{"id":7735,"date":"2022-12-21T08:00:00","date_gmt":"2022-12-21T07:00:00","guid":{"rendered":"http:\/\/spektrograph.com\/?p=1493"},"modified":"2022-12-08T08:19:57","modified_gmt":"2022-12-08T07:19:57","slug":"internationale-raumstation","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/wochenendrebell.de\/internationale-raumstation\/astronomie-raumfahrt\/","title":{"rendered":"Die Internationale Raumstation, Weltraumbasis und Triumph der V\u00f6lkerverst\u00e4ndigung"},"content":{"rendered":"\n
Was auf der Erde zu w\u00fcnschen \u00fcbrig l\u00e4sst, funktioniert im Weltraum schon ganz gut: Verschiedenste Nationen der Welt legen ihre Differenzen beiseite, um gemeinsam etwas Gro\u00dfes zu schaffen, den ersten permanenten Au\u00dfenposten der Menschheit im Weltraum.<\/strong><\/p>\n\n\n\n Die Idee einer gro\u00dfen Raumstation im Erdorbit mit einer permanenten Besatzung ist \u00e4lter als die Raumfahrt selbst. Ein Vordenker der Raumstationen ist Hermann Potocnik<\/em>, er entwarf bereits das realistischste Konzept des geostation\u00e4ren Satelliten zu dieser Zeit und auch ein sogenanntes Wohnrad<\/em>, eine dreiteilige Raumstation, die rotieren und so Gravitation erzeugen sollte.<\/p>\n\n\n\n Sie sollte aus einem Observatorium, einem Wohnbereich und einem Kraftwerk bestehen, das Energie aus Sonnenstrahlung nimmt. Potocnik wurde ausgelacht, f\u00fcr verr\u00fcckt erkl\u00e4rt und starb verarmt im Alter von 36. Sp\u00e4ter dachten auch die Nazis an Raumstationen, vor allem zu milit\u00e4rischen Zwecken, zum Beispiel um Sonnenlicht zu b\u00fcndeln und als Waffe zu verwenden.<\/p>\n\n\n\n Die aller erste konkret erw\u00e4hnte Raumstation war jedoch ein k\u00fcnstlicher Mond – aus Backstein. Dies zeigte, dass man damals noch nicht wirklich Ahnung hatte, wovon man dort sprach, man wusste nicht mal, ob Menschen \u00fcberhaupt in Mikrogravitation leben k\u00f6nnen.<\/p>\n\n\n\n Die ersten echten Raumstationen baute die Sowjetunion, zun\u00e4chst die recht kleinen Saljut-Stationen<\/em>, sp\u00e4ter die gro\u00dfe modulare Mir<\/em>. Die USA zog mit Skylab <\/em>sp\u00e4t nach, doch nach Ende des Kalten Krieges dachte man auch \u00fcber eine Kooperation nach, zum Beispiel eine gro\u00dfe Raumstation im Erdorbit, die etwa 20 Menschen bewohnen k\u00f6nnten. Schon vor dem Apollo-Programm gab es diese Idee.<\/p>\n\n\n\n Zun\u00e4chst war die Raumstation ein US-amerikanisches Projekt, doch unter US-Pr\u00e4sident Clinton wurde sie neu aufgelegt, da die Kosten explodierten. Internationale Partner sollten sich beteiligen, es wurden schlie\u00dflich elf Staaten Europas (darunter auch Deutschland und die Schweiz<\/a>), Russland, Japan und Kanada. Russland steuerte zum Beispiel Erfahrungen von der Mir bei.<\/p>\n\n\n\n Die Internationale Raumstation hat nun eine Spannweite von 109 Metern, eine L\u00e4nge von 73 Metern, eine Kapazit\u00e4t von neun Astronaut*innen, eine Masse von 420 Tonnen und ein Volumen von 916 Kubikmetern. Dieses Monstrum gleicht in seinem Ausma\u00df durchaus dem Wohnrad von Potocnik und umkreist die Erde in einer H\u00f6he von bis zu 430 Kilometern.<\/p>\n\n\n\n Sowas kann man nat\u00fcrlich mit keiner Rakete der Welt ins All transportieren, stattdessen mussten die Bauteile einzeln in den Weltraum gebracht und dort zusammengesetzt werden. In diesem Ausma\u00df war das bis dahin ein Novum.<\/p>\n\n\n\n Insgesamt waren etwa 40 Fl\u00fcge f\u00fcr den Aufbau n\u00f6tig, die meisten wurden mit dem Space Shuttle <\/em>durchgef\u00fchrt, das f\u00fcr den g\u00fcnstigen Transport gro\u00dfer Nutzlasten in den Erdorbit konstruiert wurde. Seit der Ausmusterung der Space Shuttles ist der US-amerikanische Teil der Station weitgehend fertig, doch die russische Sojus <\/em>bringt weiterhin neue Module ins All.<\/p>\n\n\n\n Das erste Modul der Internationalen Raumstation war das russische Fracht- und Antriebsmodul Sarja<\/em>, damit begann am 20.November 11.998 HE der Aufbau der Raumstation. Heute gibt es zahlreiche Module, s\u00e4mtliche bewohnte Module stehen nat\u00fcrlich unter Druck, sie simulieren eine erd\u00e4hnliche Atmosph\u00e4re mit 78% Stickstoff und 21% Sauerstoff.<\/p>\n\n\n\n Ich beschreibe hier mal die wichtigsten Module, aus denen die Internationale Raumstation besteht.<\/p>\n\n\n\n Sarja ist das erste Modul der Raumstation und wurde beim Baubeginn 11.998 HE ins All geschossen. Am Anfang war es noch f\u00fcr die gesamte Stromversorgung und f\u00fcr alle Lebenserhaltungssysteme zust\u00e4ndig. Mittlerweile wurden diese Aufgaben von neueren, modernen Modulen \u00fcbernommen.<\/p>\n\n\n\n Das Modul ist heute nicht mehr viel mehr ein Lagerraum, zudem sind Solarzellen daran angebracht. Es hat aber immerhin eine L\u00e4nge von 12,6 Metern und einen Durchmesser von 4,1 Metern und war eine echte Weltneuheit: Ein Modul wurde in Russland entwickelt, und zwar im Auftrag der USA.<\/p>\n\n\n\n Destiny<\/em> ist ein US-amerikanisches Forschungsmodul. Hier werden Experimente zur Mikrogravitation, Biologie, \u00d6kologie<\/a>, Astronomie und Technologie durchgef\u00fchrt. Au\u00dferdem gibt es ein gro\u00dfes Fenster zur Erdbeobachtung.<\/p>\n\n\n\n Das Modul hat eine L\u00e4nge von 8,5 Metern und einen Durchmesser von 4,3 Metern und eine Masse von 14,5 Tonnen. Die Wand des Moduls ist mit einem Mikrometeoritenschutz ausgelegt, in seinem Inneren gibt es 24 kleine Standard-Racks, die zum Teil f\u00fcr wissenschaftliche Experimente genutzt werden.<\/p>\n\n\n\n Columbus<\/em> ist ein europ\u00e4isches Forschungsmodul, der Bau erfolgte zum Gro\u00dfteil in Bremen, gesteuert wird es vom Columbus-Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen nahe M\u00fcnchen. Es hat eine L\u00e4nge von 6,87 Metern und einen Durchmesser von 4,47 Metern.<\/p>\n\n\n\n Columbus ist ein reines Forschungsmodul mit zahlreichen Experimenten, zum Beispiel:<\/p>\n\n\n\n \u00dcber die europ\u00e4ische Raumfahrt und auch das Columbus-Modul habe ich hier mehr geschrieben.<\/p>\n\n\n\n Das Bigelow Expandable Activity Module<\/em> ist ein besonderes Modul, denn es ist kommerziell und wurde von der Firma Bigelow Aerospace<\/em> entwickelt. Das Besondere an ihm ist, dass es sich aufblasen l\u00e4sst und somit extrem leicht ist, aber dennoch bewohnt werden kann, die d\u00fcnne H\u00fclle sch\u00fctzt ausreichend vor Mikrometeoriten und Strahlung.<\/p>\n\n\n Das Bigelow Expandable Activity Module ist nur der erste Schritt, nach dem Test auf der ISS soll genau mit dieser Technologie das erste Weltraumhotel im Orbit er\u00f6ffnen. Daf\u00fcr muss zun\u00e4chst lediglich ein zweites Modul als Luftschleuse gebaut werden, dann k\u00f6nnte der Bau des Weltraumhotels schon 2021 beginnen.<\/p>\n\n\n\n Swesda<\/em> ist ein russisches Wohnmodul und eines der wichtigsten Module f\u00fcr die Internationale Raumstation. Es ist ganze 13,1 Meter lang und durchmisst 4,15 Meter, seine Masse betr\u00e4gt 19,1 Tonnen.<\/p>\n\n\n\n Swesda beherbergt zwei Schlafkabinen, eine Toilette, eine K\u00fcche, eine M\u00f6glichkeit zum Waschen, Lebenserhaltung, Trainingsger\u00e4te und Steuereinrichtungen. Au\u00dferdem befindet sich im Modul die Luftschleuse, durch die Astronauten einen Weltraumspaziergang unternehmen k\u00f6nnen, eine Andockstation f\u00fcr ankommende Raumschiffe und einige Solarzellen.<\/p>\n\n\n\n Canadarm2<\/em> ist ein kanadischer Roboterarm, der an der Internationalen Raumstation montiert ist. Mit ihm werden Anlagen bedient, Reparaturen und Wartungen vorgenommen, neue Module angebaut und ankommende Raumschiffe eingefangen. Dadurch sind weniger teure und riskante Weltraumspazierg\u00e4nge n\u00f6tig.<\/p>\n\n\n\n Gesteuert wird er von den Astronauten im Inneren der Station aus dem Destiny-Modul. Der Roboterarm kann 100 Tonnen bewegen, das entspricht in etwa der Masse eines Space Shuttles, zudem kann er an verschiedenen Orten an der Station angebracht werden.<\/p>\n\n\n\n Kib\u014d<\/em> ist ein japanisches Modul und das gr\u00f6\u00dfte Modul der ISS, vier Astronauten k\u00f6nnen sich gleichzeitig darin aufhalten und 23 der Standard-Racks finden Platz.<\/p>\n\n\n\n Kib\u014d ist ein reines Wissenschaftsmodul. Schwerpunkt der hier durchgef\u00fchrten Experimente ist die Weltraummedizin, hier werden also die Auswirkungen von Mikrogravitation, kosmischer Strahlung und langer Abgeschiedenheit auf den Menschen erforscht. Aber auch Experimente zur Materialwissenschaft und biologische Forschungen finden Platz.<\/p>\n\n\n\n Das waren nur die wichtigsten Module, es gibt noch zahlreiche begehbare Teile und noch viel mehr kleine nicht unter Druck stehende Module, etwa zur Erforschung von Neutronensternen, der H\u00f6henstrahlung und nat\u00fcrlich Solarzellen.<\/p>\n\n\n\n Eine Internationale Raumstation ist nat\u00fcrlich das eine, der Betrieb einer solchen ist jedoch noch viel schwerer und teurer. Zwar hat die Station inzwischen eine gewisse Autarkie, so wird etwa das Wasser<\/a> aus dem Urin der Astronauten und die Energie aus hauseigenen Solarzellen gewonnen, doch nach wie vor m\u00fcssen Nahrung, Treibstoff, Stickstoff, Sauerstoff und hin und wieder auch Wasser zur Raumstation transportiert werden.<\/p>\n\n\n\n Das fundamentale Konzept der Internationalen Raumstation ist, dass Raumschiffe aus der ganzen Welt andocken k\u00f6nnen. Man einigte sich auf gemeinsame Standards, sodass jedes Land und sogar private Unternehmen ihre Raumschiffe bauen und zur Station schicken k\u00f6nnen.<\/p>\n\n\n\n Derzeit versorgen die russische Progress <\/em>und das japanische HTV <\/em>die Station, aber auch private Unternehmen, die von der NASA unterst\u00fctzt wurden, um sie bei der Versorgung abzul\u00f6sen. Die NASA k\u00fcmmert sich n\u00e4mlich inzwischen um den Bau eines neuen Raumschiffs, das Orion MPCV<\/em>, mit diesem m\u00f6chte sie allerdings zum Mond fliegen.<\/p>\n\n\n\n Daher versorgt nun auch Cygnus <\/em>von Orbital Sciences <\/em>die Internationale Raumstation und nat\u00fcrlich SpaceX <\/em>mit der Dragon 1<\/em>, die jedoch mittlerweile ausgemustert ist. In Zukunft soll es aber erst richtig los gehen, denn SpaceX entwickelt nun seine Cargo Dragon 2<\/em>, ein neuer wiederverwendbarer Raumtransporter.<\/p>\n\n\n\n Ein weiteres Zukunftsprojekt ist der Dream Chaser<\/em>, eine Mini-Version des Space Shuttles, das ab 12.023 HE die Internationale Raumstation mit Fracht versorgen soll, wie ein Flugzeug landen kann und wiederverwendbar ist. Als m\u00f6glicher Landeplatz ist sogar der Flughafen Rostock-Laage vorgesehen, vielleicht k\u00f6nnen wir also bald in Deutschland Raumschiffe von der Internationalen Raumstation landen sehen.<\/p>\n\n\n Hier ist mal eine \u00dcbersicht einiger Versorgungsraumschiffe f\u00fcr die Internationale Raumstation:<\/p>\n\n\n\nVorgeschichte<\/h2>\n\n\n\n
Aufbau im Weltraum<\/h2>\n\n\n\n
Die Module<\/h2>\n\n\n\n
Sarja<\/h3>\n\n\n\n
Destiny<\/h3>\n\n\n\n
Columbus<\/h3>\n\n\n\n
\n
Bigelow Expandable Activity Module<\/h3>\n\n\n\n
Swesda<\/h3>\n\n\n\n
Canadarm2<\/h3>\n\n\n\n
Kib\u014d<\/h3>\n\n\n\n
Versorgung der ISS<\/h2>\n\n\n\n