{"id":809,"date":"2013-08-13T13:27:16","date_gmt":"2013-08-13T11:27:16","guid":{"rendered":"http:\/\/www.wochenendrebell.de\/?p=809"},"modified":"2020-12-05T16:48:20","modified_gmt":"2020-12-05T15:48:20","slug":"vfl-bochum","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/wochenendrebell.de\/vfl-bochum\/suche-lieblingsfussballverein\/","title":{"rendered":"VfL Bochum Retro-Gef\u00fchle"},"content":{"rendered":"

VfL Bochum-Dynamo Dresden, 29.07.2013<\/h2>\n

VfL Bochum. Wir waren im Ruhrstadion zu Gast<\/a> im Ruhrstadion bei dem. Verein, der mich am meisten an meine ersten Bundesliga-Momente erinnert.<\/p>\n

Dieses klackende Ger\u00e4usch vergesse ich mein ganzes Leben nicht. Wie nur sehr wenige Ger\u00e4usche verbinde ich dieses Klacken mit einem au\u00dferordentlich ausgepr\u00e4gten Gef\u00fchl tiefen Gl\u00fccks. Es sind immer nur ein paar Meter gewesen aus unserer Umkleidekabine heraus bis zum Platz<\/span> Acker, auf dem sich die Helden der Kreisklasse die Ehre gaben. Es war das Ger\u00e4usch, welches die Stollen, zun\u00e4chst auf den ersten beiden Metern w\u00fcrgbraunen Fliesen aus den fr\u00fchen Siebzigern und im Anschluss auf den Pflastersteinen bis zum Spielfeldrand, verursachten. Immer wenn das Klacken ert\u00f6nte, bedeutete dies f\u00fcr die f\u00fcnf Zuschauer am unteren rechten Spielfeldrand dieser klassischen Rohrbarrieren, die um das Spielfeld verliefen, dass sie den entsprechenden Spielern ihres Teams der Kreisklasse A noch ein paar Takte mitteilen durften. Ich hatte Gl\u00fcck.<\/p>\n

W\u00e4hrend andere meist motivierende Worte wie:\u201eHeute kannst du aber mal Deinen Arsch bewegen\u201c oder \u201eHoffentlich spielst nicht wieder so einen Schei\u00df zusammen\u201c mit auf den Weg gegeben bekamen, erhielt ich tats\u00e4chlich aufmunternde Worte.\u00a0Dieses Klacken der Stollen auf dem Asphalt war der Moment, in dem es auch bei mir klackte.\u00a0Jetzt geht es los.Die Minuten zuvor unterlagen meist rituellen Mustern.\u00a0Aufpushen mit Musik aus \u00fcberdimensionalen Micky-Maus-Kopfh\u00f6rern war noch nicht, ich vermute allerdings, dass dies auch nicht die entscheidenden achtundneunzig Prozentpunkte gebracht h\u00e4tte, die f\u00fcr die gro\u00dfe Zweitligakarriere gefehlt haben.<\/p>\n

Meist wurden in den Umkleidekabinen Tinkturen, Cremes und W\u00e4rmesalben ausgepackt, die eigentlich f\u00fcr besonders weiche Haut oder eben zur Regeneration der Muskeln von Pferden gedacht waren. Ich hielt mich diesbez\u00fcglich meist bedeckt zur\u00fcck, was aber auch an den gezogenen Lehren aus einem Debakel-Spiel gelegen haben k\u00f6nnte, bei dem ich irgendein chinesisches Heil\u00f6l, welches die Nase frei machen sollte, mir versehentlich im Spiel in die Augen rieb.\u00a0Das Traurige daran ist aber, dass es wohl trotzdem nicht mein schw\u00e4chstes Spiel war.\u00a0Ich hielt nicht viel von dem Humbug vorab. Lediglich zwei Gummis, die man eigentlich zum Verschlie\u00dfen von Weckgl\u00e4sern verwendet, nutzte ich, um die Stutzen zu straffen und sie dort zu halten, wo sie meines Erachtens nach hingeh\u00f6ren.<\/p>\n

Es gab nichts Unsinnigeres als diesen Stutzen-Look \u00e0 la Breitner, Lerby, Herget und Co. Welchen Zweck sollten die Stutzen zusammengekn\u00e4ult auf Kn\u00f6chelh\u00f6he noch erf\u00fcllen? Es kann sich meines Erachtens nach nur um optische Aspekte handeln, und die sind mir auf dem Rasen, bei mir selbst, aber auch bei den heute aktiven Akteuren, schon immer zuwider gewesen. Bei Breitner wiederum w\u00fcrde es passen. Mir fallen nur wenig unsympathischer auftretende Offizielle eines Vereins ein. Gut, die sehr verantwortungsvolle Position, die ihm seine Mitstreiter der Siebziger Jahre zutrauen spricht f\u00fcr sich.\u00a0Chefscout beim FC Bayern?\u00a0Was macht der im Nebenjob: Koordiniert das Hitzefrei an Gr\u00f6nlands Schulen?<\/p>\n

Warum ich den alten Kram erz\u00e4hle?<\/p>\n

Nun gut, die Wochenendrebellen reisten k\u00fcrzlich zum VfL Bochum, und auch wenn der Fu\u00dfballromantiker-Gaul da sicherlich mit mir durchgeht, ist dies f\u00fcr mich immer noch der Verein, dessen Klang am meisten \u201eKlacken\u201c verk\u00f6rpert. Dies liegt tats\u00e4chlich weniger daran, dass sie einen Trainer haben, der eindrucksvolle Spielerstationen wie STV Horst-Emscher und der DJK G\u00fctersloh aufweisen kann und dessen mir einzig bekannte Expertise die gnadenlose Motivationskalaschnikow ist, sondern eher am Umfeld, am Geruch und an der Ausstrahlung des Vereins. Neben den Borussen aus Dortmund wohl der letzte deutsche Arbeiterverein. *Hust*<\/p>\n

Wir fuhren diesmal recht zeitig los, weil aufgrund beruflicher Verpflichtungen am n\u00e4chsten Morgen eine R\u00fcckreise nach dem Spiel zwingend notwendig, mit dem Zug aber nicht mehr zu gew\u00e4hrleisten war. Sohnemann durfte sich als Entsch\u00e4digung f\u00fcr die verlorene Zug-R\u00fcckfahrt einen Mietwagen der unteren Mittelklasse aussuchen und akzeptierte daher diesen kleinen Regelversto\u00df ohne gr\u00f6\u00dfere Schwierigkeiten.<\/p>\n

Wir suchten ein Restaurant in der Innenstadt auf und er erfreute sich an der f\u00fcr ihn merkw\u00fcrdigen Speisekarte.<\/p>\n

\u201eWas die Gladbacher dazu wohl sagen?\u201c<\/p>\n

\u201eWozu?\u201c<\/p>\n

\u201eHier gibt es Fohlengulasch.\u201c<\/p>\n

Tats\u00e4chlich gab es hier einiges an Pferdedelikatessen, was in unserer Region absolut ungew\u00f6hnlich ist, den Sohn aber anscheinend erheiterte. Er entschied sich dann aber doch f\u00fcr Pommes und Apfelschorle. Seine Apfelschorle leerte er im Nu. Aus meinem Glas w\u00fcrde er nicht trinken, sowie er auch zu Hause eine eigene Flasche Wasser<\/a> ben\u00f6tigt aus der niemand sonst trinken w\u00fcrde. Ich wei\u00df nicht, ob dies mit seiner Abneigung dem Teilen gegen\u00fcber zusammenh\u00e4ngt. Ich glaube auch, es ekelt ihn irgendwie, gemeinsam von Tellern zu essen oder kurz meine Gabel zu benutzen. Da reichen meistens Kleinigkeiten und er l\u00e4sst trotz gr\u00f6\u00dftem Hunger einfach seinen Teller stehen. Sohn hatte mehr Durst. Ein guter Zeitpunkt, um mehr zu erfahren.<\/p>\n

\u201eDu kannst doch von meiner Apfelschorle was haben.\u201c<\/p>\n

\u201e Ich teile nicht.\u201c<\/p>\n

\u201eMusst du nicht. Ist ja meine Schorle. Du darfst sie ganz haben.\u201c<\/p>\n

\u201eAus dem Glas hast du schon getrunken\u201c<\/p>\n

\u201eSag mal, wenn wir jetzt in der W\u00fcste w\u00e4ren, und Dein Glas w\u00e4re leer und meines noch voll. W\u00fcrdest du dann aus meinem Glas trinken oder lieber verdursten?\u201c<\/p>\n

\u201eWas ist denn das f\u00fcr eine bescheuerte Frage? Nat\u00fcrlich w\u00fcrde ich das dann trinken. Aber ich w\u00fcrde es vorher in mein Glas umf\u00fcllen.\u201c<\/p>\n

\u201e Guter Vorschlag. Dann f\u00fclle ich Dir jetzt meine Apfelschorle in Dein Glas um.\u201c<\/p>\n

\u201eNein! Wieso? Wir sind ja nicht in der W\u00fcste. Bestell mir jetzt was zu trinken verdammt nochmal.\u201c<\/p>\n

Touch\u00e9!<\/p>\n

Ich lie\u00df die Diskussion abrupt enden und wir brachen auf zum Ruhstadion.<\/p>\n

Der Ermittler hatte nicht zu viel versprochen. Das Stadion hatte was.Charme! Das erlebt man nicht mehr so oft.<\/p>\n

Das Polizeiaufgebot war etwas \u00fcppig und selbst in Anbetracht des gemeingef\u00e4hrlichen Anhangs der Schwarzgelben v\u00f6llig \u00fcberdimensioniert. Ich konnte keine Zahlen finden, aber es w\u00fcrde mich nicht wundern, wenn in etwa so viele Polizisten im Einsatz waren, wie auch Dresdner Fans vor Ort.<\/p>\n

Kommen wir doch gleich zu dem dreckigen, st\u00e4ndig \u00c4rger machendem Nazigesindel, welches nur zum Krawall machen den Weg nach Bochum angetreten ist.<\/p>\n

Nun ja. Ich habe sie nicht gefunden.<\/p>\n

Ich gebe zu, ich habe auch nicht nach ihnen gesucht. Dies ist sicherlich auch keine repr\u00e4sentative Aussage, aber: Ich habe nie zuvor einen stimmungsvolleren, intensiveren und stetigeren Ausw\u00e4rts-Support erlebt als an diesem Tag im Bochumer Ruhrstadion.<\/p>\n

Ja, der \u201eBochum\u201c-Song war nett.<\/p>\n

Ja, die Bochum Fans sind lautstark und loyal gegen\u00fcber Ihrem Team.Trotzdem mussten wir uns in der zweiten Halbzeit in einen anderen Block schleichen, damit Sohnemann nicht weiterhin verwundert und schwer beeindruckt in den G\u00e4steblock schaut, sondern vielleicht auch noch etwas vom Spiel mitbekommt. Sehr starke Vorstellung des Dresdner Anhangs, der den zeifelsohne starken Heimsupport der Bochumer in den Schatten stellte.<\/p>\n

Nicht umsonst die beunruhigende Frage. „Papsi, warum sind denn in der zweiten Liga die Fans viel lauter?“ Dass f\u00fcr die Dresdner am Ende mit Christiena Fi\u00e9l der Spieler zum 1-1 traf, der die Stutzen kontr\u00e4r zu Gr\u00f6nland-Paule als Strapse \u00fcber das Knie gezogen trug, war hart aber zu verschmerzen. Alles in allem und trotz nerviger Autor\u00fcckfahrt. Auch ohne \u201eKlacken.\u201c Wo wir auf jeden Fall noch einmal hinfahren. Zum VfL Bochum.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

VfL Bochum-Dynamo Dresden, 29.07.2013 VfL Bochum. Wir waren im Ruhrstadion zu Gast im Ruhrstadion bei dem. Verein, der mich am meisten an meine ersten Bundesliga-Momente erinnert. Dieses klackende Ger\u00e4usch vergesse ich mein ganzes Leben nicht. Wie nur sehr wenige Ger\u00e4usche verbinde ich dieses Klacken mit einem au\u00dferordentlich ausgepr\u00e4gten Gef\u00fchl tiefen Gl\u00fccks. Es sind immer nur ein paar Meter gewesen aus unserer Umkleidekabine heraus bis zum Platz Acker, auf dem sich die Helden der Kreisklasse die Ehre gaben. Es war das Ger\u00e4usch, welches die Stollen, zun\u00e4chst auf den ersten beiden Metern w\u00fcrgbraunen Fliesen aus den fr\u00fchen Siebzigern und im Anschluss auf den Pflastersteinen bis zum Spielfeldrand, verursachten. Immer wenn das Klacken ert\u00f6nte, bedeutete dies f\u00fcr die f\u00fcnf Zuschauer am unteren rechten Spielfeldrand dieser klassischen Rohrbarrieren, die um das Spielfeld verliefen, dass sie den entsprechenden Spielern ihres Teams der Kreisklasse A noch ein paar Takte mitteilen durften. Ich hatte Gl\u00fcck. W\u00e4hrend andere meist motivierende Worte wie:\u201eHeute kannst du aber mal Deinen Arsch bewegen\u201c oder \u201eHoffentlich spielst nicht wieder so einen Schei\u00df zusammen\u201c mit auf den Weg gegeben bekamen, erhielt ich tats\u00e4chlich aufmunternde Worte.\u00a0Dieses Klacken der Stollen auf dem Asphalt war der Moment, in dem es auch bei mir klackte.\u00a0Jetzt geht es los.Die …<\/p>\n","protected":false},"author":221,"featured_media":0,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[2590],"tags":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/809"}],"collection":[{"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/221"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=809"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/809\/revisions"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=809"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=809"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/wochenendrebell.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=809"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}