Assadsee <\/em>versunken, doch fr\u00fcher lebten dort einige hundert Menschen. Um 1000 HE lebten dort noch J\u00e4ger*innen und Sammler*innen, die Hauptnahrungsquellen waren Gazellen und wild wachsendes Getreide. Obwohl der Ackerbau hier erst einige Jahrhunderte sp\u00e4ter begann, hatten sich die Menschen dort offenbar niedergelassen und lebten das ganze Jahr lang in Tell Abu Hureyra. Als sich das Klima erw\u00e4rmte, begann man dort wom\u00f6glich bereits mit dem Anbau von Roggen.<\/p>\n\n\n\nDie H\u00fctten in Tell Abu Hureyra waren rund und bestanden vor allem aus Holz und anderen leichten Materialien, folglich hielten sie nicht lange durch und wurden sp\u00e4ter durch Ziegelsteinh\u00e4user ersetzt. <\/p>\n\n\n\n
Ganj Dareh<\/h3>\n\n\n\n
Ganj Dareh war \u00fcber Jahrtausende ein wichtiges Zentrum der menschlichen Zivilisation in der Steinzeit – hier wurden Innovationen entwickelt. Die Siedlung im Norden des Irans liefert den weltweit \u00e4ltesten Nachweis f\u00fcr die Domestizierung von Ziegen. Diese waren deutlich kleiner als Wildziegen, au\u00dferdem t\u00f6tete man vor allem m\u00e4nnliche Jungtiere als Fleischlieferanten, beides sind klare Anzeichen f\u00fcr eine Domestizierung. Insgesamt wurde die Ziege wohl drei Mal auf der Welt unabh\u00e4ngig voneinander domestiziert, in Ganj Dareh jedoch als erstes, erst sp\u00e4ter auch in Anatolien und der Levante. <\/p>\n\n\n\n
Es gelang Forscher*innen tats\u00e4chlich, das Genom einer Bewohnerin von Ganj Dareh zu untersuchen. Durch die Sequenzierung konnte ermittelt werden, dass es sich um eine 30- bis 50-j\u00e4hrige Frau mit braunen Augen, schwarzen Haaren und einer Laktoseintoleranz gehandelt haben muss. Es l\u00e4sst sich ableiten, dass die Bewohner*innen genetisch vermutlich sowohl den Ackerbau betreibenden Menschen aus Anatolien als auch den J\u00e4ger*innen und Sammler*innen aus dem georgischen Kaukasus \u00e4hnelten.<\/p>\n\n\n\n
In den nachfolgenden Epochen der Steinzeit wurde in Ganj Dareh au\u00dferdem Gerste angebaut, zudem wurde der Ort ein wichtiges Zentrum der Herstellung von Keramik, einer der gro\u00dfen menschlichen Kulturg\u00fcter zu dieser Zeit.<\/p>\n\n\n\n
Jericho, die erste „Stadt“?<\/h2>\n\n\n\n
Wir sehen an diesen Siedlungen schon einen merklichen Fortschritt in den tausend Jahren zwischen 1 HE und 1000 HE. Dennoch kann man keine dieser Siedlungen im engeren Sinne als Stadt bezeichnen, da meist nur wenige hundert Menschen in simpel gebauten H\u00fctten lebten. Das \u00f6ffentliche Leben bestand zum Gro\u00dfteil aus religi\u00f6sen Ritualen. Der einzige Ort auf der Welt, der zu diesem Zeitpunkt wohl schon einen Schritt weiter war, ist Jericho – einige bezeichnen es sogar als die \u00e4lteste Stadt der Welt.<\/p>\n\n\n\n
Jericho begann mit einer Oase mitten in der W\u00fcste. Um diese wichtige Quelle zu sch\u00fctzen, begannen die Menschen etwa um 1000 HE, dieses Gebiet zu bebauen. Innerhalb einiger Jahrhunderte entwickelte sich sowas wie eine kleine Stadt: Zum Schutz vor dem winterlichen Regen aus dem nahen Gebirge errichteten die Menschen eine Befestigung mit einem 13 Meter hohen Turm. Etwa 3.000 Menschen lebten im steinzeitlichen Jericho, sie hielten Hunde und Ziegen und pflanzten Nahrung an.<\/p>\n\n\n\n
Am wichtigsten war aber ein anderer Aspekt: Die Bewohner*innen von Jericho bildeten eine organisierte, hierarchische Gemeinschaft. Dies war n\u00f6tig, um die Verteilung des lebenswichtigen Quellwassers zu regeln und die Arbeitskraft der Menschen m\u00f6glichst effizient zu nutzen. Es war keine demokratische Gesellschaft, aber immerhin begannen die Menschen zu lernen, dass auch sie selbst davon profitieren, wenn allen Menschen gewisse Einschr\u00e4nkungen auferlegt werden. Dieser Lernprozess ist wohl bis heute nicht abgeschlossen.<\/p>\n\n\n\n
Jericho und die einfachen politischen Strukturen in der Siedlung sind ein gutes Beispiel daf\u00fcr, wie wichtig die neolithische Revolution wirklich war – Homo Sapiens war kaum wieder zu erkennen. Unter Anthropolog*innen gibt es daher das Sprichwort „Der Mensch hat nicht nur den Weizen domestiziert, der Weizen hat auch den Menschen domestiziert“.<\/p>\n\n\n\n
Von einer echten Stadt kann man im Jahr 1000 HE nach meiner Ansicht dennoch nicht sprechen, da viele Befestigungen und Geb\u00e4ude eben erst einige Jahrhunderte sp\u00e4ter entstanden. Aber es war bereits ein Vorl\u00e4ufer einer Stadt – und kam dem, was wir heute „Stadt“ nennen, n\u00e4her als alles andere zu dieser Zeit.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"
Jericho, das New York der Jungsteinzeit, so k\u00f6nnte man in popul\u00e4rwissenschaftlichen Worten beschreiben, was um das Jahr 1000 HE auf der Welt passierte, und zwar im Silicon Valley der Jungsteinzeit – dem Nahen Osten. Doch inwiefern kann man die damaligen Siedlungen wirklich als St\u00e4dte bezeichnen und wie lebten ihre Bewohner*innen? Angenehmere Ausgangsbedingungen Um 1000 HE sah die Welt schon ganz anders aus als noch 1.000 Jahre zuvor am Ende der letzten Eiszeit – n\u00e4mlich im Wesentlichen so wie heute. Die Eiskappen hatten sich zur\u00fcckgezogen und bedeckten nun nur noch Skandinavien und das n\u00f6rdliche Gro\u00dfbritannien. Der steigende Meeresspiegel \u00fcberflutete die Bering-Landbr\u00fccke, wodurch alte und neue Welt getrennt und eine Zuwanderung unterbunden wurde. Die gro\u00dfen Wildtiere wie Mammute, Riesenhirsche und H\u00f6hlenl\u00f6wen waren auf dem R\u00fcckzug oder bereits ausgestorben. Im Nahen Osten wurden mehr und mehr Tier- und Pflanzenarten vom Menschen domestiziert, auch in China ereignete sich eine landwirtschaftliche Revolution – in Europa hingegen lebten die Menschen zu dieser Zeit noch vom Jagen und Sammeln. Diese langsamen Fortschritte in Teilen der Welt f\u00fchrten zu einer wachsenden Weltbev\u00f6lkerung: Etwa f\u00fcnf bis zehn Millionen Menschen lebten im neunten Jahrtausend vor Christus auf der Erde – also weniger als heute in Paris. Dennoch erm\u00f6glichte dies nat\u00fcrlich …<\/p>\n","protected":false},"author":223,"featured_media":18752,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[4170],"tags":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/17724"}],"collection":[{"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/223"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=17724"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/17724\/revisions"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/media\/18752"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=17724"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=17724"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=17724"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}