Dies ist ein Brief für meinen Sohn. Eine Vielzahl netter Menschen hat sich die Zeit genommen um Jay-Jay ein paar Zeilen nieder zu schreiben und ihm Details zur Findung ihrer Fußballliebe zu verraten. In dieser Woche veröffentlichen wir jeden Tag um 09:31 Uhr (Fragen Sie nicht) eines der großartigen Werke unterschiedlichster Autoren. Innerhalb weniger Monate ist vielleicht sogar mit einer Antwort des Sohnes zu rechnen. Alle Briefe und Antworten findet man dann hier. Den ein oder anderen Posteingang könnten wir übrigens noch vertragen. Was es mit dieser ganzen Briefaktion überhaupt auf sich hat, kann man hier nachlesen. Mit Simones Brief über ihre Liebe zum 1.FC Kaiserslautern erreicht uns nicht nur der erste Brief für diesen Verein, sondern der erste Brief eines Nicht-Twitterers, was natürlich bei mir die Hoffnung aufkommen lässt, dass sich vielleicht außerhalb des Twitter-Netzwerks noch Briefe einholen lassen von Vereinen deren Fans ich über das soziale Netzwerk nicht überzeugen konnte. Simone hat einen Brief geschrieben nachdem sie von unserem Projekt zufällig in einem Fanforum gelesen hat. Vielleicht mag ja der ein oder andere in seinem Vereinsforum ebenfalls auf uns aufmerksam machen. Wir stoppen nicht vor 1895 Briefen und mit der SpVgg Fürth, Darmstadt 98, VFL Bochum, FC Ingolstadt, Karlsruher SC, SV Sandhausen, Eintracht Braunschweig, 1.FC Heidenheim, 1860 München, VFR Aalen, dem 1 FC Nürnberg, FSV Frankfurt, Erzgebirge Aue, FSV Mainz 05, SC Paderborn, Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt, FC Augsburg, SC Freiburg und dem SC Husen Karl ja durchaus noch einige Perlen aus dem Portfolio der WeltmeisterligaundauchdiezweiteLigaistdiebestederWelt. Es ist aber auch nicht so, dass wir nicht noch ein paar BVB Briefe, Schalker Liebesbekundungen oder FC Bayern Kundenzufriedenheitsäußerungen gebrauchen könnten. Oder auch mal etwas ganz exotisches. 1.FC Köln Briefe oder so. Wir freuen uns über alle. Ehrlich.
Vielen Dank an Simone!
Lieber Jay-Jay,
mein Name ist Simone und ich bin Fan vom 1.FC Kaiserslautern. Ich wohne in der Pfalz und so sind meine Eltern FCK-Fans, mein Opa war FCK-Fan und auch viele andere Leute, die ich kenne. Bei meinem 1. Stadionbesuch im Januar 1998 war ich 11 Jahre alt. Es war ein Testspiel gegen Levski Spartak Sofia, das Kaiserslautern 1:0 gewann. Ich stand in der berühmten Westkurve und obwohl ich in der 2.Halbzeit eiskalte Füße hatte, gefiel es mir richtig gut. 4 Monate später wurde Kaiserslautern Deutscher Meister. Die ganze Region war total stolz, ich auch. Mit meinem Vater und Bruder besuchte ich im August 1998 das Auswärtsspiel bei 1860 München, Lautern gewann 2:1. Es machte mich mächtig stolz, als der Stadionsprecher am Ende sagte: „Die Löwen haben zwar verloren, aber immerhin war es der Deutsche Meister, der uns besiegt hat“. Man konnte spüren, dass es großartig war, was dieser kleine Verein erreicht hat. Gerade aufgestiegen, 2x die Bayern besiegt und Meister geworden! Wahnsinn!
In den nächsten Jahren fuhr ich immer mal wieder mit auf den Betzenberg, beschränkte mich ansonsten aber darauf, die Zusammenfassungen der Bundesliga in der Sportschau oder bei ran zu schauen.
Erst 2003 änderte sich das gründlich. Lautern hatte gerade das Pokalhalbfinale gewonnen, da stellte ich die Regel auf: „Papa, wir fahren nach Berlin“. Mein Vater hatte also die schwierige Aufgabe, Karten für dieses hoch gefragte Spiel zu bekommen. Er griff dann zu einem Trick, wir traten in einen FCK-Fanclub ein, weil dieser Karten hatte und Mitglieder bevorzugt wurden. So fuhren wir mit 50 Personen im Bus nach Berlin. Das Spiel war schnell entschieden, schon nach 8 Minuten führte Bayern 2:0, aber die Stimmung im FCK-Block war -wie schon vorher in der Stadt- gigantisch und weil wir nach einer schwierigen Saison doch noch den Klassenerhalt geschafft hatten, war das Finalergebnis fast egal. Kurz vor Schluss gelang Klose noch das 1:3, was gefeiert wurde wie der Führungstreffer.
Die Leute vom Fanclub erzählten uns, dass sie zu jedem Heimspiel fahren und fragten meinen Vater und mich, ob wir in der nächsten Saison Dauerkarten nehmen wollen. Wir wollten. (Eigentlich dachte ich: ein Jahr lang kann man mal jedes Spiel hochfahren. Ich hab immer noch eine Dauerkarte…)
Beim 1. Spiel der neuen Saison stellten wir uns in der Westkurve in Block 9 zufällig in die 8. Reihe und beim 2. Spiel wieder. Beim 3. oder 4. Spiel nicht, aber da sagte einer der Reihe-8-Leute: „Ihr müsst euch wieder zu uns stellen, wir müssen doch zusammen jubeln!“ Gesagt, getan. Dieses Spiel lief dann so, dass Lautern in der Nachspielzeit das 1:0 machte. Der Jubel war grenzenlos. Auch wenn die restliche Saison nicht so erfolgreich war, alleine diese Momente nach dem Last-Minute-Sieg waren großartig und entschädigten mich für vieles. In den folgenden Jahren wurde die Bindung zu den Leuten, die im Stadion immer um uns herumstehen, immer größer. Wir feiern zusammen, wir jubeln zusammen, tauschen alle 2 Wochen Neuigkeiten aus und reden über die Fußballspiele, die in der Zwischenzeit waren, geplante Auswärtsfahren und ähnliches. Wir leiden auch zusammen, wenn es mal nicht so gut läuft. Aber immer stehen wir hinter dem FCK. Wir fühlen uns den Fans überlegen, die nur gegen attraktive Gegner kommen oder wenn wir gerade eine Siegesserie haben. Wir sind so gut wie immer da (ich hab in 11 Jahren 4 Heimspiele versäumt und da hab ich die Regel, dass ich dann ein anderes Spiel dieser Gastmannschaft besuche, weil ich jeden Gegner jede Saison mindestens einmal live sehen will).
Ich bin mir sicher, dass ich für immer FCK-Fan bleibe. Unabhängig davon, in welcher Liga wir spielen, ob der Vorstand oder die Spieler mir zusagen usw. Ich bin emotional so sehr mit diesem Verein verbunden, dass das einfach dauerhaft sein muss. Inzwischen fahre ich auch jedes Jahr zu mehreren Auswärtsspielen, aber ich genieße es auch, Spiele mit Bekannten in der Kneipe zu gucken. Eine Auswärtsdauerkarte kommt vorerst nicht in Frage. Aber meine Heimdauerkarte werde ich behalten.
Liebe Grüße,
FCK-Fan-Simone
P.S.: Ich kann dir das Buch empfehlen: 111 Gründe, den FCK zu lieben (gibt es auch von anderen Vereinen, also wenn du mal eine engere Auswahl getroffen hast, von welchem Verein du Fan werden möchtest, lies doch mehrere dieser Bücher. Da sind viele spannende und wissenswerte Anekdoten rund um die Vereine enthalten)