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# 40 Marco liebt den FC Bayern

Dies ist ein Brief für meinen Sohn. Eine Vielzahl netter Menschen hat sich die Zeit genommen um Jay-Jay ein paar Zeilen nieder zu schreiben und ihm Details zur Findung ihrer Fußballliebe zu verraten. In dieser Woche veröffentlichen wir jeden Tag um 09:31 Uhr (Fragen Sie nicht) eines der großartigen Werke unterschiedlichster Autoren. Innerhalb weniger Monate ist vielleicht sogar mit einer Antwort des Sohnes zu rechnen. Alle Briefe und Antworten findet man dann hier. Den ein oder anderen Posteingang könnten wir übrigens noch vertragen. Was es mit dieser ganzen Briefaktion überhaupt auf sich hat, kann man hier nachlesenWir sind übrigens noch aktiv auf der Suche nach Briefen von Fans der SpVgg Fürth, Darmstadt 98, VfL Bochum, FC Ingolstadt, Karlsruher SC, SV Sandhausen, Eintracht Braunschweig, 1.FC Heidenheim, 1860 München, VFR Aalen, dem 1 FC Nürnberg, FSV Frankfurt, Erzgebirge Aue, FSV Mainz 05, SC Paderborn, Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt, FC Augsburg und vom SC Freiburg. Wir nehmen aber auch noch Briefe von Fans kleiner, unbekannterer Vereine auf. 

Wie den Brief von Marco, der Fan eines kleineren, unabhängigen Vereinsstaates im Süden ist.

Viel Spaß damit.

 

Mein Name ist Marco und dein Vater kennt mich bei Twitter unter dem Nick @Schnumbi. Warum Schnumbi? Du, dies ist eine andere und etwas längere Geschichte. Ich weiß wir beide kennen uns nicht persönlich aber im Geiste sind wir schon länger miteinander verbunden. Vorab möchte ich dir ein verraten. Ich habe ein kleines Handicap. Seit 1984 sitze ich in einem Rollstuhl. Geschuldet ist das Ganze, weil ich mal wieder nicht auf meine Eltern hören wollte und auf Bäume geklettert bin. Dies sei aber auch nur mal am Rande erwähnt, denn auch ich möchte dir heute erklären, wie ich zu meinem Lieblingsverein gekommen bin. Dazu musst du Folgendes wissen:

Aufgewachsen bin ich in der DDR, einem Land, welches es heute gar nicht mehr gibt. Warum? Dies müsste dir vielleicht dein Vater mal genauer erklären. In meiner Kinderzeit spielte ich auch in der heimischen Schüler Auswahl. Fan war ich eher von Vereinen aus der Region, wie Carl-Zeiss-Jena oder Motor Suhl.FC-Bayern-München-Logo Wie finde ich jetzt die Überleitung zum ­FC Bayern? Denn jener FC Bayern ist seit knapp 30 Jahren mein Verein. Eigentlich ist dieser Umstand meiner Mutter geschuldet, die sich familiär neu orientiert hatte. Sie hat neu geheiratet und das erste Geschenk meines Stiefvaters waren ein paar Fußballschuhe und ein Wimpel des FC Bayern. Damals war ich gerade 11 Jahre alt.

Dieser Wimpel, den ich geschenkt bekam, verfolgte mich natürlich fortan. Er bekam einen Ehrenplatz in meinem Zimmer. Die Erfolge des Vereins prangerten darauf in großen Lettern. Das machte mich neugierig. Und so zog mich der Verein nach und nach immer mehr in seinen Bann. Es war nicht einfach in meiner damaligen Heimat brauchbares Material über den ­FC Bayern zu bekommen. Zeitschriften wie Kicker oder Sportbild gab es bei uns nicht zu kaufen und Internet gab es damals noch nicht. So blieb es einem nur vorbehalten jeden Samstag die Spiele im Radio zu verfolgen oder später am Abend in der ARD-Sportschau und dem ZDF-Sportstudio.

Damals war ich sehr traurig. Ich konnte meine Idole wie gesagt nur am Fernseher betrachten. Ich hatte leider nicht die Möglichkeit ein Spiel vor Ort im Stadion zu besuchen. Umso mehr freute ich mich, als die Wende kam. Von nun an stand es mir frei, wann und wo ich meine Idole, damals waren dies, Matthäus und Effenberg, sehen kann. Mein erstes Spiel, welches ich im Olympiastadion verfolgte war, Bayern gegen Gladbach. Es war in der Saison 91/92. Auch wenn das Münchner Olympiastadion damals nicht voll war, so muss ich sagen, dass die Atmosphäre mich in ihren Bann gezogen hat und der Nachmittag für mich ein prägendes Ereignis war. Wir gewannen damals übrigens mit 3:0. Mein erstes Auswärtsspiel besuchte ich im Juni 93. Es war die Partie Schalke 04 gegen Bayern München, welche 3:3 endete, dies hatte zur Folge, dass man die Meisterschafft verpasste.

Du siehst, viele kleine Puzzleteile ergeben ein ganzes Bild. Ich habe keine Ahnung, was passiert wäre, wenn mein Stiefvater mir damals ein Wimpel von Schalke oder Dortmund geschenkt hätte. Wahrscheinlich würde ich dir dann hier schreiben, wie ich Fan von eben jenem Verein geworden bin. Vielleicht gibt oder gab es ja bei dir auch schon so einen einprägsamen Moment.

Über die Jahre hinweg ist die Liebe zu meinem Verein geblieben und ich merke sogar, dass es von Jahr zu Jahr noch mehr und noch intensiver wird. Das liegt zum Teil auch daran, dass ich seit einigen Jahren versuche jedes Spiel der Bayern ob im Fernseher oder im Stadion zu verfolgen. Es gab viele Momente die einen mit der großen Bayernfamilie zusammenschweißten. Egal ob es die Champions League Niederlagen in den Jahren 1987,1999 oder 2012 waren oder eben die Siege 2001 oder im letzten Jahr im Londoner Wembley Stadion, wo ich Live dabei sein durfte. Solche Erlebnisse schweißen zusammen. Wie sagt man so schön? „In guten wie in schlechten Zeiten“ Der Verein ist quasi wie eine Ehe. Dabei sollte es auch keine Rolle spielen, ob dein Lieblingsverein gerade Erfolg hat oder nicht. Wenn man einmal dabei ist und das Gefühl hat, es lässt einen nicht mehr los, dann ja dann lieber Jay Jay weißt du, dass der Verein mehr ist als nur ein Stadionbesuch.

Ich hoffe ich konnte dir mit meinen paar Zeilen ein Lächeln in dein Gesicht zaubern und wer weiß, vielleicht stehen wir beide irgendwann mal in der Allianz Arena nebeneinander und feuern zusammen den FC Bayern an.

Also ich wünsche dir zusammen mit deinem Papa viel Spaß auf euren weiteren Touren durch die Stadien dieser Republik.

 

 

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