{"id":7834,"date":"2017-02-15T16:37:01","date_gmt":"2017-02-15T15:37:01","guid":{"rendered":"http:\/\/spektrograph.com\/?p=263"},"modified":"2022-12-07T16:08:29","modified_gmt":"2022-12-07T15:08:29","slug":"katzenaugennebel","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/wochenendrebell.de\/katzenaugennebel\/astronomie-raumfahrt\/","title":{"rendered":"Der Katzenaugennebel: 5 interessante Fakten"},"content":{"rendered":"\n

Der Katzenaugennebel oder andere Bilder strahlender bunter Gebilde im Kosmos beeindrucken regelm\u00e4\u00dfig die Menschen. Doch der Katzenaugennebel wird nur noch faszinierender, wenn man ihn aus astronomischer Sicht betrachten.<\/strong><\/p>\n\n\n\n

1.Im Katzenaugennebel w\u00fcsste man nicht, dass man sich in einem Nebel befindet.<\/h2>\n\n\n\n

Wenn man Gebilde wie den Katzenaugennebel sieht, k\u00f6nnte man meinen, es handle sich um massive Gebilde wie Sterne und Planeten. Und tats\u00e4chlich ist die Teilchendichte im kosmischen Nebeln etwas gr\u00f6\u00dfer als im umliegenden All. Der Orionnebel hat etwa eine Teilchendichte von 1.000 Atomen pro Kubikzentimeter, im interstellaren Raum ist es etwas weniger.<\/p>\n\n\n\n

Allerdings w\u00fcrden wir, wenn wir in den Orionnebel oder auch in den Katzenaugennebel oder irgendeinen kosmischen Nebel fliegen w\u00fcrden, gar nicht merken, dass wir uns in einem Nebel befinden. Denn die Teilchendichte ist so gering, dass in diesen Nebeln fast ein Vakuum herrscht.<\/p>\n\n\n\n

Eigentlich ist<\/em> es sogar ein Vakuum, sogar ein viel besseres als das beste Vakuum, das wir auf der Erde k\u00fcnstlich herstellen k\u00f6nnen. Selbst im Ultrahochvakuum, in dem wissenschaftliche Experimente durchgef\u00fchrt werden, gibt es etwa eine Millionen Teilchen pro Kubikzentimeter. Der einzige Grund, weshalb wir diesen Nebel scheinbar als Objekt wahrnehmen ist die Entfernung. Wir k\u00f6nnen die gesamte Materie auf einmal sehen, nur deshalb sehen wir einen Nebel \u00fcberhaupt.<\/p>\n\n\n\n

2.Die Farbpracht w\u00e4re mit blo\u00dfem Auge unsichtbar.<\/h2>\n\n\n\n

Auch diese Erkl\u00e4rung ist jedoch nur ein Teil der Wahrheit. Denn den Orionnebel zum Beispiel k\u00f6nnen wir mit etwas Gl\u00fcck mit blo\u00dfem Auge am Himmel sehen, doch von all der Farbenpracht, die wir auf Bildern des Hubble-Weltraumteleskops sehen k\u00f6nnen, ist nichts zu sehen. Der Orionnebel ist nat\u00fcrlich nicht vergleichbar mit dem Katzenaugennebel, denn das eine ist ein Sternenkrei\u00dfsaal<\/a>, das andere ein Sternenfriedhof. Doch das Prinzip ist dasselbe. Sind diese Bilder also ein Fake? <\/p>\n\n\n\n

Nein, das sicher nicht.<\/p>\n\n\n\n

Die Sache ist etwas komplizierter. Das Hubble-Weltraumteleskop vergr\u00f6\u00dfert nicht wirklich, denn die beobachteten Objekte sind viel zu weit weg, als dass dies einen nennenswerten Effekt h\u00e4tte. Ein Teleskop funktioniert im Grunde genommen genau wie ein Auge, es f\u00e4ngt das Licht auf, das Objekte reflektieren. Und weil ein Teleskop viel gr\u00f6\u00dfer ist als ein Auge, kann es einfach viel mehr Licht auffangen. So kann es auch Dinge, die viel weniger Licht abstrahlen, „sehen“.<\/p>\n\n\n\n

Wenn wir nun ein riesiges Generationenraumschiff<\/a> bauen und zum Katzenaugennebel fliegen w\u00fcrden, s\u00e4hen wir dort rein gar nichts. Das liegt, daran, dass er einfach viel zu wenig Licht abstrahlt, weil die Teilchendichte wie bereits gesagt einem nach irdischen Ma\u00dfst\u00e4ben perfekten Vakuum entspricht. Nur mit Teleskopen k\u00f6nnen wir diese Nebel sehen und das geht nur, weil sie zum einen gr\u00f6\u00dfere Spiegel haben und damit mehr Licht einfangen (sprich, das Objekt „heller“ machen) und zum anderen das Licht \u00fcber lange Zeit sammeln.<\/p>\n\n\n\n

Das hei\u00dft aber nicht, dass die Bilder nicht echt sind. Sie sind die eigentliche Realit\u00e4t, unsere Augen sind nur nicht f\u00e4hig, die Realit\u00e4t zu erfassen. Es gibt kein absolutes Aussehen von Objekten. H\u00e4tten wir mehrere Meter gro\u00dfe Augen k\u00f6nnten wir auch solche Objekte sehen, h\u00e4tten wir Augen, mit denen wir Infrarot-, Gamma-, Radio- oder Ultraviolettstrahlung wahrnehmen k\u00f6nnten, s\u00e4hen wir wiederum ganz andere Dinge.<\/p>\n\n\n\n

Der Katzenaugennebel ist wirklich so spektakul\u00e4r wie auf Bildern zu sehen – um die Wirklichkeit in ihrer vollen Bandbreite zu sehen, ben\u00f6tigen wir jedoch aus biologischen Gr\u00fcnden Teleskope.<\/p>\n\n\n\n

3.Der Katzenaugennebel ist nicht einmal 1.000 Jahre alt.<\/h2>\n\n\n\n

Die Altersbestimmung eines planetarischen Nebels gestaltet sich recht einfach. Der Katzenaugennebel ist der Rest eines blauen Riesensterns, dessen nukleare Energiequelle versiegt ist und der seine \u00e4u\u00dferen H\u00fcllen von sich gesto\u00dfen hat. Diese H\u00fcllen sind es, die den leuchtenden Nebel bilden. Da sie vom Stern aus abgesto\u00dfen wurden, bewegen sie sich nach au\u00dfen, wodurch planetarische Nebel eine begrenzte Lebenszeit haben.<\/p>\n\n\n\n

Nimmt man die aktuelle Geschwindigkeit, mit der sich die Materie vom Zentrum entfernt an, kommt man auf ein Alter von etwa 1.000 Jahren. Da die Geschwindigkeit jedoch kontinuierlich abnimmt, m\u00fcssen sich die H\u00fcllen direkt nach der Explosion deutlich schneller entfernt haben, was bedeutet, dass der Katzenaugennebel vermutlich erst einige hunderte Jahre alt ist, was f\u00fcr einen planetarischen Nebel sehr wenig ist. Und f\u00fcr viele weitere Jahre werden wir den Nebel noch bestaunen k\u00f6nnen.<\/p>\n\n\n\n

4.Der Katzenaugennebel ist einer der komplexesten planetarischen Nebel \u00fcberhaupt.<\/h2>\n\n\n\n

Die Erkl\u00e4rung, der Katzenaugennebel sei ein Stern, der seine \u00e4u\u00dferen H\u00fcllen abgesto\u00dfen hat, ist etwas vereinfacht. Tats\u00e4chlich stirbt ein Stern in Etappen, er st\u00f6\u00dft seine H\u00fcllen also in mehreren Schritten ab. Dies f\u00fchrte zur Bildung von insgesamt elf in regelm\u00e4\u00dfigen Abst\u00e4nden angeordneten Ringen um die hellere Region des Nebels.<\/p>\n\n\n\n

Doch \u00fcberhaupt beobachtet man auch in Regionen n\u00e4her des Zentrums Strukturen, die in dieser Komplexit\u00e4t sonst bei keinem bekannten planetarischen Nebel zu finden sind. Dazu geh\u00f6ren etwa Str\u00f6me aus Strahlung aus dem Zentrum, genannt Jets oder hell leuchtende B\u00f6gen, deren Ursprung noch nicht final gekl\u00e4rt ist.<\/p>\n\n\n\n

Zudem gibt es eine sogenannte Akkretionsscheibe, in der Materie in Richtung Zentrum str\u00f6mt, weshalb man vermutet, dass es sich bei dem Zentralk\u00f6rper des Nebels um einen Doppelstern handelt. Umgeben ist der Nebel von einem riesigen Halo, einem gro\u00dfen Bereich aus Materie, in den der Nebel eingebettet ist.<\/p>\n\n\n\n

Der Kern des Nebels ist von der Wechselwirkung zwischen der Materie des Nebels mit dem sogenannten Sternwind gepr\u00e4gt. Das ist ein schneller Materiestrom, der von einem Stern ausgeht. Wenn dieser auf die ausgeworfene Materie trifft, wird R\u00f6ntgenstrahlung emittiert. <\/p>\n\n\n\n

Derselbe Sternwind hat die Materie aus dem unmittelbaren Umfeld des Sterns verdr\u00e4ngt und eine Blase um dieses geschaffen. Doch wieso und durch welche Prozesse gerade der Katzenaugennebel diese komplexe Strukturen aufweist, ist unbekannt und Gegenstand aktueller Forschungen.<\/p>\n\n\n\n

5.Der Katzenaugennebel ist der erste Nebel, dessen Spektrum bestimmt wurde.<\/h2>\n\n\n\n

Der Katzenaugennebel ist trotz der Vielzahl an offenen Fragen einer der am besten erforschten planetarischen Nebel. Das begann mit seiner fr\u00fchen Entdeckung am 15. Februar 1786 von Wilhelm Herschel, dem Entdecker und Namensgeber (er war \u00fcbrigens tats\u00e4chlich Brite…) des Planeten Uranus.<\/p>\n\n\n\n

Bereits 1864 untersuchte William Huggins, ein Amateurastronom, das elektromagnetische Spektrum des Katzenaugennebels. Damit war der Katzenaugennebel der erste planetarische Nebel \u00fcberhaupt, bei dem dieses Verfahren durchgef\u00fchrt wurde. Diese Untersuchen legten eindeutig nahe, dass der Katzenaugennebel ein Gebilde aus extrem verd\u00fcnnten Gas ist.<\/p>\n\n\n\n

Das war das erste Mal, dass das Wesen planetarischer Nebel ergr\u00fcndet wurde. Doch Huggins\u00b4 Beobachtungen waren nur der Anfang, mittlerweile wurde der Katzenaugennebel in fast allen Wellenl\u00e4ngen des elektromagnetischen Spektrums beobachtet, unter anderem auch von Weltraumteleskopen wie Hubble und Chandra. Doch um dem Katzenaugennebel seine letzten Geheimnisse zu entlocken, wird es wohl noch viele weitere Beobachtungen ben\u00f6tigen. Weniger beeindruckend wird ihn das nicht machen, den Katzenaugennebel.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Der Katzenaugennebel oder andere Bilder strahlender bunter Gebilde im Kosmos beeindrucken regelm\u00e4\u00dfig die Menschen. Doch der Katzenaugennebel wird nur noch faszinierender, wenn man ihn aus astronomischer Sicht betrachten. 1.Im Katzenaugennebel w\u00fcsste man nicht, dass man sich in einem Nebel befindet. Wenn man Gebilde wie den Katzenaugennebel sieht, k\u00f6nnte man meinen, es handle sich um massive Gebilde wie Sterne und Planeten. Und tats\u00e4chlich ist die Teilchendichte im kosmischen Nebeln etwas gr\u00f6\u00dfer als im umliegenden All. Der Orionnebel hat etwa eine Teilchendichte von 1.000 Atomen pro Kubikzentimeter, im interstellaren Raum ist es etwas weniger. Allerdings w\u00fcrden wir, wenn wir in den Orionnebel oder auch in den Katzenaugennebel oder irgendeinen kosmischen Nebel fliegen w\u00fcrden, gar nicht merken, dass wir uns in einem Nebel befinden. Denn die Teilchendichte ist so gering, dass in diesen Nebeln fast ein Vakuum herrscht. Eigentlich ist es sogar ein Vakuum, sogar ein viel besseres als das beste Vakuum, das wir auf der Erde k\u00fcnstlich herstellen k\u00f6nnen. Selbst im Ultrahochvakuum, in dem wissenschaftliche Experimente durchgef\u00fchrt werden, gibt es etwa eine Millionen Teilchen pro Kubikzentimeter. Der einzige Grund, weshalb wir diesen Nebel scheinbar als Objekt wahrnehmen ist die Entfernung. Wir k\u00f6nnen die gesamte Materie auf einmal sehen, nur deshalb sehen wir …<\/p>\n","protected":false},"author":223,"featured_media":23324,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[2593],"tags":[4272,4270],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/7834"}],"collection":[{"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/223"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=7834"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/7834\/revisions"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/media\/23324"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=7834"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=7834"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=7834"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}