1.FC Köln-SC Paderborn, 09.03.2013
Hennes. EFFZEH. Köln. Das wird kein schöner Beitrag, aber da müssen wir jetzt durch. Wir besuchten den 1.FC Köln im Zweitliga-Heimspiel gegen den SC Paderborn.
Vom Schulweg, bis zum Ablauf beim Decken des Frühstücks-Tisches, Bettgeh-Rituale. Jede Kleinigkeit unterliegt bei Jason Regeln und Ritualen, die ihm anscheinend den notwendigen Halt im Alter geben. Das ist manchmal unumgehbar schmerzhaft. Problem eins ist, dass es Regeln gibt zu deren Brechen man quasi gezwungen wird und Problem zwei ist, dass es sich oftmals um Banalitäten zu handeln scheint, die aber für Jason von immenser Bedeutung sind.
Wie umgeht man denn die Regel, dass man in frisch gefallenen Schnee nicht reintreten darf, wenn man morgens aus der Tür kommt und alles zugeschneit ist? Wie stellt man sicher, dass Deutschland gegen Italien gewinnt? Wie schreibt man in der Schule jedes Mal den besten Mathe-Test? Wie repariert man einen Apfel von dem die kleine Schwester abgebissen hat? Wie repariert man ein in 1000 Splitter zersprungenes Wasserglas? Wie macht man Geschehenes rückgängig?
Tausende Regeln. Und jede gebrochene Regeln führt zu Tränen und Trauer und seelischem Schmerz und üblen Ausrastern. Die Ausraster sind mir aber lieber. So lange er mich beschimpft und anschreit hat er selbst keinen Seelenschmerz, denke ich mir. Vielleicht wirkt das wie ein Ventil für ihn.
Er hat, ein vom Papier her nicht einmal sonderlich spektakuläres Zweitligaspiel mit mehrstündiger Anreise über die Einhaltung seines Regelwerks gestellt. Hennes würde den Harlem Shake tanzen wenn er wüsste was das bedeutet. Auf nach Köln.
Er stritt zwar den ganzen restlichen Tag ab, dass wir so früh aufgestanden sind, aber diesen Selbstschutz kannte ich bereits. Als es uns nach 4 Jahren und gefühlten 137 Anläufen gelang einen Friseur zu besuchen erzählte er uns auch im Anschluss die Geschichte des Schnippinators den er besucht hatte. Es muss sich seiner nach Beschreibung um eine Friseurähnliche Berufsgruppe handeln. Zu einem Friseur würde er schließlich niemals gehen.
Nun also Köln. 4,5 Stunden Zugfahrt lagen vor uns. Genügend Zeit um über das Vorabend Erlebnis nachzudenken.
„Papa, bin ich jetzt eine Legende?“
( Fussballhistorisch interessierter Sohn nach dem ersten Fussballtraining und einem Abstaub-Abprall-Zufallstreffer gegen einen 3 Jahre jüngeren Bambinitorwart)
Soso, Köln. In Verbindung mit meiner abgeschlossenen Fanfindung wäre ein EFFZEH-Sohn wohl so ziemlich das letzte was man im Hause gebrauchen kann. Ich wehrte mich intensivst dagegen meinen Sohn unterschwellig zu beeinflussen.
„Gut, dass wir nicht geduscht haben; Sohn. Wir fahren nach Köln. Wir müssen uns anpassen“
Gedacht, doch nicht gesagt und mittlerweile auch mit anderen Sorgen ausgestattet. Dank meiner für alle Vereinsfarben offenen Twitter Timeline lassen sich trotz unserer knappen Anreisen immer noch kurzfristig wichtige Informationen einholen. So erfuhr ich auch, dass es bei Anstoss 13:00 Uhr und Ankunft 12:20 Uhr am Kölner HBF knapper werden könnte als ich vermutete.
Für mich stellt es kein großes Problem dar den ganzen Eröffnungsfirlefanz zu verpassen und vielleicht erst zur 5. Spielminute einzutreffen, aber mein Sohn hat in Verbindung mit unseren Touren klare Regeln. Wir müssen jede Mannschaft mindestens einmal im eigenen Stadion sehen.
Und…..
es darf keine Spielsekunde verpasst werden.
Diese Regel stellt uns beim Toilettengang schon vor Herausforderungen , aber selbst das klappte bisher.Diesmal sollte es schon bei Anreise nicht funktionieren. Trotz Umstieg ins Taxi nach Ankunft wegen verpasster Bahn und einem sehr optimistischem Taxifahrer:
„Janz , janz locker pack mer doss“
Wir hasteten die Treppe des Blocks O18 hoch als der Anpfiff ertönte. Die gesetzlichen Vorgaben der „Mannschaft-für-Sohn-Findungskommission“ kennen in diesem Fall keine Grauzone. Das Spiel wird nicht gewertet. Das bedeutet wir müssen innerhalb dieses Projekts erneut nach Köln reisen um ein Heimspiel des 1.FC Köln zu sehen. Ein Umstand den mein Sohn ausserordentlich genoss. Er ging also auch mit diesem Regelverstoß entspannt um. Anscheinend hatte er realisiert , dass dies das Projekt in die Länge zieht.Mehr Spiele, mehr Stadien,mehr Touren.
Der Weg scheint das Ziel und dieser Umstand ist ebenfalls eine mehr als wichtige Erkenntnis für mich.
„Der Wiese sieht auf dem Kopf aus wie meine Playmobilfigur“
(Sohn in der Beurteilung von Spielerfrisuren beim Heimspiel der Eintracht aus Frankfurt gegen TSG Hoffenheim)
Der EFFZEH arbeitete übrigens mit allen Tricks um innerhalb unseres Projekts meinen Sohn auf die dunkle Seite des Rheins zu ziehen. Mein Sohn mag den 1.FC Köln. So viel kann ich auch ohne Beendigung des Projekts schon sagen. Warum? Ihm gefällt das Geissbockgeblöke vor dem Anzeigen von Zwischenständen aus anderen Stadien. Tolles Kriterium,oder?
Es ist ein total beruhigendes Gefühl tausende von Euro und unendlich viele Stunden in ein Projekt zu investieren an dessen Ende das Ergebnis vom Brunftschrei eines alten Ziegenbocks entscheidend beeinflusst werden könnte. Was mache ich da eigentlich? Der 1.FC Köln gewann mit 3-0. Was ein Scheiß-Tag.
„Setz Dich jetzt sofort neben mich!“
(Sohn sitzend inmitten der Stehplätze in der Schalker Nordkurve gegen Fortuna Düsseldorf während die Menge skandiert: Steht auf , wenn Ihr Schalker seid!)