{"id":915,"date":"2014-04-07T09:00:44","date_gmt":"2014-04-07T07:00:44","guid":{"rendered":"http:\/\/www.wochenendrebell.de\/?p=915"},"modified":"2021-11-20T21:51:58","modified_gmt":"2021-11-20T20:51:58","slug":"22-der-trainer-liebt-den-msv-duisburg","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/wochenendrebell.de\/22-der-trainer-liebt-den-msv-duisburg\/fankurve\/","title":{"rendered":"#22 Der Trainer liebt den MSV Duisburg"},"content":{"rendered":"

Mein erster<\/span> zweiter Lieblingsspieler<\/h2>\n
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Dieser Beitrag ist Teil der von Sidan auf seinem Blog \u201eEl f\u00fatbol<\/a>\u201c initiierten Reihe \u201eMein Lieblingsspieler\u201c. Mittlerweile sieben Ausgaben verschiedener Autoren hat Sidan dort versammelt. Und kommend.<\/em><\/p>\n

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Gibt es jemanden, der \u00fcber Fu\u00dfball bloggt, oder der in Fu\u00dfball-Blogs kommentiert, der nicht Nick Hornbys \u201eFever Pitch\u201c gelesen hat? Mag sein. Stefan von blog-g.de traue ich das zu, weil er nicht zur \u201eFu\u00dfballkultur<\/em>\u201c geh\u00f6rt, sondern zu Fu\u00dfball. Was ihn ehrt.<\/p>\n

Die meisten heutigen Fu\u00dfballschreiber aber d\u00fcrften Nick Hornby gelesen haben. Hoffentlich gelesen<\/em>, denn der Film mit dem selben Titel wie das Buch ist eine Farce.<\/p>\n

Die Szene, die Hornby beschreibt, als er sich in Arsenal und ein bisschen auch in Fu\u00dfball allgemein verliebt, ist im Buch Fantastrillionen besser als im Film. Was allerdings eher daran liegt, dass der Film so schlecht ist.<\/p>\n

Nichtsdestotrotz erlebte ich in den 1990er Jahren, schon lange aus der Pubert\u00e4t und erst recht lange aus der Zeit davor herausgewachsen, ein \u00e4hnliches Erlebnis, sogar physisch recht \u00e4hnlich.<\/p>\n

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Es muss wohl um 1996 gewesen sein, als mein damals bester Freund C. einwarf, an einem Abend doch mal zum Spiel MSV \u2014 1. FC Kaiserslautern hinzufahren, wenn ich doch immer noch so viel selbst Fu\u00dfball spiele<\/em>. Okay, also fuhren wir hin. Er am Steuer, ich am Bier. Letzteres hatte aber nichts mit dem folgenden Ereignis zu tun. Es war gl\u00fccklicherweise ein Spiel unter der Woche, Flutlicht also an, Ansto\u00df 20h, oder vielleicht auch 19h. Wahrscheinlich 20h.<\/p>\n

Es gab im alten Wedaustadion drei M\u00f6glichkeiten, auf der Gegengerade ins Stadion zu kommen: Mitte, links und rechts. Wir w\u00e4hlten zuf\u00e4llig links und liefen ein paar Minuten zu sp\u00e4t ins Stadion ein. Das erste, was ich neben dem Torgest\u00e4nge vom Spielfeld sah, noch im Stadiontunnel befindlich, aber war er<\/strong>. Wie er g\u00fclden leuchtete im Flutlicht-Licht und wie er gleichzeitig trotz seiner kompakten Statur zwei Gegner austanzte, um danach einen Schuss, leider \u00fcber das Tor des FCK, abzulassen.<\/p>\n

Stig T\u00f8fting<\/strong>.<\/p>\n

(Das G im Vornamen ist stumm, er hei\u00dft also, ausgesprochen: \u201eSti\u201c, was weder alle deutschen Reporter noch den Rest meiner Fu\u00dfballmannschaft davon abhielt, den Namen stets falsch auszusprechen respektive mich auf Jahre hinaus als \u201eStig\u201c mit gesprochenem \u201eg\u201c zu bezeichnen.)<\/p>\n

Es war ein Moment, den man nicht k\u00fcnstlich erzeugen kann: Ich stand bzw. lief noch ganz langsam durch den Stadiontunnel, und auf dem Platz machte gerade Stig T\u00f8fting zwei Gegner nass und schloss danach ab. Wobei f\u00fcr seine weitere Karriere Tor-Abschl\u00fcsse eher untypisch waren. Meistens legte er Torsch\u00fcsse auf. In dem Moment aber, als bester Freund C. mich mit dem Auto ins Stadion verfrachtet hatte und ich gerade anfing, zuzuschauen, schoss Stig T\u00f8fting aufs Tor.<\/p>\n

Ich war fasziniert und vom ersten Moment an gebannt. Er spielte ein, zwei grandiose Saisons f\u00fcr den MSV, er war einer der besten, die je im Wedau-Stadion zu meinen Lebzeiten spielten und vor allem war er nicht nur nominell (d\u00e4nischer Nationalspieler samt WM-Teilnahmen) gut, sondern tats\u00e4chlich auf dem Platz.<\/p>\n

Extrem zweikampfstark, aber auch extrem spielintelligent, vor allem, aber nicht nur, im defensiven Bereich, war die Zeit mit T\u00f8fting die beste Zeit, die der MSV in den letzten 25 Jahren erlebte. Darum ging es mir aber nicht, weil ich anf\u00e4nglich gar kein MSV-Sympathisant war, sondern einfach nur Bundesliga-Fu\u00dfball sehen wollte. Welcher mich dann vom ersten Moment an verzauberte, in Person dieses kleinen, kr\u00e4ftigen D\u00e4nen.<\/p>\n

Klar, verzaubern, diese Vokabel passt zu Stig T\u00f8fting wie Pl\u00e4tzchen backen zu den Bandidos, aber Verzauberung fragt nicht danach, ob es gerade in den situativen Rahmen passt, sie passiert, selten genug, eben oder nicht. Hier war es so.<\/p>\n

Ich darf anmerken, dass ich von seiner Spielweise so verr\u00fcckt wurde, mir ein gelb-rotes (von den zebrastreifen-wei\u00df-blauen) Ausw\u00e4rtstrikot mit dem Schriftzug \u201eT\u00f8fting\u201c zu kaufen, obwohl das, was der spielintelligente und zweikampfstarke Kampfgnom da aufs Parkett legte, eigentlich \u00fcberhaupt gar nix mit meiner eigenen Spielweise (ich kann nicht mal gr\u00e4tschen) zu tun hatte, er mir aber doch \u00e4u\u00dferlich \u2014 nicht besonders gro\u00df, blond und kompakt \u2014 relativ \u00e4hnlich sah und zudem immer mal wieder f\u00fcr gef\u00e4hrliche und auch zu Toren f\u00fchrende Freist\u00f6\u00dfe gut war.<\/p>\n

Irgendwann am Ende seiner Duisburger Karriere verarschte er noch den Verein, dass er zur\u00fcck zur Familie nach D\u00e4nemark wolle, woraufhin ihn die herzensgute und naive F\u00fchrung des MSV f\u00fcr kleines Geld aus dem Vertrag lie\u00df, T\u00f8fting aber nur wenige Tage sp\u00e4ter von seinem eigentlichen Heimatverein wieder zum HSV wechselte. Im Jahr des Meisters der Herzen war er \u00fcbrigens derjenige, der bei Anderssons Freisto\u00df doof bzw. falsch in der Mauer rumsprang, und so Bayerns Titel und Schalkes weiteres Martyrium bewirkte. Da war mir aber schon lange egal, was T\u00f8fting, der HSV-Spieler, machte. Ich hatte mich in den mit eigenen Augen zu sehenden, so nur scheinbar hart arbeitenden, in Wirklichkeit aber elegant das Spiel verstehenden und zelebrierenden Stig T\u00f8fting verliebt, manuel-neueresk hatte ich ihm liebend gerne bei den Aufw\u00e4rmspielchen zugeschaut, mit welchem Talent er trotz seiner \u00e4u\u00dferen Erscheinung so ungemein virtuos mit dem Ball umzugehen wusste, mit seinen raum\u00f6ffnenden P\u00e4ssen, mit seiner am Fu\u00df klebenden Ballbehandlung und mit seinen fantastischen Freist\u00f6\u00dfen, f\u00fcr die er kaum je gew\u00fcrdigt wurde, mir aber immer mehr ins Herz wuchs.<\/p>\n

Ja, sp\u00e4ter hat er in diversen d\u00e4nischen Fastfoods andere Menschen verhauen und ging daf\u00fcr sogar in den Knast, ja, er ist \u00fcberm\u00e4\u00dfig t\u00e4towiert, was mir an sich \u00fcberhaupt nicht gef\u00e4llt, aber Verzauberung kann man sich eben nicht aussuchen.<\/p>\n

[Hier Foto von meiner Badezimmerschrankinnenseite mit einem Kicker-Ausschnitt von Stig T\u00f8fting einf\u00fcgen.]<\/p>\n

Es w\u00e4re mir unangenehm und es w\u00e4re sinnlos den Trainer hier jetzt vorzustellen. Es ist mir eine Riesenehre hier Platz f\u00fcr eines seiner literarischen Leckerbissen zu schaffen.\u00a0DANKE daf\u00fcr!<\/em><\/p>\n

Wer die Gelegenheit hat einmal einer seiner Lesungen beizuwohnen. Macht das! Der Sohn spricht heute noch davon. Termine und Infos findet ihr auf des Trainers Homepage<\/a>.<\/em><\/p>\n<\/div>\n

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