{"id":7836,"date":"2017-02-22T20:58:41","date_gmt":"2017-02-22T19:58:41","guid":{"rendered":"http:\/\/spektrograph.com\/?p=284"},"modified":"2022-10-16T13:05:29","modified_gmt":"2022-10-16T11:05:29","slug":"planeten-trappist-1","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/wochenendrebell.de\/planeten-trappist-1\/astronomie-raumfahrt\/","title":{"rendered":"Die vier neuen Welten des TRAPPIST-1 und der gro\u00dfe Konjunktiv in der Astronomie"},"content":{"rendered":"\n
\n

In einer Pressekonferenz hat die NASA angek\u00fcndigt, eine wichtige astrobiologische Entdeckung verk\u00fcnden zu k\u00f6nnen. Nach reichlich Spekulation wissen wir nun mehr: Es geht um gleich vier neue Exoplaneten, die eventuell geeignete Bedingungen f\u00fcr Leben bieten k\u00f6nnten. Was wir wissen und was (noch) nicht, zusammengefasst.<\/strong><\/p>\n\n\n\n

Trappist<\/em>, damit verbindet man bisher vor allem belgisches Bier, doch das k\u00f6nnte sich nun durch eine spektakul\u00e4re Entdeckung der NASA um den ultrak\u00fchlen Zwergstern <\/span>TRAPPIST-1<\/em> \u00e4ndern. <\/span><\/p>\n\n\n\n

Astrobiologische Entdeckung<\/h2>\n\n\n\n

Die NASA gibt nicht h\u00e4ufig Pressekonferenzen. Obwohl die \u00d6ffentlichkeitsarbeit in den letzten Jahren eine immer gr\u00f6\u00dfere Rolle in der Wissenschaft bekommt, schaffen es viele Entdeckungen kaum an die \u00d6ffentlichkeit. Und wenn die NASA dann einmal eine Pressekonferenz ank\u00fcndigt, dann muss schon irgendwas Bedeutendes passiert sein. Das und der mysteri\u00f6se Wortlaut der Ank\u00fcndigung fachten in den letzten Tagen Spekulationen an:<\/p>\n\n\n\n

\u201cNASA will hold a news conference at 2 p.m. EST on Thursday, Dec. 2, to discuss an astrobiology finding that will impact the search for evidence of extraterrestrial life. Astrobiology is the study of the origin, evolution, distribution and future of life in the universe.\u201d<\/p><\/blockquote>\n\n\n\n

Soso, eine astrobiologische Entdeckung, die gravierende Auswirkungen auf unsere Vorstellung von Leben im Universum haben wird. Hat man vielleicht doch extraterrestrisches Leben gefunden? Viele pr\u00e4destinierte Nachrichtenmagazine wussten nat\u00fcrlich genau, was los war:<\/p>\n\n\n\n

„Hat die Nasa au\u00dferirdisches Leben entdeckt?“<\/p>

„Wenn ich raten sollte, was die Nasa verk\u00fcnden wird, dann w\u00fcrde ich sagen, sie haben Arsen auf dem Titan entdeckt und vielleicht sogar chemische Hinweise auf Bakterien, die es f\u00fcr Photosynthese nutzen.“<\/p>

„NASA-Entdeckung: Auf diesen Planeten kann Leben existieren!“<\/p><\/blockquote>\n\n\n\n

Falsch, falsch und falsch.<\/p>\n\n\n\n

Nat\u00fcrlich wusste auch ich nicht, was die NASA bekanntgeben w\u00fcrde (das m\u00fcsst ihr mir jetzt einfach glauben…), doch viele der Schlagzeilen lie\u00dfen sich im Vorhinein eigentlich bereits nahezu ausschlie\u00dfen. Beispielsweise ist die Technik, mit der wir eine zweite Erde eindeutig identifizieren k\u00f6nnen, noch gar nicht vorhanden. Das wird erst in wenigen Jahren mit dem James Webb Space Telescope m\u00f6glich sein, denn erst damit werden wir in die Atmosph\u00e4ren erdgro\u00dfer Exoplaneten schauen k\u00f6nnen und sehen, ob ihre Zusammensetzung f\u00fcr Leben geeignet ist.<\/p>\n\n\n\n

Aktuell k\u00f6nnen wir nur sagen, ob die Entfernung zum Stern eine lebensfreundliche Atmosph\u00e4re erm\u00f6glichen <\/em>w\u00fcrde, daraus k\u00f6nnen wir jedoch nicht schlie\u00dfen, ob es eine gibt. Und selbst aus einer erd\u00e4hnlichen Atmosph\u00e4re k\u00f6nnten wir noch nicht direkt auf die Existenz <\/em>au\u00dferirdischen Lebens schlie\u00dfen, daf\u00fcr m\u00fcssten wir Elemente finden, die nur durch biologische Aktivit\u00e4ten entstehen, etwa Sauerstoff.<\/p>\n\n\n\n

Selbst, wenn man vielleicht im Sonnensystem primitives Leben gefunden h\u00e4tte, w\u00e4re eine Pressekonferenz in diesem Ausma\u00df wohl kaum die Form, damit umzugehen. Den meisten ist vermutlich nicht klar, was f\u00fcr ein einmaliger Einschnitt auf allen Ebenen dies w\u00e4re, in diesem Fall g\u00e4be es sicherlich eine ganz andere Form von Bekanntgabe. Vor allem eingeladen zur Konferenz waren Expert*innen f\u00fcr Exoplaneten, daher konnte man davon ausgehen, dass vermutlich neue potentiell erd\u00e4hnliche Exoplaneten entdeckt hat. Und so war es dann auch.<\/p>\n\n\n\n

Sieben Planeten um ultrak\u00fchlen Zwerg<\/h2>\n\n\n\n

Um einen Stern im Sternbild Wassermann wurden vier neue Planeten entdeckt. Der Stern hei\u00dft TRAPPIST-1 und eigentlich ist es ein typischer unauff\u00e4lliger, ich w\u00fcrde fast sagen langweiliger Stern. Er ist ein sogenannter roter ultrak\u00fchler Zwerg, also einer der kleinsten m\u00f6glichen Sterne. Er ist nur wenig gr\u00f6\u00dfer als der Planet Jupiter und direkt an der Massengrenze zu sogenannte Braunen Zwergen<\/a>, also der Zwischenstufe zwischen Stern und Planet. In \u00e4lteren Publikationen wurde er sogar als solcher verzeichnet.<\/p>\n\n\n\n

Solche Sterne strahlen viele Billionen Jahre und sind daher sehr h\u00e4ufig, etwa 80% der Sterne in der Milchstra\u00dfe sind Rote Zwergsterne. Drei Gesteinsplaneten waren um TRAPPIST-1 bereits bekannt, TRAPPIST-1b<\/em>, TRAPPIST1-c<\/em> und TRAPPIST-1d<\/em>. Sie wurden 2016 durch die Transitmethode entdeckt, man hat also die Helligkeitsschwankungen des Sterns gemessen, w\u00e4hrend die Planeten vor dem Stern vorbeizogen und dabei einen Teil seines Lichtes abschirmten. Weil TRAPPIST-1 so schwach leuchtet, sind Planeten dort recht einfach zu entdecken.<\/p>\n\n\n\n

Die Sonne, Jupiter und TRAPPIST-1 im Vergleich:<\/h3>\n\n\n\n
 <\/td>Sonne<\/strong><\/td>Jupiter<\/strong><\/td>TRAPPIST-1<\/strong><\/td><\/tr>
Alter<\/td>4,603 Milliarden Jahre<\/td>4,503 Milliarden Jahre<\/td>7,605 Milliarden Jahre<\/td><\/tr>
Temperatur<\/td>5.505\u00b0C<\/td>-108\u00b0C<\/td>2.277\u00b0C<\/td><\/tr>
Objektklasse<\/td>Gelber Zwerg<\/td>Gasplanet<\/td>Roter Zwerg<\/td><\/tr>
Masse<\/td>1,989 \u00b7 1030<\/sup> kg<\/td>1,899 \u00b7 1027<\/sup> kg<\/td>1,77 \u00b7 1029<\/sup> kg<\/td><\/tr>
Radius<\/td>696.340 km<\/td>69.911 km<\/td>84.180 km<\/td><\/tr>
Bekannte Trabanten<\/td>8<\/td>80<\/td>7<\/td><\/tr><\/tbody><\/table><\/figure>\n\n\n\n

Von diesen drei Planeten sind zwei sicherlich zu hei\u00df f\u00fcr Leben wie wir es kennen, es sind Planeten, die teils noch viel hei\u00dfer sind als die Venus, TRAPPIST-1b k\u00f6nnte Temperaturen von bis zu 1.750\u00b0C haben und TRAPPIST-1c von einer dicken Kohlendioxidatmosph\u00e4re umgeben sein. TRAPPIST-1d umkreist seinen Stern etwas weiter entfernt, am inneren Rand der bewohnbaren Zone. Studien deuten aber auch hier darauf hin, dass es sich aufgrund einer dichten Atmosph\u00e4re, die einen starken Treibhauseffekt verursacht, um eine verbrannte Steinw\u00fcste handelt. Das interessiert uns nicht wirklich.<\/p>\n\n\n\n

Vier neue erd\u00e4hnliche Planeten entdeckt<\/h2>\n\n\n\n

Die nun bekanntgegebene Entdeckung betrifft vier weitere Planeten um TRAPPIST-1, die hei\u00dfen dementsprechend TRAPPIST-1e<\/em>, TRAPPIST-1f<\/em>, TRAPPIST-1g<\/em> und TRAPPIST-1h<\/em>. Sie umkreisen den Stern weiter au\u00dfen als die ersten drei Planeten und k\u00f6nnten dementsprechend auch geringere Temperaturen aufweisen. Drei von ihnen befinden sich in der sogenannten habitablen Zone, also im Bereich, in dem theoretisch Temperaturen m\u00f6glich w\u00e4ren, die fl\u00fcssiges Wasser<\/a> erm\u00f6glichen k\u00f6nnten. Das sind viele Konjunktive, daher ist Vorsicht geboten.<\/p>\n\n\n\n

„Erd\u00e4hnlich“ bedeutet erstmal nicht viel, denn erd\u00e4hnlich bezieht sich in der Astronomie lediglich auf die Gr\u00f6\u00dfe. Erd\u00e4hnlich sind alle Gesteinsplaneten mit einem Kern, einem Mantel und einer Kruste, also einem \u00e4hnlichen Aufbau wie die Erde. Die Gluth\u00f6lle Venus, die triste Gesteinskugel Merkur<\/a> und die Eisw\u00fcste Mars sind also ebenfalls „erd\u00e4hnlich“. Alle vier neu entdeckten Planeten um TRAPPIST-1 sind auch erd\u00e4hnlich, es handelt sich also um Gesteinsplaneten.<\/p>\n\n\n\n

Erd\u00e4hnlich \u2260 potentiell habitabel \u2260 bewohnbar<\/h2>\n\n\n\n

Erd\u00e4hnlich sind sie alle, denn wenn man bei dem Transit schaut, wie viel Licht verdeckt wird kann man dabei auf die Gr\u00f6\u00dfe der Planeten schlie\u00dfen und kam bei den vier neuen Planeten auf erd\u00e4hnliche Gr\u00f6\u00dfen. Potentiell habitabel sind drei von ihnen, denn wenn man sieht, in welchem Abstand ein Planet seinen Stern verdunkelt, kann man daraus auf seine Umlaufzeit und seinen Abstand schlie\u00dfen.<\/p>\n\n\n\n

Doch die N\u00e4he zum Stern ist nur eine von vielen Parametern, die einen bewohnbaren Planeten ausmacht. Die Venus zum Beispiel liegt in unserem Sonnensystem am inneren Rand der habitablen Zone. Doch ihre Atmosph\u00e4re ist so dicht, dass sie die W\u00e4rme in hohem Ma\u00dfe festh\u00e4lt und ein Treibhauseffekt den Planeten deshalb unbewohnbar machte.<\/p>\n\n\n\n

Der Mars<\/a> befindet sich am \u00e4u\u00dferen Rand der habitablen Zone, doch er ist zu klein f\u00fcr ein Magnetfeld und eine Atmosph\u00e4re, welche die W\u00e4rme festhalten kann und ist daher zu kalt. Nur bei der Erde trifft ein komplexes Netz an Bedingungen zu: Der richtige Abstand zur Sonne, die richtige Gr\u00f6\u00dfe, das Verschontbleiben von gro\u00dfen Katastrophen, ein gro\u00dfer Mond, ein vor Asteroiden sch\u00fctzender Gasplanet im Sonnensystem, ein ruhiger, langlebiger Stern, Plattentektonik, ein starkes Magnetfeld, eine kohlendioxidhaltige Atmosph\u00e4re, etc.<\/p>\n\n\n\n

Doch es ist noch etwas komplizierter, denn gibt es Ausnahmen: Der Jupitermond Europa<\/a> ist bewohnbar, obwohl er weit au\u00dferhalb der habitablen Zone liegt. \u00c4hnlich k\u00f6nnte es auf dem \u00e4u\u00dfersten neu entdeckten Planeten TRAPPIST-1h aussehen, ein Ozean unter der Eisdecke w\u00e4re m\u00f6glich. Doch ob die Planeten von TRAPPIST-1 nur potentiell habitabel oder auch wirklich bewohnbar sind, dar\u00fcber kann man derzeit lediglich spekulieren.<\/p>\n\n\n\n

TRAPPIST-1f und g wom\u00f6glich Wasserwelten<\/h2>\n\n\n\n

Da die Planeten so nahe aneinander kreisen, befinden sie sich in sogenannten Bahnresonanzen. Das bedeutet, die Umlaufzeiten vieler Planeten stehen in ganzzahligen Verh\u00e4ltnissen zueinander. Das sorgt daf\u00fcr, dass sie sich immer am selben Bahnpunkt am n\u00e4chsten stehen und sich dort gravitativ st\u00f6ren. Aus dem Ausma\u00df der St\u00f6rung lie\u00dfen sich grob die Planetenmassen und somit die Dichte berechnen. Dabei fielen vor allem TRAPPIST-1f und TRAPPIST-1g mit besonders geringen Dichten auf. Beide Planeten befinden sich im \u00e4u\u00dferen Bereich der habitablen Zone.<\/p>\n\n\n\n

Das l\u00e4sst sich durch einen gro\u00dfen Wassergehalt erkl\u00e4ren. Es wird daher spekuliert, dass es sich um Ozeanplaneten handeln k\u00f6nnte. Das sind Planeten, die vollkommen von einem globalen Ozean umgeben sind. Diese kann man jedoch nicht mit den irdischen Meeren vergleichen, denn sie k\u00f6nnten eine Tiefe von mehreren hundert Kilometern haben. An ihrem Grund w\u00fcrde ein so enormer Druck herrschen, dass das Wasser exotische Formen annimmt, es k\u00f6nnte durch den Druck zu hei\u00dfem, sogenanntem amorphem Eis komprimiert werden.<\/p>\n\n\n\n

Genau das k\u00f6nnte sie allerdings auch weniger lebensfreundlich machen, denn das amorphe Eis k\u00f6nnte sich am Meeresboden ablagern. Dann w\u00fcrde es wie eine Barriere den Austausch von Kohlendioxid zwischen Wasser und Sedimenten und damit den f\u00fcr ein stabiles Klima wichtigen Karbonat-Silikat-Zyklus<\/a> blockieren. Ob das Klima auf TRAPPIST-1f und g dadurch gekippt ist, das m\u00fcssen weitere Untersuchungen zeigen. Zumindest zeigt diese Frage, wie komplex die Frage nach der Lebensfreundlichkeit von Planeten ist und weshalb man sich mit voreiligen Aussagen zur\u00fcckhalten sollte.<\/p>\n\n\n\n

TRAPPIST-1e k\u00f6nnte bewohnbar sein<\/h2>\n\n\n\n

Der vielversprechendste Kandidat ist jedoch TRAPPIST-1e. Der Planet befindet sich in der habitablen Zone, gleicht der Erde in Masse, Radius und Dichte und hat vermutlich eine Atmosph\u00e4re, die zumindest in der Dichte der Erdatmosph\u00e4re gleicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass es fl\u00fcssiges Wasser auf seiner Oberfl\u00e4che gibt, ist somit recht hoch. Die NASA hat sogar ein Poster mit einer Reiseempfehlung herausgegeben:<\/p>\n\n\n\n

Planet Hop from TRAPPIST-1e: Voted best „hab zone“ vacation within 12 parsecs of earth<\/p><\/blockquote>\n\n\n\n

Nun ja, ich wei\u00df noch nicht, ob ich meinen Urlaub auf TRAPPIST-1e verbringen w\u00fcrde, schlie\u00dflich gibt es noch immer viele Unbekannte und auch einige Probleme.<\/p>\n\n\n\n

Ewiger Tag und ewige Nacht<\/h2>\n\n\n\n

Das System von TRAPPIST-1 ist ein regelrechtes Miniatursystem, es ist vergleichbar mit dem Jupiter und seinen Monden. Das gesamte Planetensystem von TRAPPIST-1 w\u00fcrde gem\u00fctlich in die Bahn des innersten Planeten Merkur<\/a> passen. Diese N\u00e4he f\u00fchrt nicht nur zu Bahnresonanzen, denn auch die Planeten sind dem Stern extrem nahe – am Himmel der Planeten erscheint TRAPPIST-1 dreimal gr\u00f6\u00dfer als die Sonne am irdischen Himmel. So nah m\u00fcssen die Planeten ihrem k\u00fchlen Stern kommen, um \u00fcberhaupt genug W\u00e4rme empfangen zu k\u00f6nnen.<\/p>\n\n\n\n

Doch diese N\u00e4he f\u00fchrt h\u00f6chstwahrscheinlich zu einer gebundenen Rotation. Wenn ein K\u00f6rper einen anderen K\u00f6rper in gro\u00dfer N\u00e4he umkreist, gleicht sich seine Rotationsperiode um sich selbst mit der Rotationsperiode um den gr\u00f6\u00dferen K\u00f6rper an. Dadurch zeigt unser Mond der Erde beispielsweise immer dieselbe Seite, die R\u00fcckseite bleibt verborgen. Und so wenden auch die Planeten von TRAPPIST-1 ihrem Stern stets dieselbe Seite zu.<\/p>\n\n\n\n

Auf der einen Halbkugel ist somit immer Tag, auf der anderen Seite herrscht ewige Nacht – nur auf einem schmalen Streifen der D\u00e4mmerung herrschen milde Bedingungen. Nat\u00fcrlich ist „ewiger Tag“ etwas \u00fcbertrieben, schlie\u00dflich ist es durch die geringe Leuchtkraft von TRAPPIST-1 selbst mittags nur so hell wie auf der Erde am Abend. Die gebundene Rotation allerdings kann ein Problem sein, auf einer Seite k\u00f6nnte es zu hei\u00df, auf der anderen zu kalt sein. Nur ein kleiner Streifen w\u00e4re bewohnbar. Doch es gibt eine Hoffnung.<\/p>\n\n\n\n

Planetare Migration k\u00f6nnte Atmosph\u00e4re bringen<\/h2>\n\n\n\n

Migration ist auch in der Astronomie wichtig. Das Ph\u00e4nomen beschreibt die Wanderung von Planeten innerhalb ihres Sonnensystems. Es ist recht unwahrscheinlich, dass die Planeten von TRAPPIST-1 in dieser Distanz zu ihrem Stern entstanden sind. Planeten entstehen schlie\u00dflich in dicken Staubscheiben um ihre Sterne und durch die Reibung mit dieser Scheibe verlieren sie an Bahnenergie und wandern nach innen, bis sich die Scheibe weitgehend aufgel\u00f6st hat.<\/p>\n\n\n\n

Das TRAPPIST-1-System in \u00dcbersicht: <\/h3>\n\n\n\n
\"\u00dcbersicht
<\/figcaption><\/figure>\n\n\n\n

Weiter au\u00dfen in der Scheibe gibt es mehr fl\u00fcchtige Gase, dementsprechend haben die Planeten dort vermutlich eine Atmosph\u00e4re aufgebaut. Diese kann durch Winde f\u00fcr einen Temperaturausgleich zwischen der Tagseite und der Nachtseite sorgen. An der \u00dcbergangszone g\u00e4be es sicher gigantische St\u00fcrme, doch eine Atmosph\u00e4re k\u00f6nnte fast einheitliche Temperaturen und somit die Existenz von fl\u00fcssigem Wasser auf dem ganzen Planeten erm\u00f6glichen.<\/p>\n\n\n\n

Sind ultrak\u00fchle Zwerg f\u00fcr Leben geeignet?<\/h2>\n\n\n\n

Ob extrem k\u00fchle Sterne wie TRAPPIST-1 \u00fcberhaupt f\u00fcr Leben geeignet<\/a> sind, ist seit l\u00e4ngerem umstritten. Daf\u00fcr spricht die enorme Langlebigkeit der Sterne. Die sogenannte Konvektionszone umfasst in Roten Zwergen fast den gesamten Stern. Das ist der Bereich, in dem Plasmastr\u00f6me den Kernbrennstoff verteilen. Dadurch lagert sich in Roten Zwergen kein Helium im Kern an und zudem kann fast der gesamte Wasserstoff effektiv verbraucht werden.<\/p>\n\n\n\n

Ultrak\u00fchle Zwerge k\u00f6nnen so mehrere Billionen Jahre lang strahlen, bevor sie zu wei\u00dfen Zwergen werden, das ist hunderte Male l\u00e4nger als seit dem Urknall Zeit vergangen ist. Das spricht nat\u00fcrlich f\u00fcr die Lebensfreundlichkeit Roter Zwerge, denn Leben hat so viel mehr Zeit, zu entstehen, sich zu entwickeln und h\u00f6here Formen anzunehmen.<\/p>\n\n\n\n

Allerdings neigen Rote Zwerge zu starker Aktivit\u00e4t, sogenannten Flares<\/em>. Sie entstehen, wenn sich magnetische Feldlinien \u00fcber der Sternoberfl\u00e4che \u00f6ffnen und das Plasma entweichen kann. Bereits die Sonne erzeugt hin und wieder Flares, 11.859 HE etwa verursachte eine starke Sonneneruption das Carrington-Ereignis, den st\u00e4rksten je beobachteten Magnetsturm auf der Erde.<\/p>\n\n\n\n

In Havanna und Hawaii waren Polarlichter zu sehen, das neu installierte Telegraphennetz fiel weltweit aus. Noch gr\u00f6\u00dfere Ereignisse k\u00f6nnten die Erdatmosph\u00e4re dauerhaft sch\u00e4digen. Die starke Konvektion in Roten Zwergen verursacht nat\u00fcrlich gigantische Flares, einige Roten Zwerge leuchten dann f\u00fcr einige Minuten um das hundertfache heller. Die Erde und das irdische Leben w\u00fcrde solche Eruptionen nicht lange mitmachen, die freigesetzte Strahlung ist 100-mal st\u00e4rker als das, was sie resistentesten Lebensformen auf der Erde aushalten w\u00fcrden.<\/p>\n\n\n\n

Doch eine dichte Atmosph\u00e4re, ein starkes Magnetfeld oder auch ein tiefer Ozean k\u00f6nnte die Strahlung weitgehend abschirmen. Zudem wei\u00df man nicht, welche Wege die Evolution findet, um Lebewesen auch in solchen Umgebungen entstehen zu lassen. Und TRAPPIST-1 geh\u00f6rt wohl nicht zu den extrem aktiven Sternen, daher besteht hier Anlass zum Optimismus.<\/p>\n\n\n\n

Weitere Untersuchungen n\u00f6tig<\/h2>\n\n\n\n

Wenn ihr also gelesen habt, um zu erfahren, ob die Planeten des TRAPPIST-1 lebensfreundlich sind, waren das zehn verlorene Lebensminuten, denn wie bereits gesagt besitzen wir die Technologie<\/a> noch nicht, eine zweite Erde einwandfrei zu identifizieren. <\/p>\n\n\n\n

Zahlen und Daten zum TRAPPIST-1-System:<\/h3>\n<\/div><\/div>\n\n\n\n
<\/td>T-1b<\/strong><\/td>T-1c<\/strong><\/td>T-1d<\/strong><\/td>T-1e<\/strong><\/td>T-1f<\/strong><\/td>T-1g<\/strong><\/td>T-1h<\/strong><\/td><\/tr>
Gleichgewichtstemperatur<\/strong>
(Erde: -18\u00b0C)<\/strong><\/td>
127\u00b0C<\/td>61,7\u00b0C<\/td>-15\u00b0C<\/td>-46\u00b0C<\/td>-54\u00b0C<\/td>-79\u00b0C<\/td>-104\u00b0C<\/td><\/tr>
Habitable Zone?<\/strong><\/td>nein<\/td>ja<\/td>ja<\/td>ja<\/td>ja<\/td>ja<\/td>nein<\/td><\/tr>
Masse<\/strong> in Erdmassen<\/strong><\/td>0,85<\/td>1,38<\/td>0,41<\/td>0,62<\/td>0,68<\/td>1,34<\/td>0,33<\/td><\/tr>
Radius in Erdradien<\/strong><\/td>1,09<\/td>1,06<\/td>0,77<\/td>0,92<\/td>1,04<\/td>1,13<\/td>0,77<\/td><\/tr>
Rotationsperiode<\/strong><\/td>1,5 d<\/td>2,24 d<\/td>4,05 d<\/td>6,1 d<\/td>9,21 d<\/td>12,35 d<\/td>18,77 d<\/td><\/tr>
Entfernung vom Stern<\/strong><\/td>0,01 AE<\/td>0,015 AE<\/td>0,021 AE<\/td>0,028 AE<\/td>0,037 AE<\/td>0,045 AE<\/td>0,062 AE<\/td><\/tr><\/tbody><\/table><\/figure>\n\n\n\n

Wann das James Webb Space Telescope fertig sein wird, w\u00e4re Stoff f\u00fcr einen eigenen Artikel, das Teleskop ist n\u00e4mlich eine Art Flughafen Berlin-Brandenburg der Raumfahrt<\/a>. Als die Planungen in den 90ern begannen, hatte man noch keine Ahnung von erd\u00e4hnlichen Exoplaneten. Somit muss das Teleskop immer wieder den neuen Anspr\u00fcchen der Astronomie angepasst werden.<\/p>\n\n\n\n

Urspr\u00fcnglich war der Start f\u00fcr 12.014 HE geplant und die Kosten auf US-amerikanischer Seite betrugen 3,3 Milliarden Euro, mittlerweile werden es mindestens 9,66 Milliarden Euro bei einem Starttermin 12.021 HE. Nun soll es, wenn es denn mal startet, auch f\u00e4hig sein, die Zusammensetzung der Atmosph\u00e4ren erdnaher Gesteins-Exoplaneten zu untersuchen.<\/p>\n\n\n\n

Dabei kann zum einen endg\u00fcltig festgestellt werden, ob es fl\u00fcssiges Wasser auf den Planeten gibt, aber auch ob es dort au\u00dferirdisches Leben gibt, denn Elemente wie Sauerstoff k\u00f6nnen nur durch biologische Ph\u00e4nomene entstehen, man spricht von Biomarkern. Und tats\u00e4chlich steht zumindest TRAPPIST-1e ganz vorne auf der Agenda des Teleskops.<\/p>\n\n\n\n

In einigen Jahren werden wir also wissen, wie lebensfreundlich die Welten von TRAPPIST-1 sind und vielleicht sogar, ob dort jemand lebt. Und wenn nicht, dann k\u00f6nnten wir das \u00e4ndern, denn TRAPPIST-1 ist auch das Ziel des sogenannten Genesis-Projekts<\/a>, einer Sonde, die Planeten mit irdischem Leben bev\u00f6lkern soll. Doch ich bin mir sicher, es wird bis dahin noch viele unbegr\u00fcndete Alien-Spekulationen geben, auch zu TRAPPIST-1.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

In einer Pressekonferenz hat die NASA angek\u00fcndigt, eine wichtige astrobiologische Entdeckung verk\u00fcnden zu k\u00f6nnen. Nach reichlich Spekulation wissen wir nun mehr: Es geht um gleich vier neue Exoplaneten, die eventuell geeignete Bedingungen f\u00fcr Leben bieten k\u00f6nnten. Was wir wissen und was (noch) nicht, zusammengefasst. Trappist, damit verbindet man bisher vor allem belgisches Bier, doch das k\u00f6nnte sich nun durch eine spektakul\u00e4re Entdeckung der NASA um den ultrak\u00fchlen Zwergstern TRAPPIST-1 \u00e4ndern.  Astrobiologische Entdeckung Die NASA gibt nicht h\u00e4ufig Pressekonferenzen. Obwohl die \u00d6ffentlichkeitsarbeit in den letzten Jahren eine immer gr\u00f6\u00dfere Rolle in der Wissenschaft bekommt, schaffen es viele Entdeckungen kaum an die \u00d6ffentlichkeit. Und wenn die NASA dann einmal eine Pressekonferenz ank\u00fcndigt, dann muss schon irgendwas Bedeutendes passiert sein. Das und der mysteri\u00f6se Wortlaut der Ank\u00fcndigung fachten in den letzten Tagen Spekulationen an: \u201cNASA will hold a news conference at 2 p.m. EST on Thursday, Dec. 2, to discuss an astrobiology finding that will impact the search for evidence of extraterrestrial life. Astrobiology is the study of the origin, evolution, distribution and future of life in the universe.\u201d Soso, eine astrobiologische Entdeckung, die gravierende Auswirkungen auf unsere Vorstellung von Leben im Universum haben wird. Hat man vielleicht doch extraterrestrisches Leben gefunden? Viele …<\/p>\n","protected":false},"author":223,"featured_media":8196,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[2593],"tags":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/7836"}],"collection":[{"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/223"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=7836"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/7836\/revisions"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/media\/8196"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=7836"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=7836"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=7836"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}