{"id":2225,"date":"2015-07-02T07:48:44","date_gmt":"2015-07-02T05:48:44","guid":{"rendered":"http:\/\/www.wochenendrebell.de\/?p=2225"},"modified":"2021-06-23T17:23:51","modified_gmt":"2021-06-23T15:23:51","slug":"5-mein-erstes-interview","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/wochenendrebell.de\/5-mein-erstes-interview\/spielmacher\/","title":{"rendered":"#5 Mein Interview mit Ralph Gunesch"},"content":{"rendered":"

Mein Sohn Jay-Jay, seit vergangener Woche zehn Jahre alt, \u00a0(JJ) bat mich das Interview abzutippen, welches er mit Ralph Gunesch (RG) im Rahmen des Hasscup-Turniers des ersten TKSchlands am vergangenem Wochenende in K\u00f6ln f\u00fchrte. Jay-Jay hat sich auf das Interview selbst vorbereitet und mich nur in zwei F\u00e4llen um Rat gebeten. Das Fragen-Spektrum umfasst Fragen, die ihn thematisch einfach interessieren oder die sich im\u00a0Rahmen unseres\u00a0Projektes<\/a> ergeben haben und Fragen, die er sich einfach aus Interviews der 11Freunde Magazine heraus geklaut hat. Ein Teil der Fragen zielte vermutlich auch darauf ab, selbst die Hintergrundgeschichte zu seinem heldenhaften Sprung vom F\u00fcnfer zum Besten geben zu k\u00f6nnen.\u00a0<\/em>Jay-Jay hat sich seine Fragen fein s\u00e4uberlich mit zus\u00e4tzlichen Regieanweisungen f\u00fcr sich selbst aufgeschrieben und herausgekommen ist dieses wirklich lesenswerte Interview.\u00a0Ganz besonderen Dank an Ralph, der unabh\u00e4ngig von seiner nicht gerade ganz einfachen Situation, sofort zugesagt hat und Jay-Jay im Vorfeld ermutigte. Viel Spa\u00df beim Lesen.<\/em><\/p>\n

Wir sitzen im Hotel Cologne. Drei frisch gebackene Hasscup-Sieger. Jay-Jay blickt auf seine Notizen.<\/em><\/p>\n

JJ: Hier steht „Begr\u00fc\u00dfung“.\u00a0<\/strong><\/p>\n

RG: Begr\u00fc\u00dft haben wir uns doch schon.<\/p>\n

JJ: Okay, Danke f\u00fcr die Zeit. Bist du aufgeregt?<\/strong><\/p>\n

RG: Ein bisschen. Es ist das erste Interview, was wir beide zusammen machen, also bin ich ein bisschen aufgeregt. Ja.<\/p>\n

JJ: Ralph, wenn du auf die letzten zw\u00f6lf Monate zur\u00fcckblickst, war es dann ein gutes Jahr oder ein schlechtes?<\/strong><\/p>\n

RG: Die letzten zw\u00f6lf Monate? Ich w\u00fcrde sagen, es war eine schwere Zeit, denn vor etwas mehr als zw\u00f6lf Monaten habe ich mich verletzt, ich hatte noch Kr\u00fccken, kurz nach der OP, es tat mir alles weh. Das war sehr schwer f\u00fcr mich. Ich war dann acht Monate verletzt und hab dann am letzten Spieltag wieder gespielt, was mich pers\u00f6nlich sehr gefreut hat. Die letzten zw\u00f6lf Monate gingen sehr schwer los, waren dann zwischenzeitlich sehr sch\u00f6n und sind jetzt wieder nicht so leicht, weil ich ja aktuell noch keinen neuen Verein habe und nun schauen muss, wie es weitergeht.<\/p>\n

JJ: Muss man eigentlich gut sein in der Schule, um Fu\u00dfballprofi zu werden?<\/strong><\/p>\n

RG: Wenn du gut in der Schule bist hilft dir das immer. Das hilft dir in deinem ganzen Leben, und das hilft dir auch ein bisschen beim Fu\u00dfball.<\/p>\n

JJ: Welches war dein Lieblingsfach und in welchem Fach warst du besonders schlecht?<\/strong><\/p>\n

RG: Mein Lieblingsfach war nat\u00fcrlich Sport und, ich muss gestehen, bis zur zehnten Klasse auch Mathe.\u00a0Und gar nicht gut war ich erstaunlicherweise, obwohl ich es heute flie\u00dfend spreche, in Englisch, und in Franz\u00f6sisch hatte ich so meine Schwierigkeiten mit den Vokabeln. Und Politik war immer, \u00e4hm, oh (Die Bedienung der Hotelbar platzt in unser Gespr\u00e4ch und fragt, was wir trinken m\u00f6chten.)<\/em><\/p>\n

Ich nehme ein Ginger Ale, bitte.<\/p>\n

Mmh ja. In welchem Fach warst du denn gut?<\/p>\n

JJ: In Deutsch sehr gut, in Englisch und in Musik und Religion.<\/strong><\/p>\n

RG: Oh, singst du gut und gerne, oder spielst du ein Instrument?<\/p>\n

JJ: Ich spiele Gitarre.<\/strong><\/p>\n

RG: Ach, cool. Siehst du. Ich beneide Leute, die ein Instrument spielen k\u00f6nnen, ich beneide Menschen, die singen k\u00f6nnen. Ich kann beides gar nicht. Ich kann nur Musik anh\u00f6ren. Aber eigentlich wolltest du mich ja interviewen.<\/p>\n

JJ: Kannst du dich noch an etwas lustiges aus deiner Schulzeit erinnern?<\/strong><\/p>\n

RG: Etwas lustiges aus der Schulzeit? Mmh, ja. Das ist im Nachhinein jetzt eher nicht so witzig. Mein Sitznachbar hat mal in der achten Klasse Papier, welches in der Heizung lag, angez\u00fcndet und wir haben dann alle einen Klassenbucheintrag bekommen, weil er nicht zugeben wollte, dass er es war. Und wir haben ihn nat\u00fcrlich auch nicht verpetzt. So etwas macht man nicht. Wir fanden das damals ganz lustig, aber eigentlich ist das sehr gef\u00e4hrlich. Man macht kein offenes Feuer in der Schule.<\/p>\n

Und einmal musste ich den ganzen Hof putzen und fegen, weil wir mit einer Banane, die nicht mehr gut war, im Umkleideraum der Sporthalle, rumgeworfen haben. Das fanden die Lehrer nicht lustig.<\/p>\n

JJ: Kannst du dich an deine F-Jugend Zeit als Fu\u00dfballer erinnern?<\/strong><\/p>\n

RG: Ja, da habe ich n\u00e4mlich angefangen mit Fu\u00dfball. Das ist lange her, aber daran kann ich mich tats\u00e4chlich gut erinnern.<\/p>\n

JJ: Wie war dein Trainer?<\/strong><\/p>\n

RG: Ich hatte zwei Trainer. Einer der Trainer war mein Vater, und er war sehr streng mit mir. Also er hat es nicht b\u00f6se gemeint, aber war halt streng, und der andere Trainer, nun ja, der war auch sehr streng, aber heute wei\u00df ich irgendwie auch, dass beide nur mein bestes wollten.<\/p>\n

JJ: Hattest du auch das Problem wie ich, dass da nur Pfeifen in der Mannschaft waren?<\/strong><\/p>\n

RG: Erstmal habe ich heute gesehen, dass du keine Pfeife bist. Es war ja heute das erste Mal, dass wir zusammen gespielt haben, und ich hatte damals auch Leute mit in meiner Mannschaft, die dann irgendwann nicht mehr so den Spa\u00df am Fu\u00dfball hatten und demnach auch nicht so richtig mitgespielt haben.<\/p>\n

Au\u00dferhalb der Fragen, die Jay-Jay sich vorbereitet hat, gibt es wohl einen kleinen Einwand seinerseits.<\/em><\/p>\n

\u00a0<\/em>JJ: Ich hatte in meiner F-Jugend nur<\/span> Pfeifen in meiner Mannschaft.<\/strong><\/p>\n

RG: Mmh, ja aber in dem Alter ist das doch noch gar nicht so wichtig, in dem Alter ist doch nur entscheidend, dass du Spa\u00df am Fu\u00dfball hast. Egal, wie gut du bist.<\/p>\n

JJ: Gab es Spieler, die besser waren als du?<\/strong><\/p>\n

RG: Die gab es oft, und ich war auch in der Kindheit und in der Jugend nie der beste von allen. Da gab es immer andere, die waren besser. Aber ja, aus irgendwelchen Gr\u00fcnden sind die halt nicht Profi geworden.<\/p>\n

JJ: In welchem Verein und auf welcher Position hast du da gespielt?<\/strong><\/p>\n

RG: In der F-Jugend, das war mein erster Verein damals. Das war die SV 09 Baesweiler. Die gibt es heute gar nicht mehr. Die hei\u00dfen jetzt anders. Und ich habe tats\u00e4chlich als rechter Au\u00dfenst\u00fcrmer angefangen.<\/p>\n

Ich habe vorne rechts mit der Elf gespielt.<\/p>\n

JJ: Hattest du als Kind einen Lieblingsverein. So richtig mit Bettw\u00e4sche und Trikot und so?<\/strong><\/p>\n

RG: Ja, den hatte ich.<\/p>\n

L\u00e4ngeres Schweigen.<\/em><\/p>\n

Ich hatte tats\u00e4chlich, so ganz schlimm mit Trikot und allem, war es der FC Bayern M\u00fcnchen.<\/p>\n

\u00a0<\/em>L\u00e4ngeres Schweigen.<\/em><\/p>\n

JJ: Hast du als Kind lieber getobt oder entspannt?<\/strong><\/p>\n

RG: Als Kind habe ich \u00fcberwiegend getobt. In den Ferien haben wir uns morgens um 10 Uhr mit Kumpels getroffen und haben den ganzen Tag Fu\u00dfball gespielt und sind erst nach Hause, wenn es einfach zu dunkel war. Meine Eltern haben mich den ganzen Tag nicht gesehen, aber sie wussten, ich bin auf der Wiese Fu\u00dfball spielen und das war f\u00fcr sie okay. Lange, lange Zeit mehr getobt als entspannt. Das mit dem Entspannen, das kam dann alles erst sp\u00e4ter.<\/p>\n

JJ: Wie alt warst du, als du dein Schwimmabzeichen gemacht hast?<\/strong><\/p>\n

RG: Mein Schwimmabzeichen?\u00a0Ich habe damals nicht viele Schwimmabzeichen, aber ich bin damals die Stadtmeisterschaften mitgeschwommen, da war ich glaube ich sieben oder acht.<\/p>\n

JJ: Bist du schon einmal vom F\u00fcnfer gesprungen?<\/strong><\/p>\n

RG: Ja. Ich liebe es vom F\u00fcnfer und vom Zehner zu springen.\u00a0Das macht mir richtig Spa\u00df.<\/p>\n

JJ: Wovor hast du richtig Angst?<\/strong><\/p>\n

RG: Angst? (\u00dcberlegt l\u00e4nger)<\/em> Das ist eine sehr gute Frage.<\/p>\n

Ich habe keine Angst vor Spinnen oder so etwas wie Angst vor Hunden. Das gibt es ja.<\/p>\n

Ich habe Angst vor einer Krankheit f\u00fcr Freunde, Familie oder mich. Vor einer Krankheit, die man vielleicht nicht heilen kann. Ja, das w\u00e4re wohl etwas wovor ich Angst h\u00e4tte.<\/p>\n

JJ: Willst du sp\u00e4ter auch einmal Kinder haben?\u00a0<\/strong>Und sollen Sie so verr\u00fcckt sein wie ich oder lieber ruhig und brav?<\/strong><\/p>\n

RG: Grunds\u00e4tzlich m\u00f6chte ich schon sp\u00e4ter Kinder. Ich m\u00f6chte einfach, dass es ihnen gut geht und dass sie Spa\u00df am Leben haben und es gibt viele Kinder, die haben eben Spa\u00df, wenn sie viel zu Hause sind und B\u00fccher lesen, und es gibt Kinder, die haben Spa\u00df am Leben, weil sie total viel unterwegs sind und viel unternehmen, und das sollen sie bitte f\u00fcr sich selber rausfinden. Ich habe beides in meinem Leben gemacht und mir hat beides Freude gemacht und daher sollen sie sich v\u00f6llig frei entfalten.<\/p>\n

JJ: Wenn du dir f\u00fcr deinen Verein ein eigenes Stadion bauen k\u00f6nntest: Worauf w\u00fcrdest du besonders achten?<\/strong><\/p>\n

RG: Eine gro\u00dfe Stehplatztrib\u00fcne hinter den Toren. Stehpl\u00e4tze auf der Gegengeraden, dar\u00fcber ein Trib\u00fcne mit Sitzpl\u00e4tzen, \u00fcberdacht, genug Bierbuden, genug WCs und das ganze soll so gebaut werden, dass sich jeder eine Karte leisten kann<\/p>\n

JJ: Papsi hat gesagt du engagierst dich viel gegen Ausl\u00e4nderfeindlichkeit. Wie kann man dir da helfen?<\/strong><\/p>\n

RG: Da sind sehr viele Dinge, die man tun kann.\u00a0Eine Freundin von mir gibt zum Beispiel Deutschunterricht im Fl\u00fcchtlingsheim in Ingolstadt. Sie hat angefangen mit Babybetreuung vor Ort und gibt jetzt Deutschunterricht, f\u00fcr Frauen und f\u00fcr M\u00e4nner, das wird getrennt gemacht. Dass die dann zumindest so die grunds\u00e4tzlichen Dinge der deutschen Sprache beherrschen, denn das ist echt nicht leicht zu lernen.\u00a0Und das macht sie jetzt so nebenbei, denn sie arbeitet ja noch hauptberuflich. Das kann man zum Beispiel tun, denn die Menschen brauchen wirklich Hilfe.\u00a0Wenn man ein wenig in der \u00d6ffentlichkeit steht, kann man auch andere Leute ermuntern, etwas zu tun. Man kann Demos besuchen, du kannst, wenn du in deinem Freundeskreis dumme Sachen h\u00f6rst, dann kannst du sie darauf aufmerksam machen, dass es falsch ist und versuchen, es ihnen zu erkl\u00e4ren. Das sind Kleinigkeiten . Gr\u00f6\u00dfere Ma\u00dfnahmen liegen in den H\u00e4nden der Politiker, aber du kannst in deinem kleinen Kreis aus Freunden, Familie und Menschen in deinem Umfeld, mehr als genug tun.<\/p>\n

JJ: Du standest ja heute mit mir auf dem Platz. Was war das f\u00fcr ein Gef\u00fchl f\u00fcr dich?<\/strong><\/p>\n

RG: Es war mir eine sehr gro\u00dfe Freude und eine gro\u00dfe Ehre. Ich hab ja schon sehr viel gelesen und geh\u00f6rt und als ich h\u00f6rte, dass du kommst, war mir klar, dass ich auch teilnehmen muss und diese Gelegenheit nutze.<\/p>\n

JJ:Bist du froh, mich als Kumpel zu haben?<\/strong><\/p>\n

RG: KLAR! Da brauche ich nicht lange \u00fcberlegen.<\/p>\n

Jay-Jay blickt versch\u00e4mt aber wie ein Honigkuchenpferd grinsend zu Boden und schiebt schnell die n\u00e4chste Frage hinterher.<\/em><\/p>\n

JJ: Hast du beim FC Ingolstadt Freunde gefunden?<\/strong><\/p>\n

RG: Ja, wir haben schon eine richtig gute Truppe beisammen gehabt und mit dem ein oder anderen bin ich auch jetzt in der Urlaubszeit in Kontakt geblieben, und ich denke das werden wir auch weiterhin tun.<\/p>\n

JJ: Papsi hat gesagt ich soll dich fragen , welches von all deinen Toren das sch\u00f6nste war.<\/strong><\/p>\n

\u00c4hm, ja. Mein sch\u00f6nstes war tats\u00e4chlich gegen Hoffenheim, 2008. Das war wirklich ein sehr sch\u00f6nes Bundesligator. Die anderen waren nur so mit dem Kopf. Das war nichts dramatisches. Aber das gegen Hoffenheim. Das war sch\u00f6n. Vielleicht zeigt der Papsi dir das mal auf Youtube.<\/p>\n

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