Inhaltsverzeichnis
Die Wochenendrebellen sind für den Grimme Online Award nominiert! Zu Feier dieses großartigen Erfolges scheibe ich in meinem heutigen wissenschaftlichen Beitrag etwas zum Namensgeber sowohl des Grimme Online Awards, als auch des Grimme-Preises – Adolf Grimme.
Schulische Laufbahn
Geboren ist Adolf Grimme 1889 in Goslar in Niedersachsen. Dabei hatte er aus meiner Perspektive das große Glück, dass ein Vater damals Bahnhofsvorsteher war. Das ist leider einer der schönen Berufe, die mit der Privatisierung der Bahn in Deutschland verschwanden, schließlich durften Bahnhofsvorsteher meist eine Dienstwohnung im Bahnhofsgebäude bewohnen und das Geschehen koordinieren.
Adolf Grimme selbst ist im Flecken Weferlingen in der Stadt Oebisfelde-Weferlingen zur Schule gegangen, es war eine Volksschule. Anschließend ging er aufs Gymnasium in Sangershausen und auch in Hildesheim. Dort machte Adolf Grimme auch Abitur.
Später studierte er Germanistik und auch Philosophie, in Halle. Göttingen und München. Einer seiner Dozenten war dabei der berühmte Philosoph und Mathematiker Edmund Husserl, der Begründer der Phänomenologie. Diese philosophische Strömung sieht reale Erscheinungen als einzige Möglichkeit der Erkenntnisgewinnung, also Phänomene.
Politisches Engagement
Zur Zeit seines Studiums begann auch das politische und gesellschaftliche Engagement von Adolf Grimme, er war Teil der Freistudentenschaft. Diese Bewegung verpflichtete sich zwar zu parteipolitischer Neutralität und wollte auch zu allgemeinen politischen Fragen keine Stellung beziehen, wurde jedoch dennoch häufig als Akteur des Klassenkampfes wahrgenommen.
Nach sechs Jahren beendete Adolf Grimme sein Studium 1914 und wurde in der ostfriesischen Stadt Leer Studienassessor, ein akademischer Titel. 1919 wurde er dann in Hannover Studienrat, er war also Beamte und durfte unterrichten. Schon ein Jahr zuvor trat er dann aber auch einer politischen Partei bei, der Deutschen Demokratischen Partei (DDP).
Die DDP repräsentierte zunächst den Linksliberalismus, doch bereits ab 1920 verlor sie stark an Stimmen und war in vielen wichtigen Fragen zerstritten, etwa dem Vertrag von Versailles oder auch der Frage, welches wirtschaftliche System in Zukunft gelten sollte. Auch gelang es nie, eine eigene Parteizeitung zu etablieren. 1920 verließ Adolf Grimme die DDP wieder.
1922 wurde der bekannte DDP-Politiker und Reichsaußenminister Walther Rathenau ermordet, danach trat Adolf Grimme der SPD bei. Sein gesamtes politisches Engagement schwenkte zu dieser Zeit um, er wurde auch Mitglied des Bunds Entschiedener Schulreformer, die Vereinigung setzte sich für eine Reform des Bildungswesens der Weimarer Republik ein, anstatt Nationalismus und Völkerkunde sollten die Ideale von Würde und Freiheit vermittelt werden.
Adolf Grimme galt als Sozialist, er war aber auch religiös, daher trat er dem Bund der Religiösen Sozialisten bei, er beschäftigte sich viel mit dem Zusammenhang zwischen Christentum und Sozialismus, akzeptierte und respektierte aber auch jede andere Glaubensrichtung. Bekannt geworden ist seine Aussage:
„Ein Sozialist kann Christ sein, ein Christ muss Sozialist sein.“
Anschließend ging er seine akademische und politische Laufbahn weiter, erst wurde er zum Oberstudienrat und später zum Oberschulrat in Magdeburg befördert. Er saß für die SPD im Preußischen Landtag und war Bevollmächtigter für Preußen im Reichsrat. Adolf Grimme war auch im Preußischen Kultusministerium angestellt und Referent des Kultusministers Carl Heinrich. Zuletzt war er selbst Kultusminister, es war die letzte demokratisch gewählte Regierung in Preußen vor dem Nationalsozialismus.
1933 wurde es aus seinen Ämtern enthoben, auch seine Mitgliedschaft im Preußischen Landtag für die SPD endete im Jahr der Machtergreifung der Nazis.
Adolf Grimme im Nationalsozialismus
Als Sozialist war Adolf Grimme im Nationalsozialismus geächtet, ein normales Leben war ihm nicht möglicht, genauso wie irgendeine Anstellung oder gar ein Amt – er hatte oft Schwierigkeiten, über die Runden zu kommen. Aber insgeheim arbeitete er weiter an Werken und Schriften, lediglich beim Verlag Walter de Gruyter, einer der wenigen deutschen nicht-Nazi-Verlagen zu dieser Zeit konnte er als Korrektor arbeiten.
Über Freunde aus einem politischen Engagement während seines Studiums kam er auch in Kontakt mit Widerstandsbewegungen, besonders über seinen Freund Adam Kuckhoff, der später von den Nazis zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. Sein Kontakt mit den als Rote Kapelle bekannten Widerstandsgruppen rückte sie ins Visier der Geheimen Staatspolizei.
Sein Haus wurde durchsucht und ihm wurde vorgeworfen, er wüsste von den Plänen des Hochverrats seitens der Roten Kapelle, daher wurde er zu drei Jahren im Zuchthaus, also einer besonders harten Freiheitsstrafe verurteilt, die er 1943 antrat. Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde er 1945 befreit.
Nach dem Krieg
Bei der britischen Besatzungsmacht stand er von Anfang an gut, er wurde zum Regierungsdirektor benannt und war für Kunst, Wissenschaft und Bildung zuständig. Als Hannover für kurze Zeit zum Land wurde, war Adolf Grimme Minister für Erziehung dort. Später war er zudem der erste Kultusminister im neu gegründeten Niedersachsen und Mitglied des ersten niedersächsischen Landtags.
Auch sein Engagement in der SPD konnte er fortsetzen, er war sogar im Parteivorstand. Als niedersächsischer Bildungspolitiker war er auch Präsident der Studienstiftung des deutschen Volkes. Als Kultusminister war er zudem im Verwaltungsrat des Nordwestdeutsche Rundfunks und später dessen Vorsitzender.
Adolf Grimme ging erst in Pension, als der Nordwestdeutsche Rundfunk 1955 in den Westdeutschen und den Norddeutschen Rundfunk geteilt wurde, das war zu seinem 66. Geburtstag. Anschließend ging er in den Ruhestand, den verbrachte er in den Alpen in Brannenburg nahe Rosenheim am Inn.
Adolf Grimme starb am 27.August 1963 im Alter von 73 Jahren in Degerndorf am Inn, einem Stadtteil von Brannenburg. Begraben ist er am Stadtfriedhof Engesohde in Hannover, dort sind auch zahlreiche andere Politiker begraben.
Das Grimme-Institut
Das nach Adolf Grimme benannte Grimme-Institut – Gesellschaft für Medien, Bildung und Kultur mbH, früher Adolf-Grimme-Institut wurde erst später begründet, der von ihm ausgegebene renommierte Grimme-Preis wird seit 1964 jährlich in Marl verliehen.
Vom Grimme-Institut wird seit 2001 auch der Grimme Online Award vergeben, eine Art Pendant für Online-Projekte. Er wird in vier Kategorien gegeben:
Information
Wissen und Bildung
Kultur und Unterhaltung
Spezial
Zusätzlich wird auch ein Publikumspreis vergeben, ansonsten entscheidet eine Jury über die Preisträger. Oder um es mit den Worten von Gaius Iulius Caesar zu sagen:
Ich kam. Ich sah. Ich siegte.
Nachtrag: Ich hatte Recht.
Renate Abel
Herzlichen Glückwunsch zum Grimme-Preis und schönen Urlaub! Liebe Grüße an Euch beide!