Ich habe nicht viel gelernt im Kontext Autismus, ich war viel zu sehr auf Jason als Persönlichkeit konzentriert, was mich aber darin bestätigte, dass es mir genau so wenig, wie ihm selbst gelingt Autismus von seiner Persönlichkeit zu trennen. Jason hat keinen Autismus, Jason ist auch keinesfalls an Autismus erkrankt. Jason ist Autist. Er ist autistisch 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Natürlich gibt es das nach außen hin, insbesondere bei gut auf neue Situationen vorbereiteten Momenten, hochfunktional, aber es gibt eben auch Momente, wo Jason völlig überfordert wie ein Häufchen Elend in der Ecke sitzt. Jason ist Autist.Immer. Er hat nichts was man abstreifen oder von seiner Persönlichkeit trennen kann. Viel besser noch:
Muss man auch nicht.
Identity-First Language, wie „Autist:in,“ ist eine angemessene und respektvolle Art, über Autist:innen zu sprechen. Indem wir die Identität als Autist:in betonen, erkennen wir an, dass Autismus ein integraler Bestandteil ihrer Persönlichkeit ist. Ähnlich wie wir „Christen“ sagen, anstatt „christliche Menschen,“ um die religiöse Identität hervorzuheben, sollten wir die Identität von Autist:innen respektieren und nicht versuchen, sie von ihrer Behinderung zu trennen.
Identity-First Language ermöglicht es Autist:innen, stolz auf ihre Identität zu sein und ihre Einzigartigkeit zu feiern. Es betont, dass Autismus nicht nur eine Diagnose oder ein Zustand ist, sondern eine grundlegende Art und Weise, wie Autist:innen die Welt erfahren und sich in ihr ausdrücken. Ähnlich wie wir anderen Gruppen erlauben, ihre Identität zu benennen und zu betonen, sollten wir Autist:innen die gleiche Anerkennung geben.
Verwenden wir „person-first language“ und sagen „Mensch mit Autismus,“ implizieren wir, dass Autismus etwas Negatives oder Belastendes ist, das von der Person getrennt werden sollte. Dies kann als abwertend und entmenschlichend empfunden werden, da es suggeriert, dass Autist:innen ohne Autismus besser wären. Das ist inakzeptabel und verstärkt Vorurteile und Missverständnisse über Autismus.
Indem wir Identity-First Language verwenden, zeigen wir auch, dass wir Autist:innen als gleichwertige Mitglieder unserer Gesellschaft anerkennen, die das Recht haben, ihre eigene Identität zu definieren. Wir respektieren ihre Selbstbestimmung und geben ihnen die Möglichkeit, ihre eigene Sprache zu wählen, um sich auszudrücken. Gleichzeitig vermeiden wir, die Autist:innen in eine Opferrolle zu drängen, indem wir ihre Identität als etwas Trennendes oder Negatives darstellen.
Im Einklang mit den Prinzipien der Inklusion und Anerkennung der Vielfalt sollten wir also Identity-First Language wie „Autistin oder Autist“ nutzen, um die Identität von Autist:innen zu würdigen und zu respektieren. Es ist eine Frage der Würde und des Respekts gegenüber der Selbstdefinition und Identität der betroffenen Personen, ähnlich wie wir dies in anderen gesellschaftlichen Kontexten tun.
Andrea (dey/they/them/ND)
Danke Mirco – von einem nicht-binären, autigender „Identität zuerst“ Menschen. <3