u00fchrt denn?\u201c antwortete. Meine Denkweise war einfach: Wenn du f\u00fcr das Team bist, das gewinnt, bist du immer auf der Gewinner-Seite und hast stets einen Grund zur Freude.<\/p>\n

Bis zu jenem Tag, als ich das erste mal ein gro\u00dfes Fu\u00dfballstadion von innen sah. Wie so oft in diesem Alter war es die Familie, die mich dazu \u00fcberredete, mir mal so ein Fu\u00dfballspiel live anzuschauen.
\nVielleicht hast du auf einer deiner Touren mal einen Schal mit der Aufschrift \u201eDanke Papa, dass ich kein Bayern-Fan geworden bin\u201c gesehen. Nun ja, ich k\u00f6nnte diesen Schal nicht tragen.
\nDa der v\u00e4terliche Teil meiner Familie (inklusive meines Bruders) Anh\u00e4nger der M\u00fcnchner Bayern ist, war es die Verwandtschaft m\u00fctterlicherseits, allesamt Tr\u00e4ger des roten Brustrings, die mich damals mit auf den Cannstatter Wasen nahm.<\/p>\n

Allen voran meinem Onkel, der f\u00fcr mich schon damals immer mein \u201eLieblingsonkel\u201c gewesen war, lag wohl viel daran, auch mich mit dem wei\u00df-roten Fieber anzustecken. Es waren die kleinen, nebens\u00e4chlichen Dinge, die mich damals, bei meinem ersten Stadionbesuch, so begeisterten. Dieser beeindruckende Moment, eine Fu\u00dfballarena zu betreten, den du nun schon so oft erleben durftest, war f\u00fcr mich damals etwas ganz gro\u00dfes. Eine M\u00fctze mit dem Stuttgarter Maskottchen-Krokodil \u201eFritzle\u201c, die mein Onkel mir nach dem Spiel schenkte, gab, war das erste, was ich mit dem VfB-Wappen besa\u00df. Hinzu kamen bis heute einige Schals, Trikots, Armb\u00e4nder, Kuscheltiere, CDs, Banner, Fu\u00dfb\u00e4lle, Rucks\u00e4cke, Freunde-Alben sowie Fahnen, unter anderem auch einige aufwendig selbst bemalte, die man dann im \u201eFahnenmeer\u201c der Cannstatter Kurve \u201ebestaunen\u201c kann.<\/p>\n

Von diesem Tag an (es war der 11.September 2004, wie ich gerade herausgefunden habe) dr\u00e4ngte ich meine Eltern immer wieder mit der Frage, wann wir den endlich mal wieder zum Fu\u00dfball gehen w\u00fcrden. In meinen Tr\u00e4umen sah ich noch viele Stadionbesuche mit meinem Onkel und der zugeh\u00f6rigen Verwandtschaft vor mir. Es sollte nur noch einen einzigen geben. Kurze Zeit nach dem n\u00e4chsten Besuch im Neckarstadion, es war ein 3-0 gegen Schalke 04<\/a> im April 2005 (dreifacher Torsch\u00fctze: Kevin Kuranyi), verstarb mein Onkel pl\u00f6tzlich und \u00fcberraschend. Ich war damals 8 Jahre alt.<\/p>\n

Heute bin ich Mitglied und besitze eine Dauerkarte in der Cannstatter Kurve, wo sich die lautesten der VfB-Fans Spiel f\u00fcr Spiel versammeln, um die Jungs auf dem Feld zum Sieg zu schreien. Oft frage ich mich, warum mir \u00fcberhaupt so viel an diesem Verein liegt.
\nW\u00fcrde ich auch heute noch wie damals, den Verein anfeuern, der gerade am gewinnen ist, s\u00e4he es f\u00fcr den VfB zugegebenerma\u00dfen schlecht aus. Es ist aber viel mehr als die aktuelle Tabellensituation oder ein erreichtes Pokalfinale, das mich mit diesem Verein verbindet.
\nIch kann es nicht sicher sagen, aber vielleicht ist es diese Erinnerung an meinen Onkel, die in seinem und meinem Lieblingsverein immer weiterlebt, die der Verein f\u00fcr mich bedeutet. Bis auf ein paar Fotos und die Erinnerung an seine lustige Art bleibt mir ansonsten nicht viel, was mich an ihn erinnert.
\nAuch wenn es lange her ist, denke ich heute noch oft an ihn.<\/p>\n

Diese Zeilen sind vielleicht nicht gerade das, was dich von einem Verein \u00fcberzeugen kann, aber vielleicht geben sie dir einen Einblick in das, was einen Fan mit seinem Verein verbinden kann, auch wenn er weder sch\u00f6nen, noch erfolgreichen Fu\u00dfball spielt. Spieler kommen und gehen und einen Verein, der immer Erfolg haben wird, gibt es nicht. Um seinen Verein zu finden, darf man nicht nur nach dem Erfolg schauen, sonst muss man ihn alle Jahre wieder wechseln.
\nHeute stehe ich Woche f\u00fcr Woche mit meinen besten Freunden im Stadion und gebe alles f\u00fcr den Verein meines Herzens.
\nWas mich heute am Fu\u00dfball und vor allem an der Kurve so begeistert, ist dieser Zusammenhalt, der so viele Menschen, so verschieden sie doch sind, vereint. Du bist Teil einer Gemeinschaft, die dich so nimmt und akzeptiert, wie du bist. Auch wenn dich etwas von der Masse abgrenzt, was du im allt\u00e4glichen Leben immer wieder zu sp\u00fcren kriegst, bist du hier nicht mehr oder weniger wert als jemand anderes. Ich kenne dieses Gef\u00fchl.
\nDas ist, wonach viele Leute suchen.<\/p>\n

Diese Punkte lassen sich problemlos auf jeden anderen Verein \u00fcbertragen, in dieser Beziehung hebt sich mein Verein keineswegs von den anderen ab. Diesen Zusammenhalt und diese Gemeinschaft w\u00fcrde ich in jedem anderen Verein auch finden, selbst bei RB Leipzig oder dem Stuttgarter Erzrivalen, dem Karlsruher SC<\/a>.
\nAllerdings sind es diese sehr pers\u00f6nlichen Gr\u00fcnde und nat\u00fcrlich auch die regionale Lage (zum Stadion muss ich nur eine knappe Stunde mit der Bahn fahren), die den Ausschlag f\u00fcr meine Entscheidung f\u00fcr den VfB und gegen den erfolgreicheren, angesehenen Klub meiner anderen Familienh\u00e4lfte (den Bayern) geben haben.<\/p>\n

Ich w\u00fcnsche dir, dass du auf einem deiner Reisen mal ein weniger trauriges, aber genauso erinnerungsw\u00fcrdiges Erlebnis hast, das dich von deinem zuk\u00fcnftigen Verein \u00fcberzeugt. Egal welcher es sein wird und egal was dich zu deiner Entscheidung gebracht hat, w\u00fcnsche ich dir viel Spa\u00df und Erfolg mit dem Klub deiner Wahl.
\nBis dahin w\u00fcnsche ich dir noch viel Spa\u00df auf deiner Tour durch die Stadien dieser Republik
\nMach\u2019s gut, Jay-Jay!<\/p>\n

Gr\u00fc\u00dfe aus dem sch\u00f6nen Schwabenland,
\nFabian<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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